Editorial

„Terrorismus ist das Symptom und nicht die Krankheit. Wir können den Terrorismus nicht bekämpfen, indem wir uns an ihm beteiligen. Auf einen terroristischen Akt mit einem kriegerischen Akt zu antworten, bedeutet in einer seltsamen Weise ihn zu ehren. (…) Ich bin nicht gegen den Krieg in Afghanistan, weil ich vom Wesen her antiamerikanisch oder für die Taliban bin, sondern weil ich grundsätzlich gegen Gewalt bin.“ (Arundhati Roy, bekannteste Autorin Indiens, am 15.11.2001)

„Mein Ja war eigentlich ein Nein.“ (Die Grüne Antje Vollmer, nachdem sie am 16.11. im Bundestag Schröder das Vertrauen schenkte und zugleich dem Kriegseinsatz der Bundeswehr zustimmte.)

Liebe Leserinnen und Leser,

als die NATO 1999 Jugoslawien bomardierte, bekam die GWR-Redaktion viele Briefe, in denen wir wegen unserer Anti-Kriegs-Aktionszeitungen als „Faschisten“ und „Schergen der Serben“ beschimpft wurden. Das haben wir damals ebensowenig dokumentiert, wie die zahlreichen Abokündigungen grüner Kreisverbände, die aufgrund der grünen Kriegspolitik offensichtlich auf antimilitaristische Publikationen á la Graswurzelrevolution verzichten wollten.

Seit Erscheinen der Anti-Afghanistankriegs-Ausgaben GWR 262 und GWR 263 haben wir erst einen anonymen „Hetz“-Brief (eines US-Amerikaners) erhalten. Dafür melden sich bei uns Soldaten, die sich nicht an einem Angriffskrieg gegen Afghanistan, Irak, Sudan oder einen anderen „Schurkenstaat“ beteiligen und deshalb jetzt den Kriegsdienst verweigern wollen (1). Das ist ein Lichtblick in finsteren Zeiten. Es lässt hoffen, dass viele SoldatInnen verweigern, desertieren, sabotieren und so den Kriegsverbrechern in Berlin, Washington, London,… einen Strich durch die Rechnung machen werden.

Am 24.8.1992 setzten mehrere hundert Nazis unter dem Beifall von 3.000 Schaulustigen in Rostock-Lichtenhagen ein von Flüchtlingen und vietnamesischen VertragsarbeiterInnen bewohntes Wohnheim in Brand und versuchten die BewohnerInnen zu töten. Der verschleppte Prozeß gegen (lediglich) drei der Täter begann am 15.11.2002 als Farce und wird voraussichtlich wegen Verjährung eingestellt. Das Thema Antifaschismus und vieles mehr, kommt in dieser GWR aus Platzgründen leider zu kurz. Ich hoffe, Ihr werdet sie trotzdem mit Gewinn lesen.

Mit li(e)bertären Grüßen, Euer

(1) Da wir als Redaktion keine KDV-Beratung machen, verweisen wir die Soldaten an die entsprechenden lokalen oder regionalen (T)KDV-Beratungsstellen (siehe auch Seite 19) z.B. der DFG-VK. Den aktualisierten "Sag nein!"-Desertionsaufruf u.v.m. findet ihr im Internet unter: www.graswurzel.net