Vom 16. Juni bis 30. September 2007 fanden in der westfälischen Provinzmetropole Münster zum vierten Mal seit 1977 die "Skulptur Projekte" statt (vgl. GWR 320). Skulpturen von 36 Künstlerinnen und Künstlern zierten den öffentlichen Raum der 270.000 EinwohnerInnen Stadt. Die internationalen Medien berichteten über die Kunstausstellung und beschrieben sie neben der Documenta als Jahreshöhepunkt für die Kunstwelt. Knapp 600.000 BesucherInnen aus aller Welt kamen nach Münster um die Skulpturen - von abstrakt bis provokativ und politisch - zu bestaunen.
Die Kunstschau findet alle zehn Jahre statt. Nach Ende der „skulptur projekte münster 07“ beriet die städtische Kunstkommission darüber, welche Kunstwerke die Stadt von den Künstlerinnen und Künstlern kaufen soll, um Münster weiterhin kulturell zu bereichern.
Neun Skulpturen wählte die Kunstkommission aus, darunter zwei „politische“ Skulpturen: „Unsettling the Fragments“ (Erschütterung der Fragmente) und „Münster Geschichte von unten/Paul Wulf“.
Das Kunstwerk „Unsettling the Fragments“ der Jüdin Martha Rosler zeigt einen Reichsadler ohne Hakenkreuz.
Es beschäftigt sich mit der NS-Vergangenheit Münsters. Die auch „Arkaden-Adler“ genannte Skulptur zeigt das Adleremblem des ehemaligen, unter der Leitung von Ernst Sagebiel 1935 errichteten Lufttransportkommandos der Wehrmacht. Der Reichsadler ist noch heute vor dem Lufttransportkommando der Bundeswehr – dem Nachfolger des Wehrmacht Luftkommandos – in Münster zu sehen. Das Hakenkreuz, das sich unter dem NS-Adler befand, wurde nach 1945 herausgemeißelt.
Roslers provokante, antifaschistische Skulptur macht auch darauf aufmerksam, dass das Nobelkaufhaus „Münster-Arkaden“ dem NS-Baustil Albert Speers nahe kommt.
Favorit der Kunstkommission ist die „Paul Wulf Statue“, die auch von den Leserinnen und Lesern der Münsterschen Zeitung zur beliebtesten Skulptur gewählt und im Juli von Münsters Obdachlosen mit dem „Berber-Preis“ geehrt wurde, als menschenfreundlichste Skulptur der Schau.
Die Statue ist ein Abbild des im Nationalsozialismus im Alter von 16 Jahren zwangssterilisierten Paul Wulf. Der Antifaschist wurde am 2. Mai 1921 geboren und wuchs unter proletarischen Verhältnissen auf. Aus finanziellen Gründen schickten die Eltern den jungen Paul 1928 in das Kinderheim des katholischen St. Vincent-Heims in Cloppenburg. Vier Jahre später wurde er in die jugendpsychiatrische Anstalt Marsberg verlegt, in der wegen Platzmangel „gesunde“ und „kranke“ Kinder zusammen lebten.
Statt einer Besserung der Lebensumstände für ihn kam es jedoch zu einer radikalen Verschlechterung – er kam im Heim erstmals mit „rassenhygienischen“ Maßnahmen der Nazis in Berührung. Der Leiter der Jugendpsychiatrie stellte Paul die Diagnose „angeborener Schwachsinn ersten Grades“ – nur weil er aus armen Verhältnissen stammte und wie wohl jedes Kind immerzu am spielen und toben war. Misshandlungen durch die vom Faschismus ideologisierten Angestellten der Psychiatrie waren Folgen der Diagnose. Paul Wulf wurde als „lebensunwert“ stigmatisiert. Die Misshandlungen bemerkten auch seine schockierten Eltern und taten alles um Paul aus den Fängen der rassistischen Heimleitung zu bekommen.
Der Preis für die Freiheit ihres Sohnes war jedoch hoch: Zwangssterilisation!
Aus Angst um das Leben ihres Sohnes stimmten seine Eltern zu – am 12. März 1938 wurde Paul Wulf im Paderborner Landeskrankenhaus zwangssterilisiert. Wie er selbst erzählte, eine brutale Prozedur. Umso schrecklicher, weil während der Zwangssterilisierung aus dem „Volksempfänger“ im OP-Saal jubelnde „Sieg Heil“-Rufe durch den Saal hallten – die Nazis waren gerade ins annektierte Österreich einmarschiert.
Die Paul Wulf Statue wurde von der Frankfurter Künstlerin Silke Wagner und dem Münsteraner Umweltzentrum-Archiv-Verein entwickelt.
Sie trägt zurecht den Namen „Münsters Geschichte von unten“ – die Statue ist eine Art Litfasssäule und wurde während der Skulptur-Projekte 2007 mit vier verschiedenen Themen plakatiert: Beginnend mit der „Lebensgeschichte und gesellschaftspolitischen Arbeit von Paul Wulf“ über die „Geschichte der Hausbesetzungen in Münster“ und „Politische Zensur von Texten in Deutschland von 1970 bis heute“ endend mit der Plakatierung „Anti-Atom-Bewegung in Münster“. Sehr abwechslungsreich. Selbst die internationale Ausgabe der renommierten New York Times, die International Herald Tribune, hatte die Skulptur auf der Titelseite – das hat selten ein Münsteraner geschafft.
Skandal!
Die Absegnung durch den städtischen Kulturausschuss war nur noch Formsache – denkste!
Sowohl die VertreterInnen der CDU als auch die der FDP verwehrten den beiden provokanten Skulpturen ihre Stimmen. Die Wellen schlugen während der öffentlichen Sitzung des Münsteraner Kulturausschusses am 7. November 2007 hoch: „Sie spucken auf das Grab von Paul Wulf!“, rief ein junger Mann aus dem Publikum.
Die Fraktion der Grünen beantragten Rederecht für ein Mitglied des nach dem Tod Paul Wulfs 1999 gegründeten „Freundeskreis Paul Wulf“, das jedoch mit der absoluten Stimmmehrheit von CDU und FDP verwehrt wurde. Eine Schulklasse, die sich während der Skulptur-Projekte mit Paul Wulfs Leben auseinander gesetzt hatte und extra zur Ausschusssitzung kam, war entsetzt vom arroganten Verhalten der CDU/FDP. Ebenso die vor den Kopf gestoßene Kunstkommission, in der übrigens auch Mitglieder von CDU und FDP sitzen. Der Direktor des Landesmuseums Dr. Hermann Arnold sprach von einem „fatalen Image-Schaden für die Stadt“.
Warum das ganze?
Politische Gründe machte die CDU nicht geltend. CDU-Vertreter Berthold Socha begründete die Ablehnung des Paul-Wulf-Standbildes mit einer Verletzung der Persönlichkeitsrechte: „Ich kannte Paul Wulf“, sagte Socha, „er würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er wüsste, dass er posthum zu einer Litfasssäule degradiert und mit Botschaften beklebt würde, die nicht die seinen sind“.
Dr. Bernd Drücke vom Freundeskreis Paul-Wulf, hat als Mitglied des Umweltzentrum Archiv Vereins das Projekt „Münsters Geschichte von unten“ sowie die dazugehörende Internetseite www.uwz-archiv.de mitentwickelt und die Plakattexte für die Skulptur geschrieben. Er war ein sehr guter Freund Paul Wulfs. Drücke widersprach Socha: „Wir haben bewusst Themen ausgesucht, die nicht in staatlichen Bibliotheken zu finden sind und mit denen sich auch Paul Wulf beschäftigt hat.“
Der Soziologe und Graswurzelrevolution-Koordinationsredakteur spielt hier auf die politischen Tätigkeiten Paul Wulfs an, der sich selbst als Anarchist und Kommunist verstand.
Wulf selbst lebte eine Zeit lang in besetzen Häusern, war in der Anti-Atomtod Bewegung gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr, in der Anti-AKW-, in der Anti-Kriegs und der Antifa-Bewegung aktiv. Der am 2. Mai 1921 geborene Antimilitarist setzte sich stark mit dem Nationalsozialismus und Zwangsterilisierungen auseinander und wurde zur Stimme der rund 350.000 durch die Nazis zwangsterilisierten Menschen, die sich für ihre Unfruchtbarmachung meist schämten und in der Öffentlichkeit nie wahrgenommen wurden.
Die Paul-Wulf-Skulptur in Münster wäre das einzige Denkmal für Zwangsterilisierte in ganz Deutschland.
Der Freundeskreis vermutet hinter der Ablehnung andere Gründe als CDU und FDP zugeben: Paul Wulf gehörte nie zur Münsteraner Elite, ganz im Gegenteil war er zeit seines Lebens arm. Das Bundesverdienstkreuz für seine gesellschaftlich wertvolle Arbeit nahm der Anarchist nicht zuletzt deshalb an, weil er dadurch eine höhere Rente erhielt. Paul Wulf war besonders für die CDU unbequem, da er in zahlreichen Ausstellungen CDUler und andere Menschen, die nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg ihre Karriere fortsetzten, als fanatische Nazis während des Dritten Reiches entlarvte. Hinter einem der Anschläge auf seine entlarvenden Ausstellungen vermutete Paul Wulf Rechte aus den Reihen der Jungen Union.
Die Paul Wulf-Skulptur wirkt auf heutige Rechte ähnlich provokativ wie in der Vergangenheit die von Paul Wulf zusammengestellten Ausstellungen. Während der Skulptur-Projekte 2007 gab es einen braunen Farbbeutelanschlag auf die Skulptur. Zweimal wurde die Brille des aus stabilem Epoxid-Zement bestehenden Standbildes durch gezielte Steinwürfe beschädigt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Täter aus ähnlichen Zusammenhängen kommen, wie diejenigen, die seinerzeit auf Paul Wulfs Ausstellungen Anschläge verübt haben.
Und auch das Verhalten von CDU- und FDP-Politikern steht in einer reaktionären Tradition. Da wirkten die Worte Hartmut Viehoffs (FDP) während der Sitzung des Kulturausschusses schon realsatirisch: „Wir arbeiten permanent und ständig an der Bewältigung unserer Geschichte“. Wer das glaubt, wird selig.
Während der Ausschusssitzung sollen nach Anwesendenberichten von Seiten der Wulf-Gegner auch die Worte „Wir wollen nicht dauernd an die Vergangenheit erinnert werden“ gefallen sein. Viele „Argumente“ der CDU und FDP Mehrheit scheinen an den Haaren herbeigezogen: so fürchten die Politiker, die Skulptur könnte oft beschädigt werden. Ein anderes „Argument“: die Skulptur könnte beklebt oder besprayt werden – während der Skulptur-Projekte 2007 gab es einen Farbbeutelanschlag auf die Skulptur, der wahrscheinlich auf das Konto von Rechtsextremisten geht. Zweimal wurde die Brille des aus stabilem Epoxid-Zement bestehenden Denkmals durch gezielte Steinwürfe beschädigt.
Die Politiker vergessen, dass jede Statue im öffentlichen Raum Ziel eines Anschlags werden kann. Und trotz zahlreicher antimilitaristischer Farbbeutelanschläge ist bisher noch kein CDU-Politiker auf die Idee gekommen, die überall in Münster stehenden militaristischen „Heldendenkmäler“ aus der wilhelminischen oder NS-Zeit zu entfernen.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Ablehnung der beiden antifaschistischen Skulpturen einen ideologischen Hintergrund hat: Was wäre wenn Paul Wulf liberal-konservativ gewesen wäre?
Nach zahlreichen LeserInnenbriefen und Kommentaren in lokalen und überregionalen Zeitungen ruderten die ParlamentarierInnen der FDP zurück und schoben alles auf die Münsteraner CDU: „Wir befinden uns […] in einer Koalition, die einvernehmlich abstimmt. Dazu stehen wir“, so die FDP-Fraktionschefin Carola Möllemann-Appelhoff.
Nach einigem Abwarten mischte sich der Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann (CDU) ein und erklärte die Diskussion für beendet – Argumente hat er keine und ob das, was in Münster läuft als Diskussion bezeichnet werden kann, ist zweifelhaft: die BürgerInnen sprechen sich in zahlreichen LeserInnenbriefen für den Erhalt der Paul Wulf Statue aus – die Paul Wulf-Gegnerinnen von CDU und FDP im Kulturausschuss ignorieren dies, wie auch schon das abgelehnte Rederecht während der Ausschusssitzung zeigte. Die Bevölkerung redet gegen die Wand.
„Ein Skandal ersten Ranges“, „Angst vorm kleinen Mann“, „Die sollten sich was schämen“… (Westfälische Nachrichten, 10.11. & 15.11.)
„Absturz ins Povinzielle“ (Lippische Landes-Zeitung, 17.11.)
„Biedermänner von CDU und FDP blamieren Münster nachhaltig“ (impuls, 18.11.)
„Kunst nervt Stadtrat“ (junge Welt, 19.11.) …
Die Welle der Empörung über diese Unverschämtheit war gerade erst angelaufen: auch in überregionalen Zeitungen wie der FAZ, art-Magazin, junge Welt und Ruhrnachrichten wurde über den Skandal berichtet.
Selbst konservative Zeitungen wetterten gegen die „Arroganz der Macht“ von CDU und FDP. Die FAZ kommentierte: „Mit der Entscheidung, ob auch den Arbeiten von Silke Wagner und Martha Rosler Bleiberecht gewährt wird, könnte der Rat der Stadt zugleich die Frage beantworten, ob Münster nach einem weltoffenen Sommer in einen provinziellen und womöglich bis zu den ‚Skulptur Projekten 2017′ dauernden Winterschlaf fällt.“ Im Internet wurde in zahlreichen Foren über den Skandal diskutiert.
Jürgen Lemke von der Kunstkommission lieferte sich einen heftigen Schlagabtausch mit dem Kulturausschuss und fühlte sich übergangen: „Wenn ein mehrheitlich getroffenes Votum des eingesetzten Fachgremiums für den Verbleib der beiden Skulpturen Rosler/Wagner in Münster keinen Einfluss auf die Entscheidungen in dieser Stadt hat, worin liegt dann der Sinn einer solchen Kommission?“
Der Strom der LeserInnenbriefe riss nicht ab und auch Paul Wulfs über 80-jährige, schwerkranke Schwester Agathe meldete sich in einem emotionalen Brief zu Wort: „Warum man die Skulptur nicht hier in Münster erhalten will, verstehe ich nicht. Die Skulptur macht doch deutlich, was mein Bruder wollte. Mein Bruder ging es um die Verbreitung unbequemer Wahrheiten. Die Verbrechen und Verbrecher der Nazizeit ließen ihn nicht los. Darüber wollte er berichten. Und darüber, wie dieses Gift weiterwirkt. Und er wollte sein Recht auf Wiedergutmachung und Anerkennung. Jahrzehntelang hatten die Leute Zeit, ihm dabei zu helfen. Jetzt wollen sie seine Skulptur loswerden. Sie sagen, um seine Rechte und Würde zu schützen. Das ist niederträchtig. Unter solcher Boshaftigkeit hat mein Bruder sein Leben lang gelitten.“
Nachspiel
Die knappe Entscheidung des Kulturausschusses in der Sitzung vom 7.November – eine Stimme Mehrheit – sei so schnell nicht revidierbar, tönten die Parlamentarier der CDU noch nach der Sitzung. Die Bezirksvertretung Mitte, auf deren Areal die beiden Skulpturen während der Kunstausstellung standen, stimmte in einer Sitzung am 14.November für den Erhalt der beiden Skulpturen – hier haben SPD, UWG und Grüne eine Mehrheit. Eine anberaumte „Aktuelle Stunde“ des Kulturausschusses der Stadt Münster fand am 21.November statt, die CDU stellte sich aber weiter stur. Die Diskussion in der Ratssitzung wurde beinahe beleidigend – wenn auch treffend: „Nicht ich rücke Sie in eine rechte Ecke, das tun Sie schon selbst“, so Tim Rohleder (Grüne), ein Befürworter der Skulpturen. BesucherInnen hatten Plakate mit der Aufschrift „Paul Wulf Skulptur erhalten!“ mitgebracht, doch aller Protest half nicht, die ideologische Mauer der schwarz-gelben Koalition einzureißen.
Dennoch scheint der Erhalt sowohl des Arkaden-Adlers als auch der Paul Wulf Skulptur sicher – die Bezirksvertretung Münster-Mitte hat sich gegen den Stadtrat durchgesetzt und sucht nun zusammen mit der Künstlerin Silke Wagner und dem Freundeskreis Paul Wulf nach einem geeigneten und zentralen Standort für die Statue. Der Arkaden-Adler soll weiter neben dem Kaufhaus stehen. Nach Angaben von Museumsdirektor Dr. Arnold ist die Finanzierung der beiden Skulpturen durch Spenden gedeckt.
Zurzeit steht die Wulf-Skulptur verpackt in einer städtischen Lagerhalle. In wenigen Monaten soll sie wieder in der Innenstadt zu sehen sein, die Plakatierung mit den schon von den Skulptur Projekten 2007 bekannten Themen soll dann alle zwei Monate wechseln. . Die inhaltliche Verantwortung für die Plakatierungen übernehmen Bernd Drücke und Silke Wagner, die technische Abwicklung leistet das Landesmuseum.
Fünf Jahre soll die Skulptur in der Innenstadt stehen, bevor sie dann dauerhaft vor die antifaschistische Bildungsstätte Villa ten Hompel gestellt wird. Dort befindet sich auch der Nachlass Paul Wulfs.
Auch wenn der Skandal um die Skulpturen parteipolitisch ausgenutzt wurde – die SPD schaltete in allen lokalen Zeitungen eine große Anzeige „Münster will kritische Kunst“ – ist der Verbleib der Skulpturen auch für die anarchistische Bewegung ein Erfolg. Nicht nur, dass bald mitten im Zentrum Münsters jedeR etwas über Geschichte von unten bzw. linke, nicht Mainstream-Themen wie „Hausbesetzungen“, „Zensur“ und „Anti-Atom“ lesen kann, und das „auf“ einem Anarchisten. Dass sich selbst konservative Menschen und Medien für den Erhalt der anarchistischen Skulptur aussprachen, ist ein Riesenerfolg. Viele, die vor den Skulptur Projekten noch nie von Paul Wulf gehört hatten, sind begeistert von dem, was er getan hat. Menschen standen weinend vor der Skulptur und lasen Pauls tragische Lebensgeschichte. Die meisten MünsteranerInnen scheinen mittlerweile stolz auf ihren heimischen Anarchisten zu sein. Sogar ein Platz soll nach ihm benannt werden. Der Freundeskreis Paul Wulf setzt sich seit März 2007 dafür ein, dass der heutige „Jötten-Weg“ in „Paul-Wulf-Weg“ umbenannt und dort eine Gedenktafel angebracht wird, die einerseits die Geschichte Paul Wulfs und andererseits die des Täters Jötten skizziert. Karl Wilhelm Jötten war Rassehygieniker und legitimierte während des Nationalsozialismus Zwangssterilisationen. Dass die Straße nach einem Rassisten benannt ist, kam erst vor kurzem ans Tageslicht.
Die SPD will, dass ein zentraler Platz nach Paul Wulf benannt wird.
Die Ablehnung der Skulpturen durch CDU und FDP ist auch bei den Mitgliedern dieser Parteien kein Konsens.
Ein durch das Verhalten seiner Parteikollegen im Kulturausschuss beschämter CDU-Politiker will sich nun dafür einsetzen, dass eine Gedenktafel am Wohnhaus des Antifaschisten angebracht wird und die Bildungsstätte Villa ten Hompel Geld bekommt, um Paul Wulfs umfangreichen Nachlass weiter erschließen zu können.
Am schönsten ist, dass Paul Wulf nun endlich die Anerkennung bekommt, die er verdient, und die ihm zu Lebzeiten von den meisten Menschen verwehrt wurde!
Literatur
Im März 2007 erschien im Verlag Graswurzelrevolution das sehr empfehlenswerte, vom Freundeskreis Paul Wulf herausgegebene Buch "Lebensunwert?" über NS-Psychiatrie, Zwangssterilisierung und Widerstand, das sich mit den Schicksalen von Paul Wulf und dem zwangspsychiatrisierten Paul Brune befasst (208 Seiten; 14,90 EUR; ISBN 3-939045-05-5).
Ein Pressespiegel sowie zahlreiche Film-, Audio-, Bild- und Textdokumente zu den Themen "Münsters Geschichte von unten" und Paul Wulf finden sich unter: www.uwz-archiv.de