Beschreibung
Ashis Nandy
Der Intimfeind
Verlust und Wiederaneignung der Persönlichkeit im Kolonialismus
Mit einer Einleitung zur Rezeption von M.K. Gandhis libertärem Anti-Kolonialismus
Aus dem Indischen Englisch von Lou Marin
248 Seiten
ISBN 978-3-939045-06-9
Im Sommer 2007 jährte sich zum 60. Mal die Unabhängigkeit Indiens, am 30. Januar 2008 zum 60. Mal die Ermordung Gandhis (1869-1948). Im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass in Indien und im gesamten englischen Sprachraum nach Gandhis Tod vielfältige Strömungen der Gandhi-Rezeption entstanden sind, u. a. eine Strömung der libertären Gandhi-Rezeption. Dazu zählt auch der indische Sozialpsychologe Ashis Nandy, der mit seinem Buch „Der Intimfeind“, im Original bereits 1983 erschienen, gleichzeitig zu den Mitbegründern der „Post-Colonial Studies“ gehört. Nandy definiert den Kolonialismus hauptsächlich kulturell als eine Ideologie, die in Großbritannien Werten wie Stolz, Männlichkeit, Disziplin und technologischer Überlegenheit zu einem dominanten Rang verhalf. Nandys These ist: Eine erste Welle des Anti-Kolonialismus in Indien wollte auch noch im Widerstand eben diese Werte in Indien durchsetzen. Sie sei dadurch trotz ihres Anti-Kolonialismus im kolonialen Wertekanon verhaftet geblieben. Mit Beginn der Prägung der Unabhängigkeitsbewegung durch Gandhi sei jedoch eine weichere, androgyne, technik-, staats- und patriarchatskritische Konzeption des Anti-Kolonialismus entstanden, die außerhalb des kolonialen Rahmens gewirkt und besonders den hohen Frauenanteil an den Massenaktionen der Unabhängigkeitsbewegung hervorgerufen habe.