Unter dem Titel „Choosing Peace Together“ wird im nächsten Jahr die Dreijahreskonferenz der War Resisters‘ International (WRI) in Kroatien stattfinden. Der Titel ist doppeldeutig und bezieht sich stark auf die Situation in Ex-Jugoslawien, läßt sich aber in Zeiten wachsenden Rassismus und Nationalismus und sogenannter „ethnischer Konflikte“ gut auf andere Situation übertragen. „Choosing Peace“ – sich für den Frieden zu entscheiden ist notwendig, um einen Frieden aufzubauen, der mehr als die Abwesenheit von Krieg bedeutet und/oder nur durch waffenstarrende Interventionstruppen im Rahmen des Dayton-Vertrages aufrechterhalten werden kann. Darin drückt sich aus, daß sich die Menschen Bosniens nicht für den Frieden entschieden haben, sondern ihnen der „Frieden“ aufgezwungen wurde. „Peace Together“ – ein gemeinsamer Frieden, der nicht auf „ethnisch sauberen“ Gebieten beruht sondern ein Zusammenleben unterschiedlicher Menschengruppen – nach welchen Rastern auch immer man sie einzuteilen beliebt – ermöglicht.
Das Programm
Das Programm der Dreijahreskonferenz steht – mehr als ein Jahr vorher – selbstredend noch nicht endgültig fest, doch gibt es eine Planung, die schon sehr weit gediehen ist. Ähnlich wie bei der Dreijahreskonferenz 1994 in Brasilien gliedert sich die Konferenz in Themengruppen, die mehrere Tage lang an einem Thema arbeiten und sich jeweils vormittags treffen, Nachmittags-Workshops und Abendplena. Themengruppen sind geplant zu: Gewaltfreiheit und ‚Social Empowerment‘, Rekonstruktion und Demokratisierung, Identität und Konflikt, Modernisierung des Militärs, Globalisierung der Ökonomie, Gewaltfreies Training, Ziviler Ungehorsam und Umweltaktionen, Friedensprozesse, Menschenrechte, … Die Abendplena wurden dagegen bereits festgelegt. Das Eröffnungsplenum am Samstag Abend widmet sich dem Thema des Triennials: „Choosing Peace Together“. RednerInnen aus Kroatien, den USA, Südafrika und Nordirland sollen für diesem Plenum eingeladen werden. Am Sonntag geht es um das Thema Wahrheitskommissionen, Straflosigkeit und andere Fragen, die nach der Überwindung von Diktaturen oder BürgerInnenkriegen in den betroffenen Gesellschaften anstehen. Der Montag steht unter dem provokativen Titel „Der Tod der Konflikt-Lösung“. Dabei geht es um das Konzept der Transformation von Konflikten anstelle der Lösung, einer Kritik der NGO-Industrie (gerade vor dem Hintergrund der kroatischen und bosnischen Erfahrungen) und professioneller Interventionen. Das Abschlußplenum am Mittwoch steht unter dem Motto „Zivile Aktion für Frieden“. Als RednerInnen sind Stasa Zajovic (Frauen in Schwarz, Belgrad), jemand aus Tschetschenien, ein Kriegsdienstverweigerer aus Lateinamerika, Osman Murat Ülke aus der Türkei (falls möglich) oder jemand aus dem Libanon im Gespräch. Ergänzt wird das Programm durch zahlreiche Workshops, die bisher noch nicht feststehen. Offen ist derzeit noch, in wieweit die Workshops als Ergänzung bzw. Vertiefung zu den Themengruppen konzipiert werden, oder ob sie unabhängig angeboten werden und für sich stehen.
Gender Day
Die Diskussion um ‚Geschlechterverhältnisse‘ ist in der WRI bereits alt, aber noch lange kein Thema, daß als ‚gegessen‘ bezeichnet werden könnte. Mit dem Konzept des ‚Gender Day‘ wird im nächsten Jahr aber eine neue Herangehensweise an das Thema versucht, die verspricht, spannend zu werden. Am ‚Gender Day‘ dreht sich alles um das Thema ‚Geschlechterverhältnisse‘. Alle Themengruppen sollen sich z.B. ihr Thema unter dem Blickwinkel betrachten, in wieweit davon Männer und Frauen unterschiedlich betroffen sind, in wieweit männliche Dominanz gefördert und traditionelle Geschlechterrollen gestärkt oder geschwächt werden. Ziel dabei ist, daß durch die Betrachtung der zahlreichen unterschiedlichen Themen unter dem Aspekt ‚Geschlechterverhältnisse‘ die Allgegenwärtigkeit patriarchaler Strukturen deutlich wird, und somit die Notwendigkeit der Integrierung einer Patriarchatskritik in die Analyse der WRI sich quasi von selbst ergibt (was wohl ein frommer Wunsch ist). Mit der Methode der ‚ReflektorInnen‘ soll gleichzeitig verdeutlicht werden, in wieweit die Männer und Frauen in der WRI unterschiedlich an das Thema herangehen. Die ReflektorInnen haben die Aufgabe, in Diskussionen hereinzuhören – nicht nur in den Themengruppen oder Workshops, sondern auch auf dem Gang, in Warteschlangen vor der Essensausgabe, usw. – und das Gehörte auf dem Abendplenum unter dem Titel „Männerthemen – Frauenthemen“ zurück’spiegeln‘. Die ReflektorInnen werden jedoch nicht verdeckt agieren, sondern öffentlich erkennbar auftreten.
Auf nach Kroatien …
Auch wenn der Termin im September für einige ungünstig sein mag, so lohnt es sich doch in jedem Falle, bereits jetzt für das Triennial zu planen. Die Diskussionen versprechen spannend zu werden, und der Konferenzort Porec an der kroatischen Adria bietet genug Möglichkeiten, nach den Diskussionen etwas auszuspannen und sich zu erholen.
Wer/welche weitere Informationen über das Triennial haben möchte, wende sich bitte an:
War Resisters' International
5 Caledonian Road
London N1 9DX
Tel.: 0044 20 72784040
info@wri-irg.org