In der Mai-Ausgabe der GWR haben wir mit einer gemeinsam mit anderen friedenspolitischen Zeitschriften produzierten Beilage über die FREIe HEIDe informiert. Im Sommer fanden außerdem wieder "Antimilitaristische Sommeraktionstage" in der FREIen HEIDe statt. Doch Widerstand braucht Kontinuität und regionale Verankerung, die sich in der FREIen HEIDe durch die regelmäßigen Friedenswanderungen ausdrücken. (Red.)
Die Geschichte der FREIen HEIDe – oder besser (schlechter?) – des Bombodroms Wittstock reicht bereits zurück bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Rote Armee besetzte nach dem Krieg das Gelände, enteignete Gemeinden und Bauern/Bäuerinnen und übte seitdem 40 Jahre lang den Krieg in der Heide.
Nach dem Zusammenbruch der DDR und dem Abzug der Roten Armee entdeckte die Bundeswehr den Platz. Ein immerhin 142 km2 großer Platz, um Bombenabwürfe im Rahmen der neuen out-of-area-Strategie zu üben, hatte ihr gerade noch gefehlt. Im Westen der Republik war ein solcher Platz nicht (mehr) verfügbar, und in der dünn besiedelten Wittstocker Heide war mensch ja sowieso ans Kriegspielen gewöhnt – so die Überlegungen der Bundeswehr-StrategInnen. Die Pläne der Bundeswehr: Es sollen Tiefflieger-Angriffe mit einer Flughöhe (oder besser: Flugtiefe) von bis zu 30 m geübt werden. Etwa 3 000 Einsätze pro Jahr sind geplant, wobei ein Einsatz etwa 12 Tiefsturzflüge umfaßt – in der Summe ergeben sich also 36 000 Flugmanöver jährlich.Auf der Liste der Waffen, die auf dem Bombodrom getestet werden sollen, stehen Bomben, Lenkflugkörper, Raketen, Artilleriewaffen, Bordkanonen, Maschinengewehre, Panzerabwehrwaffen, Handgranten – ein umfassendes „Arsenal des Schreckens“ moderner „humanitärer Kriegsführung“ der neuen Bundeswehr.
Gleich nach Bekanntwerden der Bundeswehrpläne organisierte sich die Bevölkerung in der BI FREIe HEIDe, und der Widerstand in der Region bildet heute die stärkste regional verankerte antimilitaristische Bewegung. Erste Erfolge vor Gericht wurden errungen, denn im August 1996 legte das Verwaltungsgericht Potsdam der Bundeswehr doch so einge planungsrechtliche Brocken in den Weg (vgl. GWR 212).
Die Bundeswehr und ihre UnterstützerInnen blieben jedoch nicht untätig. Mit dem Arbeitsplatzargument versuchen sie, in dieser strukturschwachen Region dem Widerstand das Wasser abzugraben. Eine unklare Perspektive des weiteren Widerstandes führt ebenfalls zu einer derzeit abnehmenden Beteiligung an den Aktionen der FREIen HEIDe, und zu einer zunehmend wahrnehmbaren Resignation.
Der Widerstand gegen das Bombodrom bedarf daher einer behutsamen bundesweiten Unterstützung, um die Perspektive der Entmilitarisierung der Wittstocker Heide voranzutreiben und den Menschen in der Region den Mut und die Energie zurückzugeben, die in der Nachwendezeit zur Mobilisierung für die FREIe HEIDe geführt haben. Noch ist es nicht zu spät, die FREIe HEIDe zu einem überregionalem Kristallisationspunkt im bundesweiten Widerstand gegen out-of-area zu machen!
Die 46. Protestwanderung am Volkstrauertag, dem 16. November 1997 bietet eine gute Gelegenheit, sich mit den Menschen und der Region der FREIen HEIDe vertraut zu machen und bundesweite Unterstützung für die FREIe HEIDe zu signalisieren. Die Protestwanderung wird an der Mahnsäule bei Neuglienicke um 13:30 Uhr beginnen und führt von dort auf das Gelände des Bombodroms, wo sich eine von der BI FREIe HEIDe eingerichtete Mahn- und Gedenkstätte befindet. Für eine FREIe HEIDe – gegen Bundeswehr und out-of- area!
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