transnationales / feminismus

Gefahren internationaler Hilfe

Zu den Erfahrungen mit internationalen Hilfsorganisationen in Ex-Jugoslawien

Auf dem Treffen des internationalen Frauensolidaritäts-Netzwerkes wurde in verschiedenen Arbeitskreisen diskutiert. Der folgende Artikel beschäftigt sich mit den Ergebnissen der Arbeitsgruppe "Alternative Ökonomie” (Red.)

In „Die Ökonomie der Abhängigkeit oder eine altenative Frauen-Ökonomie: Herausforderungen und Gefahren internationaler Hilfe“ wurden Modelle humanitärer Hilfe behandelt. Während des Krieges war es die Aufgabe der Frauen, sich um die Zivilbevölkerung zu kümmern, z.B. Hilfsgüter zu verteilen. Frauen waren fast nur auf der lokalen Ebene eingebunden, nicht jedoch im Rahmen internationaler Einrichtungen. Sichtbar ist die Arbeit der Frauen dem Krieg gefolgt: Kriegswunden wurden behandelt, sozialer Unfriede beseitigt und versucht, den Frieden zu bewahren.

Begegnungen und Kommunikation mit internationalen Freiwilligen war auf der einen Seite konstruktiv, da sie neue Informationen und Perspektiven an die Flüchtlingen herantrugen und damit halfen, die Köpfe von den herrschenden Ideologien zu befreien. Auf der anderen Seite jedoch haben viele der internationalen Freiwilligen ihre eigenen Konflikte und Vorurteile mitgebracht und so oft Trennungen verschärft. Die Aktivitäten von Nichtregierungsorganisationen (NGO’s) und anderen Institutionen, die mit Flüchtlingen arbeiten, hatten oftmals einen patriarchalen Blickwinkel, indem Flüchtlinge, als EmpfängerInnen von Hilfe und damit als passiv betrachtet wurden. Frauen, die in diesen Organisationen arbeiteten, waren von vornherein dafür vorgesehen, die Rolle derjenigen einzunehmen, die die Hilfsgüter verteilen. Große Hilfsorganisationen haben eher ihre eigenen Ziele im Blick, längerfristige Projekte werden nur begrenzt gefördert. Aufgrund des Wettbewerbs um die Mittelvergabe mußten sich auch alternative Gruppen der patriarchalen Politik dieser Organisationen anpassen, sogar Frauengruppen. Zwar hat die internationale Unterstützung dazu beigetragen solidarische Netzwerke zwischen Frauen aufzubauen. Doch gleichzeitig hemmt sie durch die Erzeugung von Ungleichheit und Abhängigkeit, die Entstehung einer solidarischen Beziehung zwischen lokalen AktivistInnen und Flüchtlingen. Nach Dayton wurden die Widersprüche und negativen Aspekte deutlicher, da jede Form des Austausches und der Solidarität, die sich zwischen Frauen institutionalisiert hatte, zugunsten „effektiver“, aber viel distanzierterer Politik aufgegeben wurde. Ökonomische Projekte wurden nach der männlich-ökonomischen Logik modelliert. Von den Frauen wurde gefordert ihre Projekt zu quantifizieren und zu evaluieren. „Wie können wir alle unsere Kontakte, Faxe, Telefongespräche, Briefe, etc., die den Kontakt zwischen Frauen über die Grenzen hinweg erst möglich gemacht haben, quantifizieren?“.fragt eine Aktivistin. Nun werden die Opfer des Krieges nicht mehr in den Medien gezeigt, sie sind verschwunden. Beide, Frauen und Flüchtlinge, EmpfängerInnen und AktivistInnen sind nicht länger vorhanden. „Angesichts der vielen Fehler der humanitären Hilfe, unterstützen wir die Entwicklung eines alternativen Modells. Das wäre z.B. die Unterstützung von Organisationen autonomer Flüchtlingsgruppen, so z.B. die „Coalition for Returnees“, die jede humanitäre Hilfe zurückweist, welche ihre Prinzipien verletzt. Das erfordert keine internationale Hilfe. Wir streben an, daß Flüchtlinge zu autonomen Subjekten werden und unterstützen sie bei der Verwirklichung ihrer BürgerInnenrechte.“