Gegen die Reduzierung von Frauen auf Familien - Frauen l(i)eben vielfältig!
ÖVP und FPÖ verbindet unter vielem anderen die Idealisierung und Ideologisierung der Familienform.
Im Parteiprogramm der ÖVP ist als Grundsatzorientierung zu lesen:
„Die Ehe und die Familie als die engsten persönlichen Lebensgemeinschaften sind jener Ort, an dem das Leben der Menschen in erster Linie verankert ist. Sie bilden die Grundlage einer freien Gesellschaft. Wir wollen sie schützen, stärken und fördern.“ Und weiter: „Die Familie mit zwei Elternteilen und Kindern ist unser Leitbild.“
Die FPÖ bezeichnet in ihrem Parteiprogramm die Familie als „die wichtigste soziale Grundlage einer freiheitlichen Gesellschaft“, als „Kern der Gesellschaft“ in einer Linie „bis zum Volk“ und als die „natürliche“ Lebensform.
Logische Folge des Zusammenschlusses von ÖVP und FPÖ ist daher das im Regierungsprogramm formulierte Vorhaben, die „Unterstützung der Familie als Staatsziel in der Verfassung zu verankern“.
Die Kämpfe der zweiten Frauenbewegung richteten und richten sich auch gegen eine Ideologisierung der patriarchalen Form der Familie. Feministinnen haben die Familie als ein Herrschaftsmittel zur Beschränkung von Frauen, als ein Mittel der Zurichtung von Mädchen und Frauen auf ein patriarchales Frauenbild, als den Ort der unbezahlten Reproduktionsarbeiten von Frauen und als einen Ort der Männergewalt gegen Frauen und Mädchen analysiert. Frauen haben für das Recht auf freie Wahl der Lebensform und der Liebe gekämpft und das Recht auf Öffentlichkeit eingefordert.
Die Familie bezieht Frauen auf Männer. Die Ehe gibt die Heterosexualität als die Norm vor. Frauen haben sich in der zweiten Frauenbewegung ausschließlich als Frauen organisiert und Frauenräume geschaffen.
Einer dieser Räume ist das Autonome FrauenLesbenzentrum. Es ist seit 1983 ein zentraler Ort der Frauenbewegung in Innsbruck. Ein Ort der politischen Organisierung von Frauen. Ein Ort der Kommunikation und der Bildung. Ein Ort, an dem Frauen sich selbst und ihre Beziehungen zu anderen Frauen verändern. Die Norm der Heterosexualität, die Zwangsheterosexualität herrscht hier nicht. Lesben sind sichtbar und entwickeln gemeinsam mit anderen Frauen politische und kulturelle Formen. Es ist ein wichtiger Ort der Frauenbefreiung und symbolisch wichtig ist er für alle Frauen und Mädchen!
Es ist davon auszugehen, daß Frauenprojekte von der ÖVP-FPÖ-Regierung massiv angegriffen werden und davon, daß es frauenausschließliche Kommunikations- und Kulturzentren, wie das Autonome FrauenLesbenzentrum, zuvorderst sein werden. Sie passen nicht in eine Ideologie, welche die Familie als zentralen Grundstein der Gesellschaft feiert. Denn diese Orte sind es unter anderen, die eine Gegenkultur schaffen zur patriarchalen Form der Familie, die vielfältige Lebensformen von Frauen denkbar und lebensmöglich machen. ÖVP und FPÖ haben nun die Macht, ihre Ideologie über die Neuverteilung von Geldern und die Streichung der Subventionierung von Frauenprojekten durchzusetzen. Ein erster Akt ist in diesem Zusammenhang die Abschaffung des Frauenministeriums. Die neue Regierung wird mehr noch als die alte vielfältige Lebens- und Liebesformen von Frauen angreifen, unsichtbar machen und diskriminieren.
Der staatliche Zugriff wird sich auch auf jene Frauen verstärken, die heterosexuell leben, auch auf die, die sich für Ehe und Kinder entschieden haben. Zu nennen sind beispielsweise die Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen durch die ÖVP und das Regierungsvorhaben, den vollen Bezug des Karenzgeldes an verpflichtende Mutter-Kind-Paß Untersuchungen zu koppeln.
Betonen wir, daß wir frei wählen werden, wie wir leben und wen wir lieben! Betonen wir, daß wir autonom entscheiden, ob wir heiraten oder nicht, ob wir lesbisch, heterosexuell oder bisexuell lieben, ob wir Kinder kriegen und wie wir sie groß ziehen! Lassen wir die Zerstörung von FrauenLesbenstrukturen und -räumen nicht zu!
Kontakt
Autonomes FrauenLesbenzentrum
Liebeneggstraße 15
6020 Innsbruck
Austria