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Kurve in Gefahr

Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion bittet um Hilfe

| Jens Heinze/GrünDerZeit

Zuerst war es nur ein Traum: endlich eine Bildungsstätte für gewaltfreie Aktion und gewaltlose Konfliktbearbeitung zu haben, in der Perspektiven für eine humane Gesellschaft entwickelt und in konkretes Handeln übersetzt werden können. Vor zwanzig Jahren wurde aus dieser Utopie Realität. Im wendländischen Wustrow entstand die „Kurve“ als Begegnungs- und Bildungsstätte für Menschen, die Kraft für gewaltfreie Arbeit gegen Krieg, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung sammeln, dafür gemeinsam Konzepte entwickeln und hier Solidarität erfahren.

Aus dem Wendland wird seitdem der Gedanke der Gewaltlosigkeit in die Gesellschaft getragen. Hagen Berndt, pädagogischer Leiter der Kurve, sieht bereits Erfolge der gewaltfreien Bildungsarbeit. So hat der Ökumenische Rat der Kirchen mit der „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ eines der ureignen Kurve-Themen auf die Tagesordnung aller Kirchengemeinden gesetzt. Auch die von den Vereinten Nationen erklärte internationale Dekade für Frieden und Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt macht gewaltfreies Handeln zur zukunftsweisenden Aufgabe von Einzelnen, Regierungen und Institutionen.

Das hat aber auch zur Folge, dass gerade durch die politische Einbindung vieler Menschen in staatliche Programme, Projekte und Regierungspositionen die gewaltfreie Bewegung an Kraft und Durchsetzungsfähigkeit verliert. Es fehlen ihre Stimmen gegen Kriegsvorbereitung, für eine menschenwürdige Entwicklung und die Einhaltung der Menschenrechte, gegen den Rassismus in unserer Gesellschaft. Gewaltfreies Handeln ist immer unabhängiges und kritisches Handeln. Es geht nicht um die bloße Ablehnung direkter Gewalt, sondern immer um Fragen von Gerechtigkeit und Emanzipation. Hierfür steht die Kurve Wustrow. Im vergangenen Jahr war die Kurve unter den ersten, die den Krieg gegen Jugoslawien kritisierten und die durch Menschenrechtsrhetorik verschleierte Kriegspropaganda entlarvten. Die Kriegspolitik auf dem Balkan und im Kaukasus wurde bis zum Frühjahr 2000 mit konstruktiver Kritik begleitet. Stimmen aus den betroffenen Regionen wurde hier Gehör verschafft. Diese Arbeit war wichtig, jedoch nicht ausreichend finanziert.

Auch andere Programme hätten eigentlich bereits aus finanziellen Gründen eingestellt werden müssen. Inzwischen ist eine Situation entstanden, die die Kurve finanziell in ihrem Bestand gefährdet. Müsste die Bildungsstätte schließen, würde damit eine in Deutschland einmalige Einrichtung verschwinden. Eigentlich braucht unser Land nicht nur eine, sondern viele Kurven – das zeigen gerade die Meldungen der letzten Wochen. (Die Kurve hat darauf übrigens soeben mit der Herausgabe eines Faltblatts „gewaltfrei gegen Rechtsextremismus“ reagiert, das kostenlos angefordert werden kann.)

Durch eine Spendenaktion im vergangenen Sommer konnte die sofortige Schließung noch einmal abgewendet werden. Der Erhalt der Kurve ist damit aber noch nicht gesichert. Insgesamt müssen bis zum Jahresende 150.000 DM aufgebracht werden. Jede Spende an den gemeinnützigen Verein hilft, die Kurve zu sichern und der Gewalt in diesem Land und anderswo etwas entgegenzusetzen.

Kontakt

Kurve Wustrow
Kirchstr. 14
29462 Wustrow
Tel.: 05843/9871-0, Fax: -11
www.kurvewustrow.org

Spenden

Kto. Nr. 556633-309
PGA Hannover
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