Wenn Männer Krieg führen, brauchen sie zwischendurch Sex zur Entspannung.
So jedenfalls dachte der japanische Kaiser im japanisch-chinesischen Krieg von 1937 bis 1945. Er ließ für seine Soldaten „Troststationen“ – im Klartext Bordelle – einrichten. Damit begann für viele südostasiatische Frauen ein langer Leidensweg. 100.000 bis 200.000 Frauen wurden während des Krieges zwischen China und Japan vom japanischen Militär in Soldaten-Bordellen zur Prostitution gezwungen. Das berichtete die Koreanerin Yoon-Ok Kim am Dienstag (19.9.00) bei der Tübinger Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES.
Die so genannten Trostfrauen kamen meist aus dem besetzten Korea, aber auch aus Taiwan, Malaysia, China oder den Niederlanden. Die Vorsitzende der Seouler Frauenorganisation „Koreanischer Rat für Trostfrauen“ berichtete, wie manche Frauen durch irreführende Arbeitsverträge in die Bordelle gelockt und andere verschleppt oder entführt wurden. Jede Frau habe täglich 20 bis 50 Soldaten bedienen müssen, weiß die 62-jährige Theologin und Frauenrechtlerin. „Die Frauen wurden unmenschlicher behandelt als Tiere und führten ein Leben wie Sklavinnen.“ Lange Zeit war das Verbrechen tabu, erst vor knapp 10 Jahren brachen Betroffene ihr Schweigen.
Mit einer spektakulären Aktion in Tokio will nun der „Koreanische Rat“ auf die Kriegsverbrechen der japanischen Armee aufmerksam machen. Auf dem „Frauentribunal 2000“ werden vom 7. bis 12. Dezember Frauenorganisationen aus der ganzen Welt sowie ehemalige UN-Menschenrechtler symbolisch Gericht halten. Vorbild ist das Russell- Tribunal von 1967. Japan soll bewegt werden, den betroffenen Frauen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, Entschädigung zu zahlen sowie die Täter zu bestrafen. Auch TERRE DES FEMMES schließt sich diesen Forderungen an.
Bis heute, so Kim, weigere sich die japanische Regierung, die Verantwortung offiziell zu übernehmen. Aufforderungen von UNO-Menschenrechtsbeauftragten an Japan seien wirkungslos verhallt, gerichtliche Klagen der Betroffenen meist aus formalen Gründen gescheitert. Zwar habe das Land unter dem Druck der nach und nach aufgetauchten Beweise einige Fakten eingestanden und 1995 einen Fonds für die Betroffenen eingerichtet. Doch die „Trostfrauen“ lehnen diesen Fonds ab. Sie möchten Japan nicht so schnell aus der Verantwortung entlassen. „Man will die Entschädigungen für die Opfer nicht aus der Staatskasse, sondern durch Spenden des japanischen Volkes zahlen“, empört sich Kim über die Regierungsverantwortlichen.
Frauen und Männer, die die ehemaligen Zwangsprostituierten unterstützen wollen, können sich an TERRE DES FEMMES wenden oder an einer Demonstration am 22. November vor der japanischen Botschaft teilnehmen. Die Demonstration in Berlin ist eine Solidaraktion mit der seit acht Jahren stattfindenden Mittwochsmahnwache, die wöchentlich vor der japanischen Botschaft in Seoul abgehalten wird.
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