antimilitarismus

1.12.: Tag der Gefangenen für den Frieden

Die diesjährige Ehrenliste - in der Gefangene für den Frieden aufgeführt sind, die sich weigern, der Kriegsmaschinerie zu dienen, oder direkte gewaltfreie Aktionen gegen Kriegsvorbereitungen durchgeführt haben - ähnelt der des Vorjahres (vgl. GWR 244) und der des Jahres davor.

Verweigerer aus religiösen und Gewissensgründen aus Armenien und Turkmenistan, Totalverweigerer aus Finnland und Spanien und gewaltfreie AbrüstungsbefürworterInnen sind immer noch eine Herausforderung für die Gerichte, ihre Regierungen und Armeen.

In vielen Fällen wurden die gleichen AktivistInnen wiederholt verhaftet und inhaftiert für ihren tiefen Glauben und Widerstandsgeist. In anderen Fällen setzen neue Leute den Kampf fort, den die Inhaftierten in der Vergangenheit führten. Wie kann diese Verpflichtung in den Monaten der Haft und den Jahren sozialen Kampfes durchgehalten werden?

Unterstützungs-Netzwerke

Das Hauptanliegen des diesjährigen Gefangene für den Frieden Päckchens sind solche Netzwerke: unsere Artikel reichen von einer E-Mail-Nachricht zur Unterstützung von zwei spanischen Totalverweigerern, über einen Bericht des weitreichenden Unterstützungsnetzes um einen US-Pflugschar-Gefangenen, bis hin zur Beobachtung, wie das türkische Gefängnissystem mit den an den Verweigerer Osman Murat Ülke adressierten Karten und Briefen umging.

Daß die Bundesrepublik Jugoslawien dieses Jahr auf der Liste fehlt, sollte nicht unbeachtet bleiben. Die Unterstützung, die Women in Black Kriegsdienstverweigerern, Deserteuren, Flüchtlingen, politischen Häftlingen sowie ethnischen und sozialen Minderheiten zukommen lassen, ist unschätzbar – aber sie ist vor allem ein Engagement, das weitergehen wird.

Ehrenliste 2000 der Gefangenen für den Frieden

ARMENIEN

Artur Stepanian
Vigen Hakopian
Vardan Virabian
Khachatur Zakarian
Garib Grigorian
Armen Harttenian
Vitaly Usupov
Aram Kazarian
Armen Babaian
Vaginak Saroian
Henrik Hovnikian
Kosh, ITK, Nachalniku, Armenia

Alle sind Zeugen Jehovahs und verbüßen Strafen von einem bis 4 ½ Jahren. Virabian verbüßt seine zweite Strafe für die Kriegsdienstverweigerung. Usupov, ein etnischer Kurde, wurde zwangsrekrutiert und während der Verhandlung wurden im Übersetzungshilfen verweigert.

FINNLAND

Totalverweigerern droht eine Höchstgefängnisstrafe von 197 Tagen. Seit November 1999 hat Amnesty International insgesamt 14 finnische Totalverweigerer als Häftlinge aus Gewissensgründen adoptiert, da diese sich weigerten, einen übermäßig langen Zivildienst (mehr als doppelt so lang wie der Wehrdienst – was als Strafe angesehen wird) zu leisten. Die folgenden Totalverweigerer werden am 1. Dezember im Gefängnis sein.

Marko Tauriainen (28.8.2000-11.3.2001)
Suomenlinnan työsiirtola, Suomenlinna C 86, 00190 Helsinki, Finland

Juho Lindman (31.8.2000-16.3.2001)
Sami M J Nieminen (2.10.2000-19.4.2001)
Janne O Nurminen (2.10.2000-18.4.2001)
Ilmari Saarilehto (2.10.2000-18.4.2001)
Helsingin työsiirtola, PL 36, 01531 Vantaa, Finland

Joonas Peltola (1.8.2000-17.2.2001)
Vilppulan varavankila, Kotiniementie 67, 35700 Vilppula, Finland

ISRAEL

Noam Kuzar war 28 Tage inhaftiert wegen seiner Verweigerung, Anfang Oktober 2000 an Militäreinsätzen gegen Palästinenser teilzunehmen. Andere Verweigerungen bestimmter Aktionen durch Soldaten und Reservisten sind zu erwarten, falls sich der gegenwärtige Konflikt ausweitet.

Mordechai Vanunu
Ashkelon Prison, Ashkelon, Israel

Atomkraftgegner, verurteilt wegen Spionage und Hochverrat – am 30.09.1986 gekidnappt. Verbüßt 18 Jahre; weitere Informationen von: U.S. Campaign to Free Mordechai Vanunu, 2206 Fox Ave., Madison, WI 53711, USA.

MACEDONIEN

Im Jahre 2000 wurden mindestens drei Kriegsdienstverweigerer zu Strafen von 2-3 Monaten verurteilt. Nach neuen vorgeschlagenen Vorschriften wird ein Zivildienst anerkannt werden, aber er witd 14 Monate dauern – fünf Monate länger als der Wehrdienst. Anträge auf Anerkennung aus Gewissensgründen werden nur innerhalb von 15 Tagen nach Einberufung akzeptiert.

RUMÄNIEN

Im Juni 2000 wurden in einer Reihe von Verhandlungen 29 Kriegsdienstverweigerer – alle Zeugen Jehovas – zu Gefängnisstrafen zwischen 18 und 30 Monaten verurteilt. Alle Strafen wurden auf 3 1/2 Jahre ausgesetzt.

SPANISCHER STAAT

José Ignacio Royo und Alberto Estefanía wurden zu 2 Jahren und 4 Monaten verurteilt wegen Desertierens, aber noch nicht inhaftiert, siehe auch Artikel unter diesem Thema.

Jesús Belascoain Ekisoain (2 Jahre 4 Monate ab 08.2000) 2. Grad
José María Trillo-Figueroa Calvo (2 Jahre 4 Monate ab 07.2000) 2. Grad
Juan Carlos Pérez Barranco (beendete Haft von 2 Jahren 4 Monaten am 01.2000, wird aber in „Vorbeugehaft“ gehalten) 3. Grad
José Manuel De La Fuente Ríos (2 Jahre 4 Monate ab 08.2000) 3. Grad
Unai Molinero Ortiz (2 Jahre 4 Monate 1 Tag ab 11.1999) 3. Grad
Raúl Alonso López (2 Jahre 4 Monate ab 06.1999) 3. Grad
Ignacio Ardanaz Ruíz (2 Jahre 4 Monate ab 03.1999) 3. Grad
Javier Gómez Sánchez (2 Jahre 4 Monate ab02.1999) 3. Grad
Rafael Fernández Ferrete (2 Jahre 4 Monate 1 Tag ab 12.1998) Bewährung
Joseph Ghanime López (2 Jahre 5 Monate ab 07.1999) 3. Grad
Alberto Naya Suárez (2 Jahre 4 Monate ab07.1999) 3. Grad

Inhaftiert für Desertieren als Ergebnis der „Insumisión in the barracks“ (Ungehorsam in den Kasernen) Kampagne. Die letzten beiden, Josep und Alberto, wurde im Anschluß an eine öffentliche Aktion verhaftet. Alle sitzen in:
Prisión Militar de Alcalá, Ctra Alcalá-Meco, km 5, 28805 Alcalá de Henares, Madrid, State of Spain.

TÜRKEI

Die letzte Phase der Verhandlung von Mustafa Seyhoglu, Yasin Yildirim und Gökhan Birdal – die angeklagt sind, „die Leute dem Militär zu entfremden“ – wird am 5. Dezember in Istanbul beginnen.

TURKMENISTAN

Nuryagdy Gairov wurde am 19. Januar 2000 zu einem Jahr Haft verurteilt. Er verbüßt diese Strafe in dem Straferziehungs-Arbeitslager in Tedzhen. Igor Nazarov, auch Zeuge Jehovas, könnte immer noch seine zweijährige Strafe im gleichen Camp verbüßen.

VEREINIGTE STAATEN VON AMERIKA

Peter De Mott (60 Tage; ab 23 October 2000)
Felton Davis (90 Tage; ab 23 October 2000)
Alexandria Co. Jail, 2001 Mill Rd., Alexandria, VA 22314 USA
Verurteilt wegen Behinderung im Anschluß an einen friedlichen Protest am Pentagon, August 2000

Daniel Sicken #28360-013 (41 Monate)
FPC Lewisburg, P.O. Box 2000, Lewisburg, PA 17837, USA

Sachio Ko-Yin (30 Monate)
39 South 4th Street, Lewisburg, PA 17837, USA
„Minuteman III Plowshares“ direkte Abrüstung eines Atomraketensilos, 6.8.1998. Sachio verbüßt den Rest seiner Strafe zu Hause; siehe den Artikel von Melissa Jameson über die Ploughshare-Unterstützung.

Philip Berrigan #292-139 (30 Monate, ab 12.1999)
Rev. Steve Kelly S.J. #292-140 (27 Monate, ab 12.1999)
Roxbury Correctional Institution, 18701 Roxbury Rd., Hagerstown MD 21746, USA

Susan Crane #916-999 (27 Monate, ab 12.1999)
Maryland Correctional Institution for Women, P.O. Box 535, Jessup, MD 20794, USA

Elizabeth Walz #995376 (18 Monate, ab 12.1999)
Baltimore Co. Detention Center, 200 Court House Ct, Towson, MD 21204, USA
„Plowshares vs. Depleted Uranium“ direkte Abrüstung von A-10 Antipanzer-Kriegsflugzeugen.

Sr. Megan Rice #88101-020 (6 Monate, bis 8.12.2000)
FCI Danbury, Route 37 Pembroke Station, Danbury, CT 06811-3099, USA
Wiederholtes Betreten der School of the Americas, Ft. Benning, 11.1999

Howard Mechanic #44998-008 (5 Jahre)
CCA-FCC FA203B, P.O. Box 6900, Florence, AZ 85232, USA
verurteilt am 03.1972 aufgrund des Gesetzes über bürgerlichen Gehorsams von 1968 während der St. Louis Proteste in Folge der Morde an der Kent State University, im Mai 1970 – stellte sich zur Verbüßung der Strafe in 02.2000

John Patrick Liteky #83725-020
FPC Sheridan, PO Box 6000, Sheridan, OR 97378-6000, USA
Verurteilt wegen mehrerer Proteste, bei denen Blut verschüttet wurde, gegen die School of the Americas am Pentagon am 29.09.1997 und 20.10.1997 und in Ft Benning am 25.02.1998.

Gefangenen für den Frieden online: www.gn.apc.org/warresisters/brifle.htm

Was beim Verschicken von Karten oder Briefen zu beachten ist:

  • Karten sollten immer im Umschlag verschickt werden
  • Gib Deinen eigenen Namen und Deine Anschrift mit an
  • Sei mitteilsam und kreativ: schicke Fotos aus Deinem Leben, Zeichnungen; schreibe den Gefangen, wie Du Dich gegen Krieg und Kriegsvorbereitungen engagierst.
  • Wenn Du eine interessante Antwort von einem Gefangenen erhältst, schicke bitte eine Kopie an das WRI-Büro: WRI, 5 Caledonian Road, London N1 9DX, Großbritannien
  • Falls Deine Karte zurückgeschickt wird, schicke sie an die entsprechende Botschaft in Deinem Land, mit der Bitte, sie an den Gefangenen weiterzuleiten.

Ideen für Aktionen

  • Mache einen Informationsstand und bitte die Menschen, voradressierte Karten und Protestbriefe zu unterzeichnen; organisiere eine Gefangene-für-den-Frieden-Party
  • Halte eine Mahnwache mit Namen von Gefangenen auf Plakaten; baue ein symbolisches Gefängnis, um Aufmerksamkeit zu erregen
  • Organisiere eine Veranstaltung mit einer/m RednerIn oder einem Film
  • Kontaktiere die örtlichen Medien

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Die Namen der Gefangenen wurden uns durch die finnische Vereinigung der Kriegsdienstverweigerer, Amnesty International, InsuPiso und AtomwaffengegnerInnen zur Verfügung gestellt.