Nach drei Jahren Pause sollen die Castor-Transporte wieder rollen. Damit tritt der Streit um die Atomkraft in eine entscheidende Phase.
Wer zeigen will, daß der Atomkonsens kein gesellschaftlicher Konsens ist, sollte Ende März ins Wendland kommen.
Sie wollen es also wissen! Und wir werden es Ihnen zeigen! Wenn Ende März sechs Castoren von der französischen Plutoniumfabrik La Hague zum Zwischenlager Gorleben rollen, dann werde X-tausende sagen: „Wir stellen uns quer!“ Jetzt geht es darum zu zeigen, daß der sogenannte „Atomkonsens“ zwischen Bundesregierung und Stromkonzernen kein gesellschaftlicher Konsens ist, daß der Streit um Atomkraft so lange weitergehen wird, bis die Reaktoren wirklich vom Netz gehen.
Jetzt geht es darum zu zeigen, daß wir uns von den leeren „Ausstiegs“-Worthülsen von Rot-Grün nicht beeindrucken lassen, sondern weiter dafür streiten, daß es einen Atomausstieg gibt, der diesen Namen auch verdient. Jetzt geht es darum, zu zeigen, daß für die Regierung die einzige „Notwendigkeit“ von Atomtransporten darin besteht, die AKWs am Netz zu halten. Jetzt geht es aber auch darum zu zeigen, daß wir es nicht zulassen werden, den Castor-Widerstand als Hebel zur Durchsetzung von standortnahen Zwischenlagern zu missbrauchen. Es geht uns um den Stopp der Atommüllproduktion und nicht um den Neubau von Lagerhallen, die den Weiterbetrieb der Reaktoren für mehrere Jahrzehnte gewährleisten. „Castor“ war immer ein Synonym für massenhaften erfolgreichen Widerstand gegen Konzerne, die mit dem Restrisiko Milliarden machen und gegen ein staatliches Handeln, das die Interessen dieser Wirtschaftsmächte höher bewertet als Leben und Gesundheit der Menschen.
Auch viele derjenigen, die normalerweise in anderen Politikfeldern aktiv sind, sei es gegen Nazis, Gentechnik, Globalisierung, Sexismus, Militär, staatlichen Rassismus, Autowahn usw., haben sich immer rund um den Tag X zusammengefunden, um mit gemeinsamer Kraft der staatlichen Gewalt zu trotzen. Wenn die Regierung ein Projekt so hoch hängt, wie die Castor-Transporte, deutlich wird dies an den immer aufs Neue rekordverdächtigen Polizeieinsätzen, dann ist dies für jede/n linken oder anarchistischen Oppositionelle/n eine Herausforderung, mit aller Kraft dagegenzuhalten.
Es geht um mehr als Castor. Es geht darum, ob Protest und Widerstand mit Polizeigewalt zu zerschlagen sind. Es geht darum, ob der Staat sich alles erlauben kann. Es geht darum, ob wir mit unserem Mut und unserer Phantasie einen längeren Atem haben, als ein Polizeiapparat, in dem schon jetzt alle über die gigantischen Überstunden-Zahlen jammern. Die nächsten Wochen werden anstrengend, aber sie werden auch ermutigend sein. Denn immer dann, wenn zahlreiche Menschen laut und öffentlich „Nein!“ sagen, dann wächst daraus eine gemeinsame Kraft, die es dem politischen Gegner unendlich schwer macht, am Ende zu obsiegen. Wir müssen unsere Ziele nicht unnötig hoch stecken: Selbst wenn die Castor-Behälter am Ende in Gorleben ankommen, haben wir nicht automatisch verloren. Es geht schließlich nicht um einen „militärischen“ Sieg gegen die Polizei. Es geht darum, ein Zeichen zu setzen: Ihr kriegt uns nicht klein! Es gibt keinen Konsens! Der Streit geht weiter! Wenn es uns also gelingt, öffentlich rüberzubringen, das die gesellschaftliche Auseinandersetzung um die Atomkraft weitergeht, dann haben wir schon viel erreicht. Und das Schöne daran: Jeder Polizeieinsatz hilft dabei, diese Botschaft öffentlich wahrnehmbar zu machen. Also: herzliche Einladung an alle GraswurzelrevolutionärInnen und andere interessierte LeserInnen dieser Zeitung: Auf nach Gorleben! Wir stellen uns quer im Bewußtsein, daß Castor-Transporte schon immer die Achillesferse des Staates waren.
Anmerkungen
Großdemo am 18. Februar in Ahaus. Großdemo Neckarwestheim 25. Februar, Großdemo Lüneburg 24. März, Transport La Hague-Gorleben voraussichtlich im Zeitraum 27. bis 29. März.