„Laut Amnesty International wurden allein während der ersten sieben Monate des Jahres 2002 über fünfzig Kinder unter dem Alter von 12 Jahren durch Schüsse der israelischen Armee getötet. Sie haben nicht einen dieser Straftäter verurteilt. Doch Sie verurteilen mich für das fünfte mal, nur weil ich mich weigere an solchen Aktivitäten teilzunehmen.“ Dies wollte der israelische Kriegsdienstverweigerer Yonathan Ben Artzi (siehe auch GWR 272) aussagen als er Anfang November zum fünften Mal in Folge von der Armee inhaftiert wurde – doch er kam nicht einmal zu Wort. Der Mathe- und Physikstudent hat inzwischen mehr als 100 Tage im Militärgefängnis verbracht, weil er für seine pazifistische Überzeugung einsteht. Jeweils nach drei oder vier Wochen wurde er entlassen, doch gleich für die nächsten Tage wieder eingezogen und wegen Befehlsverweigerung erneut verurteilt. Ohne Verfahren, direkt von einem Offizier. Seine Bestrafung liegt inzwischen deutlich über der in vergleichbaren Fällen, bei denen Verweigerer meist nach drei bis vier Verurteilungen für untauglich erklärt wurden.
Yonathan ist im Gegensatz zu den derzeit in Israel etwas weiter verbreiteten politischen Selektivverweigerern, die den Dienst in den besetzten Gebieten ablehnen, ein überzeugter Pazifist. Er verlangt für sein Land die Einrichtung eines Ersatzdienstes wie er in Deutschland besteht – ein Recht, das ihm laut internationalen Verträgen zustehen würde. Dabei ist er bewußt das Risiko einer Inhaftierung und späterer Nachteile in der israelischen Gesellschaft eingegangen um für seine Überzeugung einzutreten statt den einfacheren Weg eines psychischen Gutachtens zu nehmen. Neben dem fehlenden Ersatzdienst kritisiert er die ungleiche Behandlung von religiösen und säkularen Wehrdienstpflichtigen.
Nachdem er vor Gericht durchgesetzt hatte mit einem Anwalt beim Verweigerer-Komitee, welches noch keinen KDVler anerkannt hat, vorsprechen zu können ist seine lange Inhaftierung eine Verschlechterung gegenüber bisherigen Verhältnissen.
Wenn ihr Yonathan unterstützen wollt schickt Protestmails an die israelische Botschaft: berlin@israel.org und/oder Solidaritätsbekundungen an seine Eltern: mbartzi@yahoo.com.
Weitere Infos
Veranstaltungsreihe:
Gefangen zwischen Terror und Krieg? Israel/Palästina: Stimmen für Frieden und Verständigung.
Mitglieder der israelischen Organisationen New Profile und Ta'ayush (Jüdisch-arabische Partnerschaft) werden bis zum 10.12. in Deutschland Veranstaltungen durchführen.
Connection e.V.
Tel.: 069-82375534
www.connection-ev.de/Projekte/Israel.html
Update 9.12.2002
Gestern wurde Yonathan Ben Artzi zum sechsten Mal zu einer Haftstrafe verurteilt. Genaueres unter news & infos.