Aber erst in einem halben Jahr, werden viele sagen. In den letzten Jahren wurde der Castor-Widerstand mehr und mehr zu einem Last-Minute-Unternehmen. Viele sind erst in den Wochen oder Tagen vor dem Tag X aufgesprungen. Das ist zwar einerseits verständlich, andererseits schwächt es aber die Qualität des Widerstandes, wenn nur einige wenige die Vorbereitung tragen und es keine guten Aktionen in den Monaten davor gibt.
Deshalb geht es im Wendland schon jetzt im Sommer wieder zur Sache. Bei unterschiedlichen Anlässen ist es möglich Widerstands-Luft zu schnuppern. Angefangen hat es bereits beim „Fest zum Protest“ am 31. Mai, rund um die Endlagerbaustelle. Nächstes wichtiges Datum ist das letzte Juni-Wochenende. Da ist der wendländische Widerstand tagaktiv und nachtaktiv (aber nicht radioaktiv).
Fußball beim Wild Wendish Cup
Zuerst geht es am 28. Juni ab 14 Uhr in Breselenz beim Wild Wendish Cup um den Alt-Bräsig-Pokal. Beim letzten Castor-Transport sind im von der Bäuerlichen Notgemeinschaft gegründeten Dorf „Alt Bräsig“ bei Splietau unter der wunderbaren polizeieigenen Flutlichtanlage erst einzelne Teams dem Fußball nachgejagt. Jetzt werden beim Turnier zehn Mann/Frauschaften antreten – diesmal ohne Polizei. Da treffen die MotorradfahrerInnen von IDAS (hoffentlich ohne Motorräder) auf die „Black Block Panther“ aus Meuchefitz. Der „FC Bauern“ muss gegen eine französische Elf antreten, die unter ExpertInnen als Geheimtipp gilt. Und das unter dem Namen „BI-BI-Blockadeberg“ spielende Team der Bürgerinitiative bekommt es mit „X-tausendmal Querpass“ zu tun.
Das Team von „X-tausendmal quer“ diskutiert allerdings derzeit noch diverse Fragen: Ist es überhaupt gewaltfrei, einen Fußball zu treten? Kann das gegnerische Team durch eine Sitzblockade aufgehalten werden? Kann man gegen rote Karten Widerspruch beim Amtgericht einlegen?
Kann die Viererkette bei einem Training in gewaltfreier Aktion eingeübt werden? Wo findet während des Spiels der SprecherInnenrat statt, damit die drei Bezugsgruppen Verteidigung, Mittelfeld und Angriff einen Konsens über die Taktik erzielen können? Dürfen nur die mitspielen, die sich vorher per Unterschrift zur Gewaltfreiheit verpflichtet haben? Wie macht mensch Zivilen Ungehorsam im Strafraum? Wir dürfen gespannt sein…
Eine Nacht im Gleisbett
Direkt im Anschluss an das Fußballturnier geht es in Pisselberg bei Dannenberg weiter. Dort beginnt um 18 Uhr mit einer Kundgebung „Eine Nacht im Gleisbett“, veranstaltet von der Aktionsgruppe „WiderSetzen“. Um auch endlich die Demonstrationsfreiheit auf Schienen durchzusetzen wird nach der Durchfahrt des letzten Zuges auf den Gleisen campiert. Dabei wird auch die seltsame Ausbaupolitik der Deutschen Bahn AG auf der Strecke Lüneburg-Dannenberg thematisiert. Die will den Gleiskörper in diesem Sommer für 20 Millionen Euro erneuern – sicher nicht für den Personenverkehr. Damit es in der lauen Sommernacht nicht langweilig wird, gibt es Schlaflieder, Gutenachtgeschichten, Traumtänzereien, Speis und Trank und am frühen Abend ein Kinderprogramm.
Am nächsten Morgen, rechtzeitig bevor der erste Zug kommt, wird die Aktion mit einem gemeinsamen Frühstück beendet. Und wem es auf der Schiene zu hart ist, legt sich auf eine Weiche.
Natürlich geht es bei der Aktion auch um die Vorbereitung für den Tag X. Viele denken ja, sie sind langjährig widerstandserfahren und kennen sich aus. Trotzdem klappt nicht immer alles so wie gedacht, wenn der Castor kommt. Beispielsweise ist es gar nicht so einfach, mit vielen Menschen auf die Schienen zu kommen. Deshalb soll nun außerhalb von der Tag-X-Hektik gemeinsam geübt werden, wie es möglich ist, trotz Polizeipräsenz ruhig und entschlossen den gewünschten Weg zu gehen.
Sommercamp im Wendland
Vom 2. bis 10. August gibt es in Reddebeitz bei Lüchow bereits zum siebten Mal das Sommercamp, auf dem abseits von allem Aktions-Trubel mal in aller Ruhe reflektiert werden kann, worum es im Widerstand eigentlich geht. Schwerpunktthemen sind in diesem Jahr Menschenrechte, Kommunikation und Utopie. Daneben gibt es einen Intentionalen Anti-Atom-Tag und alles, was so ein Sommercamp schön macht: Badeseen, Kinderzirkus, Rampenplan-Essen, Pläne schmieden, Tanz und Baumklettern, viel Musik und jede Menge nette Menschen.
Weitere Infos auf www.wendlandcamp.de
Vorbereitung für den Herbst
Wer ganz konkret in die Planungen für den Herbst einsteigen will, wenn wieder zwölf Castoren nach Gorleben rollen sollen, kann dies am Besten auf dem Treffen von „X-tausendmal quer“ vom 20. bis 22. Juni in einem Tagungshaus bei Lüneburg. Wer teilnehmen möchte oder Fragen hat, kann sich an das Büro von „X-tausendmal quer“ in Kiel wenden (Tel.: 0421-2108821 oder Mail: info@x1000malquer.de).