10. – 12. Oktober 2003, Zinzendorfhaus Neudietendorf
Evangelische Akademie, Thüringen / PhiloSOPHIA e.V / Landeszentrale für politische Bildung Thüringen
Gandhis Lehre und Praxis sind durchaus umstritten: manche Zeitgenossen bezeichneten ihn als „Anti-Politiker“. Sogar Freunde warfen ihm zu viel Kooperationsbereitschaft mit seinen politischen Gegnern vor. Pazifisten und Friedensbewegte, die sich auf ihn berufen, werden oft als naiv belächelt.
Für uns Westeuropäer im 21. Jahrhundert ist manches schwer nachvollziehbar: Worte wie „Demut“ oder „Keuschheit“ ein zentrale Begriffe in der Lehre des Mahatma, mögen fremd und abstoßend in unseren Ohren klingen. Die Nähe von Politik und Moral erscheint heute anrüchig. Nach dem Jahrhundert der Ideologien sind wir vorsichtig mit dem Begriff „Wahrheit“ geworden. Um Gandhis Botschaft nicht misszuverstehen, kommen wir nicht umhin, uns mit seinen religiösen Wurzeln und der konkreten historischen Situation im Südafrika und Indien seiner Zeit zu befassen.
Der radikale Weg des bewußten Gewaltverzichts riskiert letztlich in bestimmten Situationen Freiheit und Leben. Das ist eine Anfrage an jene, deren friedenspolitisches Engagement sich auf rein verbale Äußerungen beschränkt.
Zum Weg der Nicht-Gewalt und der Wahrheit gehört es, sich mit der eigenen Agressivität und Wut auseinanderzusetzen, von der Gandhi schreibt, sie kann „zu nützlicher Energie“ werden und „in eine Kraft verwandelt werden, die die Welt bewegen kann“. Gandhi verstand Gewaltlosigkeit als Gegensatz zur Passivität: dazu gehören die aktive Nicht-Zusammenarbeit und die Verweigerung des Gehorsams gegenüber dem als unwahr und ungerecht Erkannten.
„Gewaltlosigkeit ist kein Kleidungsstück, das man je nach Wunsch an- und auszieht. Sie hat ihren Platz im Herzen und muss ein untrennbarer Teil unseres Selbst sein.“ (Gandhi)
Damit wir nicht nur in der Theorie bleiben, werden wir in konkreten Übungen deeskalierendes Verhalten in Konfliktsituationen erproben. Dabei erfahren wir auch einiges über unser eigenen Aggressionspotential.
Der von Gandhi beschriebene Weg dauert ein Leben lang. Wir haben an diesem Wochenende drei Tage Zeit – das kann uns nur nur einige Impulse geben. Dazu möchten wir Euch herzlich einladen
Programm
Freitag, 10.Oktober
- 18.00 Uhr Abendbrot
- 19.00 Uhr Einführung: Eigene Erfahrungen mit politischem Engagement. Annäherung an Gandhi, Biographisches.
Samstag, 11. Oktober
- Ab 8.30 Uhr Frühstück
- 9.30 Uhr „Ahimsa (Nicht-Gewalt) üben aus dem Bewußtsein von Macht und Kraft“ (Gandhi): gewaltfreie Aktion und ihre Wurzeln in den indischen Religionen (Einführung. Arbeit mit Texten in Gesprächsgruppen
- 12.30 Uhr Mittagessen
- 14.30 Uhr Kaffeetrinken
- ab 15.00 Uhr „Gewaltlosigkeit … muss ein untrennbarer Teil unseres Selbst sein.“ (praktische Übungen für Konfliktsituationen)
- 18.00 Uhr Abendbrot
- 19.30 Uhr Fortsetzung des Nachmittags
Sonntag, 12. Oktober
- Ab 8.30 Uhr Frühstück
- 9.30 Uhr Sonntagslesung im Park
- 10.00 Uhr Was können Friedensbewegung und Globalisierungskritiker von Gandhi lernen? Diskussion verschiedener Formen politischen Handelns.
- 12.30 Uhr Mittagessen, Abreise
„Fünf Vorsätze für den Tag:
Ich will bei der Wahrheit bleiben.
Ich will mich keiner Ungerechtigkeit beugen.
Ich will frei sein von Furcht.
Ich will keine Gewalt anwenden.
Ich will in jedem zuerst das Gute sehen.“
Mahatma Gandhi
Tagungsleitung
Dorothea Höck, Evangelische Akademie Thüringen
Carsten Passin, philoSOPHIA e.V.
Daniel Korth, Uni Münster
Tagungsort
Evangelische Akademie Thüringen
Zinzendorfhaus
99192 Neudietendorf
Tel. 036202-9840
Fax 036202-98422
info@ev-akademie-thueringen.de
Anmeldung
Spätestens bis zum 30. September telefonisch oder per Email. Die Anmeldung gilt als verbindlich, wenn wir nicht wegen Überbelegung absagen.
Tagungskosten
25 €, Erwerbstätige 50 € (dank der Unterstützung aus dem Kinder- und Jugendplan des BMFSF und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen)
Anreise
Am besten mit der Bahn, Neudietendorf liegt auf der Strecke Erfurt-Gotha bzw. Erfurt-Arnstadt. Weg vom Bahnhof zum Tagungshaus 4 min!