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Gewaltfreie Aktionsgruppen vernetzen sich

| Jochen Stay

Ein Gespenst geht um in Deutschland und Europa. Das Gespenst der massenhaften Gewaltfreien Aktion.

In den letzten drei Jahren haben sich Tausende an Aktionen Zivilen Ungehorsams gegen Castor-Transporte, G8-Gipfel und den Irak-Krieg beteiligt. Eine ganz neue Generation hat vielfältige Aktionserfahrungen gesammelt – und dies meist nicht nur in einem Politikbereich, sondern immer genau dort, wo es eben gerade am Nötigsten war.

Aus den Erfahrungen mit Aktionen massenhaften Zivilen Ungehorsams gegen Castor-Transporte (X-tausendmal quer), Gipfeltreffen (attac u.a.) und Militarismus (resist) ist vor einiger Zeit der Aufruf entstanden, möglichst viele Gewaltfreie Aktionsgruppen zu gründen, die themenübergreifend arbeiten und sich von Fall zu Fall zu größeren Aktionen zusammenschließen. Damit soll die Qualität der Aktionen und das Level der persönlichen Vorbereitung bei den einzelnen AktivistInnen gesteigert werden.

Der Aufruf wurde von der Graswurzelrevolution (GWR 280) und über verschiedene Mailinglisten verbreitet und stieß auf ausreichend Resonanz, um das Ganze weiter zu verfolgen.

Beim Wendland-Sommercamp Anfang August wurde weiter an dieser Idee gebastelt und schließlich Mitte September im brandenburgischen Rägelin Nägel mit Köpfen gemacht.

Ein Netzwerk Gewaltfreier Aktionsgruppen entsteht, geprägt von möglichst wenig Verwaltungsaufwand und Vereinsmeierei aber möglichst effektiver Zusammenarbeit. Es geht ganz bewusst um ein Netzwerk, keine neue Organisation. Wenn eine Gruppe eine Aktionsidee hat oder zu einem bestimmten Anlass etwas machen will, stellt sie dies den anderen Gruppen im Netzwerk vor und jede Gruppe entscheidet jedes Mal neu, ob sie mitmachen will.

Die Aktionen sollen überregionale Bedeutung aber auch einen lokalen Bezug haben. Es geht um themenübergreifende Ansätze, die nicht nur ein lokales Problem angreifen. Das kann eine kleiner Aktion gegen einen Gen-Acker oder einen Abschiebeknast sein, oder eine größere Geschichte, z.B. gegen einen Castor-Transport, einen G8-Gipfel, das Bombodrom in der FREIen HEIDe, die Agenda 2010 oder andere übergreifende Themen.

Beim Treffen in Rägelin wurden folgende Vereinbarungen getroffen:

  1. In den kommenden Wochen und Monaten werden bestehende Gruppen angesprochen, ob sie sich am Netzwerk beteiligen wollen.
  2. Wenn sich bei größeren Aktionen (z.B. Castor, Freie Heide) spontan Bezugsgruppen bilden, dann sollen diese eingeladen werden, hinterher als Gruppe weiter zu machen und dem Netzwerk beizutreten.
  3. Die Neugründung von Gewaltfreien Aktionsgruppen wird von den bisher im Netzwerk Aktiven unterstützt.
  4. Aktionsmaterial und Aktions-Knowhow, das in einzelnen Gruppen vorhanden ist, soll – soweit möglich – über eine Ressourcen-Liste allen Gruppen zugänglich gemacht werden.
  5. Ein nächstes bundesweites Treffen wird im Januar 2004 stattfinden.
  6. Vorläufige Kontaktadresse für Gruppen, die sich beteiligen wollen und für Einzelpersonen, die an Unterstützung bei der Gründung einer Gewaltfreien Aktionsgruppe interessiert sind:

    Graswurzelwerkstatt, Scharnhorststr. 6, 50733 Köln, Tel: 0221-765842, Fax: 765889, mail: graswurzelwerkstatt@web.de

GWR-LeserInnen, die in Gewaltfreien Aktionsgruppen engagiert sind oder eine Gruppe gründen wollen, können sich gerne mit dem „Netzwerk in Gründung“ in Verbindung setzen.