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haGalil muss weiter gehen!

Offener Brief an die Bundesfamilienministerin und an den Bundeskanzler

| ErstunterzeichnerInnen Professor Andrei S. Markovits, Ann Arbor (USA) Dr. Lars Rensmann, Politologe, Berlin (Germany) Dr. Martin Jander, Historiker und Journalist, Berlin (Germany) Dr. Jeremiah Riemer, Übersetzer, Washington D. C. (USA) Patricia Greve, Politologin, Hamburg (Germany)

Sehr geehrte Frau Schmidt, sehr geehrter Herr Schröder,

den Nachrichten war zu entnehmen, dass die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und damit die rot-grüne Bundesregierung, sich von einem erfolgreichen Projekt aus dem ausgerufenen „Aufstand der Anständigen“ verabschieden möchte. Dem Internetmagazin www.hagalil.com sollen, nach einem Streit mit seinem ehemaligen Träger (Tacheles reden! e. V.), die Gelder gestrichen werden.

Auch gutwillige Journalisten sowie die Macher von haGalil verstehen die Haltung des Bundesfamilienministeriums nicht. Die öffentlich und nicht-öffentlich gegebenen Erklärungen sind widersprüchlich, teilweise – wie etwa die Behauptung ein erforderlicher Antrag sei nicht eingereicht worden – offenbar sogar falsch. Wir fordern Sie dringend auf sich mit den Machern von haGalil, in erster Linie mit Herrn David Gall, zusammenzusetzen und schnelle Schritte zur Gewährleistung der Weiterexistenz des unverzichtbaren Internetportals zu diskutieren und dann auch einzuleiten.

  • haGalil versteht sich als Kommunikationsplattform unterschiedlicher Auffassungen und Einstellungen im Judentum und ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Kommunikation über dessen Traditionen und Perspektiven geworden. In redaktionellen Beiträgen, Chats und Internetforen wird über jüdisches Leben informiert. Es ist die größte deutschsprachige jüdische Webseite weltweit.
  • haGalil entstand auch, um die deutliche Dominanz von neonazistischen Internetseiten zu brechen, die zu den Themen Judentum, Israel, Antisemitismus und Nationalsozialismus informieren. Nach dem Prinzip 100 Seiten Wahrheit für jede Seite Lüge und Hass wurden Webseiten mit antisemitischen oder geschichtsrevisionistischen Inhalten von den höheren Suchmaschinenrängen im Internet verdrängt.
  • haGalil hat auch den Kampf gegen ein weit verbreitetes Nichtwissen aufgenommen, das in allen europäischen Gesellschaften zu Tage tritt, wenn von Juden, Antisemitismus und Israel die Rede ist. Die Internetplattform hat sich damit zu einer seriösen Quelle der Aufklärung entwickelt.
  • haGalil hat seit 1997 ein Formular ins Netz gestellt, mit dem man Anzeige erstatten kann, wenn man auf nazistische Seiten im Internet stößt. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen und ist ein unverzichtbares Medium im Kampf gegen den Rechtsextremismus geworden.
  • haGalil ist eine wesentliche Garantie des friedlichen Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher kultureller Prägungen in einem freien Europa und seiner gutnachbarlichen Beziehungen zu Israel.

Wir Unterzeichnenden sind regelmäßige Nutzer und/oder Autoren des in Europa einzigartigen Informationsdienstes haGalil und sind von seiner absolut unverzichtbaren Aufgabe im Kampf gegen den Antisemitismus in Europa und in der Bundesrepublik überzeugt. Seine Einstellung würde ein zurzeit einzigartiges Netzwerk für Kommunikation und Information über Judentum, Antisemitismus und rechtsextreme Gefahren in Europa zerstören.

Erst kürzlich hat der Bundespräsident Köhler bei seinem Besuch in Israel betont, in Deutschland werde der Antisemitismus „mit allen denkbaren Mittel bekämpft“. haGalil ist eines dieser Mittel. Wir appellieren dringend an Sie, diesen Informationsdienst weiter zu fördern.

Weitere Infos

www.hagalil.com

Kein Geld mehr für Arbeit gegen Rechtsextreme (ARD Monitor)

Fällt die Mauer? (Jungle World)

Hagalil funkt SOS (telepolis)

Neuer Träger - Geld weg (Frankfurter Rundschau)