Schon zum 14. Mal wird über Weihnachten und Silvester der Jukss stattfinden.
Jukss heißt eigentlich JugendUmweltKongress und ist Anfang der 90er Jahre aus der Jugendumweltbewegung entstanden. Zunächst von den beiden großen Jugendumweltverbänden Naju und BUNDjugend mitorganisiert, hat sich der Jukss seitdem stark weiterentwickelt – vor allem in Richtung Hierarchiefreiheit und Selbstorganisation.
Auch will sich der Jukss inzwischen weder auf jugendliche Teilnehmende noch auf klassische Umweltthemen beschränken.
Der Jukss als Versuch hierarchiefreier Organisierung
Während jahrelang Plena mit mehreren hundert Leuten die Selbstverwaltung des Kongresses bestimmten, gibt es seit zwei Jahren den Versuch, diese durch Interessiertentreffen zu ersetzen. Dort sollen sich Betroffene und Interessierte zusammensetzen, um Vereinbarungen zu treffen, wie mit dem jeweiligen Problem oder Thema umgegangen werden kann. Für den Infofluss sollen Infowände, Klozeitung, offenes Mikro und bei Bedarf ein Infoplenum sorgen. Wichtiger als solche „Gremien“ sollen jedoch direkte Intervention und Eigeninitiative sein. (1)
„Traditionsgemäß“ löst sich die Vorbereitungsgruppe in den ersten Tagen des Kongresses auf; Aufgaben wie z.B. Anmeldung, Infowandbetreuung, Besorgungen, Material- und Technikverwaltung werden von Mitmachgruppen übernommen. Soweit die Theorie.
In der Praxis gibt es oft das Problem, dass Orgamenschen die „Checker“ bleiben, die viele Sachen wissen, Kontakte und Schlüssel haben usw. Andererseits sind sie gewöhnlich die, die sich auch am ehesten verantwortlich fühlen, wenn Probleme zu lösen und Sachen zu erledigen sind, während andere solche Dinge eher übersehen.
Daher wünschen sich einige Menschen, dass sich solche „Expert/inn/en“ gar nicht erst herausbilden, sondern die Vorbereitung von vornherein von möglichst vielen Menschen getragen wird. Das ermöglicht nicht nur einen hierarchieärmeren und in puncto Arbeitsverteilung entspannteren Jukss, sondern bietet für Mitgestaltende auch viele Möglichkeiten zum Lernen. Ob Logistik für Großveranstaltungen, Pressearbeit, Finanzbeschaffung, Sachspenden besorgen, Webseiten gestalten, Layout – in all diesen Bereichen soll die Vorbereitung auch viel Raum zur Wissensweitergabe und zur gemeinsamen Weiterentwicklung bieten. Nicht zu vergessen natürlich die spannenden Diskussionen über hierarchiefreie Organisierung, alternative Lebensformen, Gesellschaftsentwürfe u.v.m.
Um die nötige Transparenz der Vorbereitungsprozesse zu schaffen, gibt es die Internetseite www.jukss.de, die als Wikiseite von jedermensch bearbeitet werden kann, eine Mailingliste und monatliche Vorbereitungstreffen.
Jukss ohne Grenzen
Diesmal wollen sich einige Menschen vermehrt darum kümmern, über die Grenzen der BRD hinaus zum Jukss einzuladen und die Sprach- und anderen Barrieren zu überwinden, die bisher Nicht-Deutsche bzw. Nicht-gut Deutsch-Sprechende davon abgehalten haben, am Jukss teilzunehmen. Natürlich eine weitere Herausforderung an Transparenz und Entscheidungsfindung. (Übersetzer/innen gesucht!)
Und das Programm?
Das Programm gestaltest du selbst! Niemand muss auf dem Jukss um Erlaubnis fragen, ob er einen Workshop oder eine Diskussionsrunde anzetteln, einen Film zeigen oder eine Ausstellung aufstellen darf. (Wer diskriminierende, herrschaftsförmige Inhalte propagiert, kann sich allerdings auf Auseinandersetzungen einstellen.)
Um die Vielfalt ein wenig zu sortieren, gibt es autonome Themenplattformen, d.h. Bereiche, in denen verschiedene Veranstaltungen zu einem Oberthema organisiert werden oder sich auf dem Kongress entwickeln können. (Für alle Bereiche sind Mitgestalter/innen und weitere Ideen sehr erwünscht!)
Die Themenplattform G8/ Neoliberalismus/ Globalisierung versteht sich als Teil der linksradikalen Mobilisierung gegen den G8-Gipfel, der im Juni 2007 in Heiligendamm bei Rostock stattfindet. Angedacht sind dazu Einführungsworkshops, inhaltliche Diskussionen, Bezugsgruppenfindung für Neueinsteiger/innen und konkrete Aktionsvorbereitungen.
In der Bildungskritischen Lernbasis geht es u.a. um die Themenbereiche Schulkritik, (Anti)Erziehung, Altersdiskriminierung, alternative Bildungsorte und -netzwerke. Sie wird als Ort für selbstbestimmtes Lernen verstanden (wie auch der Jukss als Ganzes). Im Zusammenhang damit gibt es auch ein GegenUniTreffen (27.-30.12.) zum Austausch zwischen Menschen, die alternative Bildungsorte schaffen oder weiterentwickeln wollen.
Die Direct-Action-Plattform ist einerseits ein Treffpunkt für Workshops, angeregte Diskussionen und Austausch rund um kreativen Widerstand, direkte Aktionen, (Anti-)Repression und Bewegung „von unten“.
Zum zweiten ist sie ausgestattet mit Material für Aktionen. Sie kann also praktischer Ausgangspunkt für freche Aktionen und eine vielfältige Widerstandskultur sein. Vom kreativen Umgang mit Polizei, Transpi-Malen über Klettertrainings, Strategiedebatten bis zur Planung von Aktionen … alles ist möglich!
Weitere Themenplattformen sind Tierrechte und Genderkritik.
(1) Mehr zum Thema: http://jukss.de/2006/de/jukss/selbstorga/
Anmerkungen
Der 14. Jukss: 23.12.2006 bis 06.01.2007, wahrscheinlich im Berliner Umland. Beitrag nach Selbsteinschätzung, nötig sind etwa 7-9 Euro pro Tag für Essen, Unterkunft in der Turnhalle und Programm.
Mehr Infos und Anmeldung auf: www.jukss.de, Mail an info@jukss.de oder Tel. 0391- 5570753