transnationales

Gewaltlose Revolte in Burma

Eine Analyse der gewaltfreien Massenbewegung und ein historischer Rückblick auf ein gescheitertes Experiment

In mehreren Artikeln werfen wir in dieser GWR einen Blick auf die Ereignisse in Burma. Die dortige gewaltfreie Massenbewegung bietet Diskussionsstoff für Chancen und Risiken der Taktik des gewaltfreien Aufstands. Im Moment sieht es so aus, als sei es dem brutalen Militärregime gelungen, den Aufstand blutig niederzuwerfen. Doch Oppositionsgruppen setzen auf Spaltungen und Widersprüche in der Armee. Zudem berichten wir im Burma-Schwerpunkt auf ein vergangenes (und vergessenes) Experiment des buddhistischen Marxismus in Burma. Ohne diese Erfahrung bleibt die Politisierung buddhistischer Mönche beim Aufstand 2007 unverstanden. (GWR-Red.)

Massenrevolten bieten nicht immer das Bild von South Central Los Angeles (Steine werfende schwarze Jugendliche) oder der EZLN (bewaffnete Guerillero/as) von Chiapas: Viele Revolten gegen brutale Regime begannen von vorneherein als gewaltfreie Massenbewegung, von den Revolten in Osteuropa 1989 bis zur inzwischen zweiten Massenrevolte in Burma 2007. Manche dieser gewaltlosen Revolten waren erfolgreich und stürzten brutale Militärregimes (Philippinen/Marcos 1986, DDR/CSSR/Polen/Baltikum/Sowjetunion usw. 1989-91) oder spalteten Militär und Geheimdienste (Rumänien 1989), andere scheiterten und wurden unterdrückt (Tienanmen 1989, Burma 1988). Wie die gewaltlose Revolte in Burma des August/September 2007 einzuschätzen ist, scheint noch nicht völlig ausgemacht. Die Massendemonstrationen sind erst einmal im Blut der in die Menge schießenden Soldaten erstickt. Doch kein Burmese und keine Burmesin wird je vergessen, dass Militärs die in der Bevölkerung hoch angesehenen Mönche und einige beteiligte buddhistische Nonnen erschießen, massenhaft verhaften, zusammenschlagen und foltern. Das Regime steht ohne die geringste Legitimation da. Noch hofft die vereinigte Opposition aus Exilgruppen, StudentInnen und buddhistischen Mönchen auf Risse und Spaltungen innerhalb des militärischen Machtapparats. Dieser hat einen Minister zur Kontaktaufnahme mit Aung San Suu Kyi berufen. Die Geschichte zeigt, dass die Militärs schon oft auf Zeit spielten, um ihre Macht doch noch zu erhalten. Eine Wiederaufnahme der Proteste scheint jedoch keineswegs ausgeschlossen. Wir veröffentlichen in dieser GWR Artikel zur Geschichte des politischen Buddhismus in Burma und zur aktuellen gewaltfreien Massenbewegung.

GWR-Schwerpunkt Seite 10 f.