Mit dem Phänomen "Wikipedia", der freien Online-Enzyklopädie, an der jedeR mitwirken kann, hat die GWR 324 im Dezember 2007 eine Erscheinung in Augenschein genommen, deren Wurzeln weiter zurückreichen, als gemeinhin angenommen wird.
„Freies Wissen“, das in der Wikipedia kollaborativ gesammelt wird, hat seinen theoretischen Vorgänger oder „älteren Bruder“ im Phänomen der „Freien Software“, deren bekanntestes Aushängeschild ein Betriebssystem ist, das die meisten Menschen unter dem Namen „Linux“ kennen.
Das Konzept der „Freien Software“ geht auf den US-amerikanischen Programmierer Richard M. Stallman zurück, der seit zwanzig Jahren nicht müde wird zu betonen, dass es ihm, wenn er das Wort „frei“ benutzt, nicht um „Freibier“ sondern um „Freiheit“ gehe. Freie Software ist nicht einfach kostenlos zu haben, sondern sie respektiert die Freiheit der Benutzerin.
Eine der wichtigsten Freiheiten ist diejenige, sich gegenseitig zu helfen. Grund genug also, diesem Konzept und dessen Ursprüngen einmal auf den Grund zu gehen und zu fragen, ob und wenn ja wieviel die Freiheitsbegriffe Freier Software und des Anarchismus miteinander zu tun haben und wo sie voneinander abweichen.
Begegnung mit Sankt iGNUtius
Richard Stallman ist eine lebende Legende. Der 1953 geborene Programmierer mit langen Haaren, stattlichem Bierbauch und Vollbart kann zu Recht von sich sagen, er habe die Welt verändert.
Das, was es ohne ihn nicht gäbe, nennt sich „Freie Software“, und diese ist heute in der Welt der Datenverarbeitung und des Internets derartig verbreitet, dass in etwa zwei Dritteln aller Webserver ein freies Programm namens „Apache“ für das Ausliefern der Seiten sorgt, dass die allermeisten Mail- und Newsserver ebenso auf freien Programmen basieren, wie fast jeder DSL-Router, der in Wohnzimmern und Büros seine Dienste tut.
Und immer mehr BenutzerInnen verlassen sich in ihrer alltäglichen Arbeit auf Programme wie Mozilla Firefox, OpenOffice.org oder Thunderbird, statt die Produkte des Quasi-Monopolisten Microsoft zu verwenden.
Freie Software ist in den letzten Jahren ein Thema von globaler Bedeutung geworden: Entwicklungsländer erkennen es als möglichen Ausweg aus der Abhängigkeit von mächtigen Monopolisten wie Microsoft. Freie Software und Freies Wissen werden somit zunehmend als Lösung für das Problem des „digital divide“ propagiert, also des Umstands, dass der größte Teil der Weltbevölkerung bis heute keinen Zugang zu moderner Informationstechnologie hat.
Fester Bestandteil der Auftritte von Richard „RMS“ Stallman ist es, dass er sich zum Ende in „Saint Ignucius“ verwandelt: den Propheten der Freien Software mit einem Heiligenschein aus einer alten Computerfestplatte auf dem Kopf. Eine Rolle, die der überzeugte Atheist mit einer gehörigen Portion Selbstironie spielt. (1)
Stallman sagt, dass es ein neuer Drucker an seinem damaligen Arbeitsplatz im Massachusetts Institute of Technology (MIT) war, der am Beginn der Geschichte stand: 1980 wurde dort ein Laserdrucker vom Typ Xerox 9700 aufgestellt. Um sich und seinen KollegInnen überflüssige Wege zum Standort des Druckers auf einer anderen Etage zu ersparen, wollte der damals 27-Jährige den Treiber des Druckers so verändern, dass er wie sein Vorgänger den Besitzer des aktuellen Druckauftrags benachrichtigt, wenn das Dokument gedruckt ist, und alle angemeldeten BenutzerInnen bei Papierstaus alarmiert.
Doch die Herstellerfirma weigerte sich, ihm den menschenlesbaren Quelltext (2) zur Verfügung zu stellen.
Dies beschreibt Stallman als den Moment, an dem er sich entschied, dass es die ethische Pflicht jedes Programmentwicklers sei, den Quelltext der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und somit jeder Benutzerin die Möglichkeit zu geben, es den eigenen Bedürfnissen anzupassen.
Zunächst im Alleingang gründete er das GNU-Projekt, mit dem er sich das Ziel setzte, einen vollständig freien Ersatz für das professionelle Betriebssystem Unix zu schaffen, das damals auf vielen Servern des MIT lief. So kündigte er 1984 seinen sicheren Job am Institut, um sich ganz seinem, wie es damals scheinen musste, unrealistischen Plan zu widmen.
GNU ist, wie damals unter Hackern (3) üblich, eine sich selbst enthaltende Abkürzung und bedeutet „GNU is Not Unix“.
Damit verweist er auf die Ähnlichkeit zu dem System, das er sich zum Vorbild nahm. Ein Jahr später veröffentlichte er sein GNU-Manifest (4), mit dem er ProgrammierInnen in aller Welt zur Mitarbeit an seinem Projekt aufrief. Dadurch, dass das Gesamtprojekt in viele kleine Einzelaufgaben zerlegt wurde, entstand so innerhalb weniger Jahre ein fast vollständiger Ersatz für eines der modernsten Serverbetriebssysteme.
Jedes der Hunderte Kommandos wurde eines nach dem anderen nachprogrammiert, oft verbessert und mit zusätzlichen Funktionen versehen.
Ein wichtiger Bestandteil wurde jedoch nicht fertig, der sogenannte Kernel. Der Kernel ist diejenige Komponente eines Betriebssystems, die als erste in den Arbeitsspeicher des Rechners geladen und vom Prozessor ausgeführt wird.
Sie kontrolliert die Hardware und stellt den anderen Systembestandteilen Ressourcen zur Verfügung, wie etwa Arbeitsspeicher und Rechenzeit. Zwar hatte Stallman einen Entwurf für einen Kernel, genannt „GNU Hurd“, erdacht und den Programmierer Michael Bushnell angeheuert, um ihn zu schreiben, doch das Konzept, das Unix nicht nur ersetzen, sondern wesentlich erweitern und verbessern sollte, erwies sich als zu ambitioniert.
Daher kam es gerade recht, als sich 1991 ein junger finnischer Student namens Linus Torvalds aus reinem Eigeninteresse unabhängig vom GNU-Projekt an die Entwicklung eines eigenen Kernels machte.
Dieser folgte der traditionellen Unix-Architektur und war so in relativ kurzer Zeit einsatzfähig. Da Torvalds an Feedback und Mithilfe anderer ProgramiererInnen interessiert war, stellte er den Quelltext seines Kernels, den er nach seinem eigenen Vornamen „Linux“ nannte, über das Internet zur Verfügung und gab ihn unter der von Richard Stallman verfassten GNU General Public License (GPL) frei.
Kombiniert mit diesem Kernel war GNU auf einmal das geworden, was Stallman ein knappes Jahrzehnt zuvor angekündigt hatte: ein vollwertiger Ersatz für das professionelle Serverbetriebssystem Unix und zudem auf vergleichsweise günstiger PC-Hardware für jeden technisch verständigen Menschen zu Hause einsetzbar.
Doch die Verbreitung dieser Kombination von Linux-Kernel und GNU-Umgebung geschah nicht unter dem Namen „GNU“, sondern es setzte sich die Bezeichnung „Linux“ durch, obwohl „Linux“ nur ein kleiner, wenn auch zentraler Teil des Betriebssystems war.
Möglicherweise war der klangvollere Name ausschlaggebend. Für die öffentliche Wahrnehmung hatte diese wahrscheinlich zufällige Entwicklung weitreichende Folgen: Hatte Stallman mit seinem GNU-Projekt eine umfassende Ethik und Philosophie verbunden, so ging es Torvalds ausschließlich um Spaß und praktischen Nutzwert. (Nicht zufällig trägt seine Autobiographie den Titel „Just for fun“.)
Im Zuge der Popularisierung von „Linux“ sah Stallman die von ihm entworfene Ethik der „Vier Freiheiten“ unter die Räder geraten. Um dem entgegenzuwirken, kreierte er den Namen „GNU/Linux“. Diese Bezeichnung hat sich in einem Teil der Szene etabliert.
Eine der bekanntesten und ältesten Linux-Distributionen trägt die Bezeichnung „Debian GNU/Linux“. (5)
Vier Freiheiten
Aus seinen Erfahrungen am MIT hatte Stallman das Konzept der „Vier Freiheiten“ entwickelt, die allen SoftwarenutzerInnen zustünden:
- Freiheit Null: die Freiheit, ein Programm ohne Einschränkungen zu verwenden;
- Freiheit Eins: das Recht, den Quelltext des Programms zu studieren und den eigenen Bedürfnissen entsprechend anzupassen;
- Freiheit Zwei: das Recht, das Programm ohne Einschränkungen weiterzugeben; und
- Freiheit Drei: die Freiheit, auch veränderte Versionen des Programms weiterzugeben;
Nur mit diesen Vier Freiheiten würden die BenutzerInnen selbst volle Kontrolle über ihren Computer ausüben und sich der Gesellschaft gegenüber ethisch verhalten können.
Selbst Freiheit Null wird von nicht-freier, also proprietärer Software oft nicht gewährleistet, etwa wenn verlangt wird, ein Programm nur zu nicht-kommerziellen, privaten Zwecken einzusetzen, oder wenn Programme mit eingebautem „Digital Rights Management“ wie das Betriebssystem MS Windows Vista nach Microsofts Vorgaben darüber entscheiden, welche Musik eine Benutzerin hören und welche Videos sie betrachten darf.
Freiheit Eins, also die Möglichkeit, den Quelltext eines Programms zu studieren und ggf. zu verändern, ist die Voraussetzung für individuelle Freiheit. Im Normalfall nicht-freier, also proprietärer Software ist der/die NutzerIn gezwungen, dem Hersteller zu glauben, dass die Software wirklich das tut, was er behauptet. In ein Programm absichtlich oder unabsichtlich eingebaute Schadfunktionen, die etwa zu Datenverlust führen oder Angriffe von außen ermöglichen, bleiben der Nutzerin verborgen. Leider verfügen zahlreiche weitverbreitete proprietäre Programme und Betriebssysteme über Hintertüren, die ohne Wissen des Nutzers Informationen an den Programmhersteller weitergeben.
Solche Hintertüren werden natürlich stets geheimgehalten und nur durch Nachforschungen unabhängiger Programmierer entdeckt.
Die Nutzerin ist ohne Freiheit Eins weiterhin der Möglichkeit beraubt, selbst beobachtete Programmfehler zu korrigieren oder fehlende Funktionalitäten hinzuzufügen. Damit besteht ein Herrschaftsverhältnis zum Hersteller der Software, der allein entscheiden kann, ob er den Bitten der NutzerInnen folgt oder nicht. Freiheit Eins hebt dieses Herrschaftsverhältnis effektiv auf.
Freiheit Zwei meint das Recht, die Software weiterzuverteilen. Solange es illegal ist, ein Programm an einen Freund weiterzugeben, obwohl dieser es benötigt, stehen die NutzerInnen vor einem ethischen Dilemma: Entweder sie betrügen den Verkäufer und brechen damit einen Vertrag oder sie unterlassen es, einem Freund zu helfen.
Stallman sieht in der unterlassenen Hilfe an den Freund eindeutig das größere Übel. Teilen, so seine Botschaft, ist keine „Piraterie“, sondern ethisches Verhalten. Teilen mit dem bewaffneten Überfall auf ein Schiff gleichzusetzen, ist seiner Ansicht nach „Blackwhiting“ – eine Verdrehung der Wirklichkeit nach dem Muster „Krieg ist Frieden“.
Mit Hilfe freier Software ist es möglich, diesem Dilemma zu entgehen, denn diese darf ohne Einschränkungen in beliebiger Menge an beliebig viele Menschen weitergegeben werden.
Freiheit Drei ist das Recht, das Programm zu verbessern und die Verbesserungen zu veröffentlichen. So können verschiedene NutzerInnen, statt isoliert für sich zu arbeiten, einander helfen und von den Verbesserungen der anderen profitieren. Für den übergroßen Teil der Menschheit, der nicht des Programmierens mächtig ist, ist Freiheit Drei von zentraler Bedeutung.
Nur so können auch nicht-technische NutzerInnen von den Leistungen der Gemeinschaft profitieren und sind ihrerseits für Verbesserungen nicht mehr auf die Gnade von Herstellern angewiesen.
Copyleft statt Copyright
Damit soll das Stallmansche Konzept also einerseits individuelle Freiheit sicherstellen, ein Herrschaftsverhältnis zwischen NutzerInnen und Herstellern aufheben und kooperatives, solidarisches Handeln innerhalb der Gemeinschaft ermöglichen.
Dieses Konzept goss Stallman in eine rechtliche Form, indem er die sogenannte GNU General Public License (GPL) verfasste. Diese Lizenz gewährt nicht nur den NutzerInnen die genannten Vier Freiheiten, sondern sie verpflichtet sie auch, wenn sie die Software ihrerseits weitergeben, den EmpfängerInnen wieder alle Vier Freiheiten in vollem Umfang zuzugestehen. Damit soll verhindert werden, dass einmal freigegebene Software jemals wieder privatisiert und der Öffentlichkeit entzogen werden kann. (6)
In Abgrenzung zu anderen Lizenzen, deren Zweck es ist, die Rechte der NutzerInnen so weit wie möglich einzuschränken, wird dieser Ansatz auch als „Copyleft“ bezeichnet.
In den gut zwei Jahrzehnten ihres Bestehens hat sich die GPL wiederholt als gerichtsfest erwiesen. Die Liste der Unternehmen, die erfolgreich gerichtlich belangt wurden, weil sie Freie Software in ihre Produkte einbauten, bei der Weitergabe aber entweder nicht auf die GPL verwiesen oder nicht den Quelltext bereitstellten, ist lang. (7)
Libertär oder liberal? Für freie Märkte oder freie Menschen?
In Sachen Software ist Richard Stallman ein Advokat radikaler Freiheit. In seinem Freiheits-Purismus gilt er Vielen als dogmatischer Linker. Doch wie sieht er sich selbst?
Während seines Auftritts in der Jenaer Universität kann ich mir nicht verkneifen, ihn zu fragen, ob er meint, dass seine Ideen von radikaler Freiheit mit einem Gesellschaftssystem namens Kapitalismus kompatibel wären, dessen einziger Zweck darin bestünde, alles, was es vorfindet, in Profit zu verwandeln.
Stallman antwortet, das, was ich beschriebe, sei nicht Kapitalismus, sondern „extremer“ Kapitalismus. Diesen lehne er auch ab, aber daneben gebe es auch einen humanen Kapitalismus, wie er in den USA der 60er Jahre geherrscht habe. Im Übrigen seien auch viele Anhänger der Freie-Software-Bewegung überzeugte Befürworter des Kapitalismus.
Stallmans Antwort enttäuscht mich. Nicht deshalb, weil sie ernsthafte Kapitalismuskritik vermissen lässt (das wusste ich auch vorher schon), sondern aufgrund ihrer intellektuellen Blässe und Anspruchslosigkeit. Wie kann ein Mensch, der ein spezielles soziales Problem als erster erkannt und in seiner Hartnäckigkeit behoben hat, so naiv daherkommen, wenn es um die Analyse der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geht, denen wir alle ausgesetzt sind?
Stefan Meretz nennt in seinem Aufsatz „Freie Software. Ideen für eine andere Gesellschaft“ (8) RMS einen „Bürgerrechtsliberalen“ und meint, dass sein Bürgerrechtsliberalismus der Zwillingsbruder des Wirtschaftsliberalismus sei und letztendlich keinem anderen Ziel diene, als der kapitalistischen Verwertungsmaschinerie frische Arbeitskraft zuzuführen.
Gleichzeitig erkennt er an, dass die GNU General Public License es effektiv geschafft hat, Freie Software dauerhaft der kapitalistischen Verwertung zu entziehen. Da sie nicht verkauft oder künstlich verknappt werden kann, ist freie Software im kapitalistischen Sinne „wertlos“.
Sie hat zwar einen Gebrauchs-, aber keinen Geldwert. „Linux“ lässt sich weder kaufen noch verkaufen. Damit ist an einer für die kapitalistische Weltwirtschaft zentralen Stelle ein Raum entstanden, in dem die Marktgesetze keine Geltung haben und auf legalem Wege auch nicht mehr erlangen können.
Nicht einmal der Umstand, dass transnationale Konzerne wie IBM Hunderte Millionen Dollar in die Entwicklung freier Software stecken, kann diesen Umstand rückgängig machen.
Somit bedeutet GNU/Linux ein Stück richtiges Leben im falschen. Ob „Sankt Ignucius“ Stallman diese nicht-kapitalistische Natur seiner Schöpfung wirklich nicht erkennt oder nur aus taktischen Gründen ignoriert, wissen wir nicht. Auf die Frage, ob er es denn als Beschimpfung annehme, wenn ihn seine Gegner als „Kommunisten“ beschimpfen, bekomme ich eine ausweichende Antwort.
Es ist klar, dass der Kapitalismus in sich auf Dauer keine „wertfreien“ Zonen dulden will, wie sie die Freie Software darstellt, dennoch hat sie bis heute allen Bedrohungen erfolgreich widerstanden.
Weder Softwarepatente (die in Europa vorerst verhindert worden sind) noch Klagen haben ihr den Garaus machen können.
Dies, obwohl sich viele VertreterInnen der Freie-Software-Bewegung einer grundlegenden Kapitalismuskritik enthalten, oder vielleicht gerade deshalb?
Liegt das Erfolgsgeheimnis gerade darin, die „K-Frage“ einfach zu ignorieren, aber trotzdem in seinem konkreten Tun in einem speziellen Feld politisch zu wirken? Wie auch immer die Antwort auf diese Frage lautet, der Vorwurf der Inkonsequenz trifft nicht nur Stallman, er trifft mindestens ebenso sehr die Mehrheit der sich als links oder linksradikal identifizierenden Menschen, die ihre Werke, ihre Gedanken und ihr Wissen überwiegend noch immer proprietären Programmen überlassen, deren Tun sie nicht kontrollieren können und die die digitalen Fesseln, die ihnen angelegt sind, überhaupt nicht bemerken.
Langsam scheint sich dies zu ändern: Immer häufiger sehe ich bei Ereignissen wie den Rostocker Anti-G8-Protesten in den öffentlichen Computerpools die mir vertrauten Arbeitsoberflächen von Ubuntu oder Debian GNU/Linux.
Ich hoffe, dass mir dies in wenigen Jahren gar nicht mehr auffallen wird, weil es der Normalfall geworden ist. JedeR kann jederzeit die digitalen Ketten abwerfen.
Was in der materiellen Welt einstweilen noch Utopie bleibt – in der Welt der Computer ist es bereits Wirklichkeit geworden: Es gibt alles für alle, unbegrenzt und sofort. Du musst nur zugreifen.
(1) www.stallman.org/saint.html
(2) Der Quelltext eines Programms ist der von Menschen geschriebene lesbare Ausgangstext eines Programms. Anschließend wird dieser Quelltext durch einen sog. Compiler in vom Prozessor ausführbare, binäre Form übersetzt, die jedoch nicht mehr les- und verstehbar ist. Ein Programm zu verändern oder zu erweitern, ist ohne den Quelltext praktisch kaum möglich.
(3) "Hacker" bezeichnet ursprünglich einen Menschen, der Freude am Programmieren hat und dem es Vergnügen bereitet, intelligente Lösungen für vertrackte Probleme zu ersinnen. Die Bedeutung "Jemand, der in böswilliger Absicht in fremde Computersysteme eindringt" kam später hinzu. Hacker wie Stallman bezeichnen solche böswilligen Angreifer als "Cracker", oder, falls sie wenig technische Intelligenz an den Tag legen, als "Skript-Kiddies".
(4) Deutsche Übersetzung unter www.gnu.org/gnu/manifesto.de.html
(5) Eine Distribution ist eine von einer Firma oder einer Entwicklergruppe entwickelte Zusammenstellung aus Linux, GNU und Tausenden weiterer Softwarepakete, wie etwa der Office-Suite OpenOffice.org, dem Webbrowser Mozilla Firefox und der Arbeitsumgebungen GNOME und KDE. Diese Pakete werden über ein systemweit einheitliches Paketmanagement installiert, aktualisiert und deinstalliert. Damit besteht das Installieren eines Programms unter GNU/Linux zumeist aus dem Aufrufen eines einzigen Befehls. Herunterladen von der Website des Herstellers, Klickorgien durch Installer-Dialoge u.ä. entfallen. Eine der bekanntesten und traditionsreichsten Distributionen ist Debian GNU/Linux. Dieses Projekt wird von mehr als 1.000 EntwicklerInnen getragen, verfügt über eine eigene Verfassung, den Debian-Gesellschaftsvertrag, und mit den Debian Free Software Guidelines (DFSG) über ein exaktes Regelwerk, das sicherstellt, dass alle Software, die in die Distribution aufgenommen wird, frei ist. Siehe www.de.debian.org. Zahlreiche weitere Distributionen basieren auf Debian, die bekannteste ist Ubuntu Linux, das durch den südafrikanischen Multimillionär Mark Shuttleworth begründet wurde.
(6) www.gnu.org/licenses/gpl.html
(7) Siehe http://gpl-violations.org
(8) Meretz, Stefan: Linux & Co.. Freie Software - Ideen für eine andere Gesellschaft. Neu-Ulm (AG SPAK Bücher) 2000, verfügbar unter www.kritische-informatik.de