ökologie

„Coole“ Anti-Atom-Demo in Ahaus

| Kristina Beckmann

"Ob wir überhaupt ankommen?", fragte ich Bernd und Jörg, als ich, bereits völlig durchnässt vom Schnee, am Mittag des 20.12.2009 im Büro der Graswurzelrevolution ankam, um mit den beiden von dort aus zur Demo zum Zwischenlager Ahaus zu fahren. Eigentlich sollte das Auto mit fünf Leuten voll besetzt sein, aber wegen des kalten Winterwetters waren wir doch nur zu dritt. Schade, aber besser als allein! Noch schnell die schwarz-rote Fahne eingepackt, ging es auch schon los.

Die Anfangsfrage kann ich früh beantworten: Ja, wir kamen an, wenn auch mit einstündiger Verspätung, dank kurzzeitiger technischer Probleme mit dem Auto, schlechter Sicht, verschneiter Straßen und zu allem Überfluss auch noch einer Umleitung der Polizei.

Endlich angekommen am Zwischenlager Ahaus, musste erst einmal die schwarz-rote Fahne ausgepackt werden, denn eine solche fehlte definitiv noch unter den überwiegend atomsonnengelben und parteigrünen Bannern. Die Kundgebung neigte sich schon dem Ende zu, sodass sich die – wahrscheinlich schneebedingt kleine – Gruppe von etwa 300 bis 350 DemonstrantInnen, „begleitet“ von grünen Männchen und Mädchen, aufmachte, das Zwischenlager auf dem Schienenweg zu umrunden.

Auf dem Weg um das BEZ (Brennelementezwischenlager) trafen wir Cécile Lecomte, deren Rede auf der Kundgebung wir leider verpasst hatten, ebenso wie die von Janne Björklund vom finnischen Naturschutzverband, der extra aus Helsinki angereist war, um über EONs Pläne zu berichten, in Finnland ein sechstes AKW zu bauen.

Trotz der Eiseskälte war die Stimmung gut, wozu sicherlich die vielen Fackeln und Trommeln beigetragen haben. Und schließlich müsste doch der Gedanke aufmuntern, dass man sich gegen Atomkraft einsetzt, genauer gesagt dafür, einen sofortigen Ausstieg aus der Atomkraft zu fordern und den Transport von Atommüll nach Ahaus zu stoppen. Denn schon ab diesem Jahr sollen laut Bundesregierung 1800 Gebinde mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll nach Ahaus rollen, verteilt über zehn Jahre.

Das wären etwa zwei Transporte pro Woche, zu denen sich ab 2011 auch noch 152 Castoren mit hochradioaktiven Brennelementkugeln aus Jülich gesellen würden. Angesichts dieser Tatsache waren die höchstens 350 DemonstrantInnen echt wenig! Angenommen, sowohl die Atomstromproduktion als auch der Transport von radioaktivem Müll würden bei schlechtem Wetter eingestellt – dann hätten wir im Münsterland aber keine Probleme! Natürlich ist es nicht nur angenehm, im Schnee zu demonstrieren – ich will unsere eingefrorenen Füße gar nicht bestreiten – aber man sollte jede Chance nutzen, um laut „nein“ zur Atomkraft zu sagen. So wie die AtomkraftgegnerInnen, die u.a. aus dem Wendland, aus Bonn, ja sogar aus Frankreich und Finnland ins Münsterland kamen.

Wen selbst der Gedanke, sich der bösen Atomkraft entgegenzustellen, nicht ausreichend motivieren kann, an einer Demo im Schnee teilzunehmen, dem kann ich einen letzten aufmunternden Gedanken mit auf den Weg geben: Die Bullen hatten bestimmt auch kalte Füße!

Anmerkungen

Kristina Beckmann (23) hat gerade ein achtwöchiges Praktikum in der GWR-Redaktion Münster absolviert.