Liebe Leserinnen und Leser,
es ist erstaunlich, wer alles dieses kleine Alternativblättchen liest. So hat z.B. die GWR-Berichterstattung zu den Themen Zensus 2011 und Volkszählungsboykottbewegung 1987 (vgl. GWR 356 & GWR 357) dazu geführt, dass in der GWR-Redaktion das Telefon bis heute nicht aufhört zu bimmeln. Neben direkt vom Zensus Betroffenen meldeten sich bei uns auch RedakteurInnen von FAZ (1), Neues Deutschland (2), DA (3) und Münstersche Zeitung (4) und führten Interviews.
Erfreulich ist auch, dass ein Anrufer, der sich als „vor Fukushima noch Atombefürworter“ outete, sich von dem im GWR 359-Aktionsblatt „Abschalten Sofort!“ abgedruckten Redebeitrag von Naho Dietrich-Nemoto so beeindruckt zeigte, dass er nun eine Hilfsorganisation für die Betroffenen in Japan aufbauen möchte. Die 30.000 Exemplare von „Abschalten Sofort!“ sind bereits vergriffen. Sie wurden bundesweit verteilt und haben vielleicht ein bisschen zur Radikalisierung der Anti-Atom-Bewegung beitragen können?
Und es gibt noch mehr Grund zur Freude:
Kunstkritikerpreis für Jens Kastner
Jens Kastner gehört seit 19 Jahren zu den fleißigsten GWR-AutorInnen. Nun wurde er mit dem Preis für Kunstkritik 2011 ausgezeichnet, der von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) in Kooperation mit der ART COLOGNE verliehen wird. Der Preis wird seit 1999 ausgelobt. Die Auszeichnung würdigt das Engagement freier Kunstkritikerinnen und -kritiker, die sich in der Fach- und Tagespresse oder in anderen Medien mit zeitgenössischer Kunst und ihrem sozialen Kontext auseinandersetzen.
„Der einzige deutsche Preis für Kunstkritik geht an den in Österreich lebenden Soziologen und Publizisten Jens Kastner. Die Jury würdigt die Unabhängigkeit und Unkonventionalität des Wiener Kulturkritikers, für den das Schreiben über Kunst immer auch eine politische Perspektive hat.“ (5)
In seiner Laudatio betonte der Züricher Philosoph & Kunsttheoretiker Gerald Raunig u.a.:
„Mit Jens Kastner erhält nun einer der Protagonisten dieser neuen Species des transversalen Schreibens im deutschsprachigen Raum den deutschen Kunstkritikerpreis. Ich möchte (…) die schier unglaubliche Vielfalt der Erscheinungsorte seiner Texte hervorheben. Von kritischen Kunstmagazinen wie springerin und bild.punkt (jener Zeitschrift, die Jens Kastner in Wien mitbegründet hat und koordiniert), über die Feuilletons von Tageszeitungen wie dem Wiener Standard oder der Berliner taz bis hin zu linken, politischen Magazinen wie jungle world, analyse + kritik oder graswurzelrevolution; von Beiträgen in Sammelbänden in den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen bis zu seinen Monografien und Sammelbänden zur Kunsttheorie ebenso wie zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, zu lateinamerikanischen sozialen Bewegungen oder zum Konnex von Kunst und radikalem Ungehorsam.“
Der GWR-HerausgeberInnenkreis freut sich mit Jens Kastner und gratuliert ihm ganz herzlich zu diesem mit 3.000 Euro dotierten Preis. Lieber Petz, danke auch für die vielen Artikel, mit denen Du bisher die GWR bereichert hast und von denen Du hoffentlich auch in Zukunft noch viele schreiben wirst.
Verleihung des Aachener Friedenspreises 2011 an die Informationsstelle Militarisierung (IMI)
Gratulieren möchten wir an dieser Stelle auch den MitarbeiterInnen der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI), die seit ihrer Gründung 1996 auch viele fundierte Artikel für die GWR geschrieben haben.
Anfang Mai wurde bekannt gegeben, dass IMI mit dem diesjährigen Aachener Friedenspreis ausgezeichnet wird. Die Preisverleihung wird am 1. September stattfinden.
Der Aachener Friedenspreis wurde 1988 als Verein gegründet, um Menschen und Gruppen zu würdigen und vorzustellen, die von „unten her“ dazu beigetragen haben, der Verständigung der Völker und der Menschen untereinander zu dienen sowie Feindbilder ab- und Vertrauen aufzubauen. Heute gehören dem Aachener Friedenspreis e.V. ca. 400 Mitglieder an, darunter rund 350 Personen sowie etwa 50 Organisationen.
„Der Aachener Friedenspreis ist die schönste Auszeichnung, die man sich als Kriegsgegner in Deutschland wünschen kann, wir freuen uns sehr über die Verleihung“, so Jürgen Wagner, geschäftsführender IMI-Vorstand. „Wir sehen die Ehrung auch als eine Bestätigung unserer Arbeit, die es sich zum Schwerpunkt gemacht hat, die Rolle Deutschlands und der Europäischen Union in den Mittelpunkt einer kritisch-antimilitaristischen friedenspolitischen Arbeit zu stellen. Mit der Würdigung der Informationsstelle Militarisierung hat der Aachener Friedenspreis unterstrichen, dass der Krieg oft genug vor der eigenen Haustüre, hier in Deutschland, vorbereitet wird und auch hier bekämpft werden kann.“
IMI versteht sich als ein Mittler zwischen Friedensforschung und Friedensbewegung und versucht vor allem durch die Aufarbeitung und Bereitstellung kritischer Informationen Widerstand gegen die Militarisierung Deutschlands zu motivieren und zu unterstützen. (6)
Weiter so!
GWR-Sommerpause im Juli und August
Die GWR 360 ist mit 24 Seiten (plus 8 Seiten utopia 19) besonders dick. Sie bietet reichlich Stoff zum ABSCHALTEN. Zudem ermöglicht sie einen Blick über den „Tellerrand“ und soll helfen, die alljährliche GWR-Sommerpause zu überstehen.
Die nächste Ausgabe erscheint Ende August. GWR 361-Redaktionsschluss ist der 10. August.
Viel Spaß beim Lesen und einen schönen Sommer wünscht Euch und uns
(1) Volkszählung 1987. Bürgerprotest und Boykott-Initiativen, Artikel von Kristina Reymann, faz.net, 7.5.2011, www.faz.net/artikel/C32575/volkszaehlung-1987-buergerprotest-und-boykott-initiativen-30336266.html
(2) Was sagen Boykotteure von damals heute?, in: Neues Deutschland, Berlin, 9.5.2011, S. 2
(3) Der große Bruder will's nochmal wissen. Der Volkszählungsboykott 1987 und ein Ausblick auf den "Zensus 2011", Interview mit dem Redakteur der Graswurzelrevolution Bernd Drücke, der 1987 in einer Volkszählungsboykott-Initiative (VoBo-Ini) in Münster aktiv war, in: Direkte Aktion Nr. 204, März/April 2011, www.direkteaktion.org/204/zensus-2011
(4) Bernd Drücke warnt vor dem Zensus 2011, Interview von Jörg Gierse, in: MZ, 10.05.2011, Lokalseite 2, www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/Bernd-Druecke-warnt-vor-dem-Zensus-2011;art993,1279421
(5) Weitere Infos: www.kunstvereine.de; www.jenspetzkastner.de
Termine
17.06.2011, 19 Uhr, VHS, Wilhelmshöher Allee 19-21, Kassel, "Anarchismus und Graswurzelbewegung", Vortrag von Bernd Drücke (GWR), Infos: www.anarchosyndikalismus.de
25.06.2011, 18 Uhr, "Anarchie" - Vortrag von Bernd Drücke, im Rahmen des "REICH UND SCHÖN"-Festival bei Nossen. Infos: www.reich-und-schoen-festival.blogspot.com