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Euthanasie in Hadamar

Münster: Ausstellung und Veranstaltungsreihe zur Euthanasie im NS-Staat

Die Wanderausstellung des LWV Hessen wurde vom Bündnis Münster gegen Nazis nach Münster geholt. Hierzu hat sich ein Trägerkreis gebildet. Die Ausstellung ist vom 8. September bis zum 30. September im Foyer des Landeshauses des LWL zu den normalen Öffnungszeiten (9-16 Uhr) zugänglich.

Sie verdeutlicht das Geschehen in den hessischen Fürsorgeeinrichtungen in den Jahren von 1933 bis 1945 unter Hinweis auf die Aspekte der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Opfer wurden auch Menschen aus unserer Region.

Die Vernichtung von erbkranken und geistig wie körperlich behinderten Menschen war Kernbestandteil der nationalsozialistischen Ideologie. Mit dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wurde mit einem der ersten Gesetze der faschistischen Diktatur 1933 die Voraussetzung für die massenhafte Sterilisation von Menschen mit Behinderung geschaffen. Etliche weitere folgten. Der rückdatierte Erlass, mit dem Hitler am 01.10.1939 die SS-Ärzte mit der Durchführung der Ermordung beauftragte, gilt als Auftakt für die Massenmorde kurz nach Kriegsbeginn.

Die ermordeten oder in ihrer menschlichen Würde schwer verletzten Menschen können wir heute nur selten in ihrer Gesamtpersönlichkeit wahrnehmen und darstellen. Ihre Geschichte ist in Verwaltungsakten festgehalten: Als „Geisteskranke“, als „Fürsorgezöglinge“, als „Krüppel“ oder als „Arbeitsscheue“. Auch diese Ausstellung zeigt solche Dokumente, die in erschreckender Weise deutlich machen, wie „alltäglich“ z. B. die Verlegung von Patienten zur Ermordung nach Hadamar bis auf den Pfennig genau berechnet wurde. Auf den ersten Blick wird mehr über die an der Vernichtungspolitik Beteiligten als über die Opfer sichtbar. Dieser Blick der „Verwalter“ sollte deshalb bei der Betrachtung der Ausstellung gegenwärtig sein und die Frage nach der dahinter stehenden Wirklichkeit ermöglichen, deren Schrecken wir nur ahnen und noch weniger begreifen können.

Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune

Das im Verlag Graswurzelrevolution erschienene Buch „Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune. NS-Psychiatrie, Zwangssterilisierung und Widerstand“ wird in gleich zwei Veranstaltungen beleuchtet:

  • NS-Opfer, Antifaschist, „Held der Aufklärung“ Paul Wulf (1921–1999)
    13. September 2011, 19:30 Uhr, Stadtbibliothek, Zeitungslesesaal
  • „Lebensunwert“. Film von Robert Krieg und Monika Nolte
    20. September 2011, 19:00 Uhr, Cinema, Warendorfer Straße 45-47

Der Flyer mit dem vollständigen Programm kann als PDF heruntergeladen werden.