"Meine Revolution würde sich nicht gegen das Establishment und sein System richten, sondern gegen all jene, die es ertragen. Ich würde das geistige Elend zerschlagen, die Unterwerfung, die Anspruchslosigkeit", verkündet die griechische Journalistin und Schriftstellerin Lily Zográfou zu Beginn ihres Buches "Beruf: Hure".
Bereits 1978 wurde das Werk in Griechenland erstmals veröffentlicht und erreichte mittlerweile die 40. Auflage.
Zográfou ist eine der erfolgreichsten und umstrittensten Autorinnen Griechenlands.
In Deutschland jedoch blieb sie bisher eher unbekannt. Neben „Beruf: Hure“ erschienen „Die Frauen der Familie Ftenoudos“ (2004) und „Deine Frau, die Schlampe“ (2007) in deutscher Sprache.
In „Beruf: Hure“ erzählen elf autobiographisch geprägte Kurzgeschichten von der Veränderung der Lebensumstände der Menschen während der Militärdiktatur in Griechenland (1967 – 1974).
Zográfou zeichnet ein bewegendes Bild von Armut und Einsamkeit, von Bespitzelung, Unterdrückung und Verrat, in welchem immer wieder nonkonformistische Protagonist/innen auftauchen.
So berichtet eine Journalistin, wie sie die Bürokratie geschickt vorführt, nur um endlich einen Reisepass zu erhalten. Eine andere Geschichte greift thematisch sehr einfühlsam die Einsamkeit auf, die durch soziale Isolation entsteht. Auch von einer solidarischen Buchhändlerin und einem grauenvollen Aufenthalt in einer Psychiatrie, nach einem Selbstmordversuch, ist zu lesen.
In einem sind sich die Kurzgeschichten einig: sie üben starke Kritik an der Militärjunta und rufen direkt oder indirekt zu Widerstand und dem Kampf für Selbstbestimmung, Freiheit und Unabhängigkeit auf.
Ein lesenswertes Buch, welches in poetischer Form hintergründige Einblicke in den Alltag einer griechischen Geschichte bietet.
Beruf: Pórni [Hure] - Kurzgeschichten, Verlag Edition AV, Lich 2006. Aus dem Griechischen von Ralf Dreis, ISBN 3-936049-71-8, 140 Seiten, 16 Euro