Ein Erinnerungsbuch an die spanische Tragödie aus einer etwas andersgearteten Perspektive: Der in Wien aufgewachsene Kommunist Gert Hoffmann ist ein Zu-Spät-Gekommener des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939). Als er beim Einmarsch der Nazis 1938 aus Österreich zunächst nach Brünn und dann über die Pyrenäen nach Spanien flieht, nimmt er ganz kurz an der Ebro-Schlacht teil und schützt ansonsten nur noch die Flüchtlingsströme aus der spanischen Republik nach Frankreich. Die beeindruckendsten Passagen seiner Autobiographie sind seine Schilderungen aus Gurs und den Internierungslagern in Südfrankreich, besonders über das Zusammenleben mit und die gegenseitige Hilfe unter den spanischen Flüchtlingen. Im Lager Gurs errichten spanische AnarchistInnen ein riesiges Durruti-Denkmal. Hoffmann wird während dieser Zeit zum Wahl-Spanier. Er ist unbelastet von den Mai-Kämpfen 1937 zwischen KommunistInnen und AnarchistInnen im Bürgerkrieg und hat keine Probleme, sich mit spanischen AnarchistInnen anzufreunden. Die Kriegsjahre verdingt er sich auf französischen Bauernhöfen als Gutsknecht, dann als Holzfäller.
Gegen Ende des Krieges verschlägt es ihn nach Brüssel, wo er die Einschläge der letzten V1-Raketen der Nazis erlebt. Schließlich rückt er als US-amerikanischer Soldat ins zerstörte Deutschland ein und beschreibt plastisch seine Eindrücke von den zerstörten Städten, bevor er selbst 1946 nach Wien zurückkehrt. Er beschließt sein Erinnerungsbuch mit einem Bericht als Interbrigadist in Nicaragua 1985 und 1987, was er als unmittelbare Fortsetzung seiner politischen Aktivität in Spanien begreift.
Gert Hoffmann: Barcelona - Gurs - Managua. Auf holprigen Straßen durch das 20. Jahrhundert, Dietz Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-320-02179-5, 251 Seiten, 24,90 Euro