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Rechtsrum in der Männertruppe

Ein neues Buch beleuchtet die Braunzone Bundeswehr

| Michael Schulze von Glaßer

„Szenen einer Nähe – Vom großen Rechtsum bei der Bundeswehr“, lautet der Titel eines kleinen Buchs über Rechtsextremismus in der Bundeswehr, das Ulrich Sander 1998 publiziert hat. Seitdem ist bei der Truppe einiges passiert: Auslandseinsätze haben zugenommen, die Armee wurde „transformiert“ und die Wehrpflicht ausgesetzt.

Nur bedingt änderte sich bei der Bundeswehr der Umgang mit rechtsextremen Soldaten und der eigenen Traditionslinie. Was sich geändert hat – und welch rechtsextremes Gedankengut teilweise in der Bundeswehr herrscht – kann man nun im frisch erschienen Buch „Braunzone Bundeswehr – Rechtsum in der Männertruppe“ von Lucius Teidelbaum nachlesen. In neun Kapiteln gibt der Autor einen guten Überblick von der zweifelhaften Traditionslinie der Armee über rechtsextreme Offiziere und Mannschafts-Soldaten bis hin zum Bundeswehr-Geheimdienst MAD. Teidelbaum räumt dabei mit dem Bild der Bundeswehr als Spiegelbild der Gesellschaft auf: politische linke Leute würden in den allermeisten Fällen erst gar nicht erwägen zur Armee zu gehen. Eine Anziehungskraft habe der Dienst an der Waffe vor allem auf autoritätshörige, politisch rechte Kreise – Neonazis würden sich gezielt ausbilden lassen um im physischen Kampf gegen den politischen GegnerInnen bestehen zu können. Auf der anderen Seite ist es die Bundeswehr selbst, die nicht genug gegen rechtsextremes Gedankengut in ihren Reihen unternimmt – dies liegt teilweise in der Struktur der Armee, die sich nicht vollkommen von ihrer Vorgänger-Armee, der Wehrmacht, losgelöst hat.

Die aktuellen Informationen in dem kleinen Buch sind teilweise aufwändig recherchiert, dennoch fehlen oft Quellen-Verweise, die den Text nachvollziehbarer machen würden.

Das in der Reihe „unrast transparent“ des für seine antifaschistischen Fachbücher bekannten Münsteraner „Unrast-Verlags“ veröffentlichte Buch gibt einen guten Überblick in die braunen Gedanken einiger Teile der Bundeswehr und fällt am Ende ein differenziertes Urteil: „Die vollkommene Erblindung auf dem rechten Auge scheint etwas nachgelassen zu haben. Allzu offen auftretenden Neonazis wird der Zugang zur Bundeswehr inzwischen tatsächlich verwehrt, wie aus empörten Einträgen in Online-Foren der Szene hervorgeht.“ Warum die Armee dennoch eine rechte Truppe ist, lässt sich in dem sehr empfehlenswerten „Braunzone Bundeswehr“-Buch von Lucius Teidelbaum, der auch die Website www.braunzonebw.blogsport.de betreut, nachlesen.

Lucius Teidelbaum: Braunzone Bundeswehr - Rechtsum in der Männertruppe. Unrast-Verlag, Münster, Oktober 2012, 88 Seiten, 7,80 Euro, ISBN 3-89771-117-4