Das 3. internationale War-Starts-Here-Camp vom 17. bis 25. August 2014 wird wieder in der Nähe des GÜZ stattfinden. Das GÜZ in der Altmark ist schon länger der modernste Truppenübungsplatz Europas, auf dem auch Auslandseinsätze trainiert werden. Hier wird jetzt mit "Schnöggersburg" eine Übungsstadt gebaut, in der Bundeswehr und andere NATO-Armeen für weltweite Kriege und Aufstandsbekämpfung trainieren. Im Vordergrund des Camps steht nun noch stärker der Aspekt, spektrenübergreifend gegen Krieg, Militär und die lebenfeindliche Herrschaft, die dies produziert, anzugehen.
Krieg beginnt hier. Klar und offen formulieren Politiker_innen mittlerweile, dass von deutschem Boden keine Zurückhaltung mehr ausgehen dürfe. Nie wieder Krieg – eine der zentralen Lehren der Vergangenheit – ist überholt; Deutschland verteidigt seine Machtansprüche und sichert seinen Wohlstand mit allen Mitteln.
Die Militarisierung der Gesellschaft schreitet auf allen Ebenen voran. Eine offen-aggressive Außenpolitik geht einher mit steigenden Rüstungsexporten und offensiv angelegten NATO-Einsätzen. Nach Innen arbeitet die Bundeswehr bewusst am Image ihrer Soldat_innen als „Bürger_in in Uniform“. Dazu gehören Werbekampagnen, massive Rekrutierungsbemühungen in Schulen, Universitäten und auf Arbeitsmessen, sowie Päckchen zu Weihnachten für „unsere Soldat_innen“ an der Front. Auch der medial in Szene gesetzte Einsatz der Bundeswehr bei Überflutungen führt zur weiteren Normalisierung des Militärischen und soll die Grenzen zur Zivilbevölkerung weiter auflösen.
Jenseits der Öffentlichkeit proben insbesondere westliche Armeen derweil Aufstandsbekämpfung als Grundrezept zur Bewältigung von Krisen und Protesten in den Städten und Megacitys der Welt. Vor der Massenüberwachung schreckt kaum eine Regierung heute noch zurück, wenn es darum geht, die Bevölkerung im Vorhinein zu durchleuchten, um die Idee der „vernetzten Sicherheit“ zu verwirklichen.
Die scheinbare Normalität dieser herrschenden Verhältnisse widert uns an und macht uns wütend. Unversöhnlich und entschlossen wollen wir uns dieser in den Weg stellen. Wir rufen Euch auf, Euch unserem Camp gegen Militarisierung und Neokolonialismus im August 2014 anzuschließen. Krieg beginnt hier – Widerstand auch!
Klappe, die Dritte
Vom 17. bis 25. August werden wir das dritte Jahr in Folge ein antimilitaristisches Camp in der Nähe des „Gefechtsübungszentrum des Heeres“ (GÜZ) bei Magdeburg aufbauen. Das GÜZ ist ein zentraler Ort der deutschen und internationalen Kriegsführung, der alle Facetten der Militarisierung beinhaltet. Dem wollen wir ein Camp entgegenstellen, das den Rahmen für Workshops, Vorträge, Diskussionsrunden und Ausflüge sowie vielfältige Aktionen bietet; das Camp scheint uns in vielerlei Hinsicht der geeignete Ort zu sein, an dem wir mit dem Ziel zusammen kommen, ihn anschließend handlungsfähiger und motivierter wieder zu verlassen. Mit den War-Starts-Here-Camps haben wir die militärische Normalität in der Altmark angekratzt und in gegenseitiger Unterstützung mit der langjährig arbeitenden lokalen Bürger_inneninitiative stärker zu einem Thema in der Region gemacht. Auch überregional wird das Camp und die artikulierte Kritik immer breiter wahrgenommen.
In den vergangenen zwei Jahren haben wir zahlreiche Erfahrungen gemacht und ausgetauscht. Darauf wollen wir aufbauen. Wir wissen, dass wir auch hier im vermeintlich friedlichen Westeuropa in die kriegerische Normalität eingreifen können. Militarisierung, (bewaffnete) Unterdrückung, Neokolonialismus und die daraus resultierenden Konsequenzen betreffen viele Menschen, und der Widerstand dagegen erfasst viele Teilbereichskämpfe. Wir wollen diese zusammenführen, aufeinander beziehen und weiterentwickeln! Die Diskussionen über die verschiedenen Aspekte von Krieg und Militarisierung sowie antimilitaristische Widerstandsstrategien wollen wir dieses Jahr vertiefen – und vor allem wollen wir sie möglichst breit und international führen. Das Gefühl kollektiver Widerständigkeit kann zu einem verbindenden Element werden. Am Aktionstag werden wir den Normalbetrieb des Gefechtsübungszentrums mit vielen verschiedenen Aktionsformen stören und in kollektiver Widerständigkeit unsere Praxis erproben. In dem Zusammenkommen auf dem Camp, in dem Kampf gegen die Normalität des Militärischen und des GÜZ sehen wir die Chance für einen Kristallisationspunkt einer breiter werdenden antimilitaristischen Bewegung.
Das GÜZ
Auf dem 230 qkm großen Militär-Gelände wird Krieg mit hochgerüsteter Technik und lasersimulierten Waffensystemen geübt und vorbereitet. Alle deutschen Soldat_innen bereiten sich hier auf den Auslandseinsatz vor, kurz bevor sie zum Beispiel nach Afghanistan oder in den Kosovo gehen. Der Betreiber „Rheinmetall Dienstleistungszentrum Altmark“ vermietet das Gelände an die Bundeswehr und die Armeen anderer NATO-Mitgliedsstaaten, ist Dienstleister der gesamten Technik und Logistik und leistet die Vorarbeit für die militärischen Analysen. Hier wird Krieg geübt, ausprobiert, vorbereitet. Hier bündeln sich viele Facetten von Krieg und Militarisierung. Mit der Baustelle der gigantischen Geisterstadt „Schnöggersburg“, die der Erprobung städtischer Aufstandsbekämpfung dienen soll, gewinnt der Truppenübungsplatz immer mehr an Bedeutung für die NATO und künftige Kriege. Wir wollen diesen zentralen Ort der Kriegsvorbereitung sichtbar machen und angreifen!
Become part of the Camp
Militarisierung, „vernetzte Sicherheit“, Aufstandsbekämpfung und letztlich Krieg sind immer auch ein Angriff auf alle sozialen und emanzipatorischen Bewegungen. Und somit gegen alle Menschen, die für eine befreite Gesellschaft kämpfen. So vielfältig die Strömungen in emanzipatorischen Bewegungen sind, so vielfältig sind auch die individuellen Perspektiven auf Krieg und Militär. In Anbetracht dessen wollen wir eine Gemeinsamkeit des Widerstands weiterentwickeln und dabei unsere Unterschiede diskutieren und respektieren. Dies ist eines der zentralen Anliegen in diesem Jahr. Konkret wünschen wir uns, dass die Atmosphäre und politische Wirkung des Camps von möglichst vielen verschiedenen Spektren mitgestaltet wird, und dass diese in Diskussionen und Aktionen eigene Schwerpunkte setzen. Wichtig ist uns aber auch, dass dies ohne faule Kompromisse, ohne gemeinsamen Aktionskonsens und ohne inhaltliche politische Weichspülung geschieht. Wir wollen eine Diskussion auf Augenhöhe mit allen, die das Gleiche antreibt: die Abneigung gegen die zerstörerischen Verhältnisse weltweit. Wir wollen unser Wissen teilen, uns kontroversen Fragen stellen und solidarisch streiten.
In Vorbereitung des Camps werden regelmäßig antimilitaristische „Ratschläge” stattfinden – bundesweite öffentliche Treffen, um möglichst vielen Gruppen und Initiativen eine Plattform für Vernetzung und inhaltlichen Austausch im Vorfeld des Camps zu bieten. Bereits 2013 gab es mehrere Mobilisierungen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten.
Wir möchten Euch erneut dazu ermutigen, auch für das War-Starts-Here-Camp 2014 eigene Aufrufe mit euren Analysen zu Krieg und Antimilitarismus zu formulieren. Mit Euren Veranstaltungen und Aktionen könnt ihr dazu beitragen, dass ein spektrenübegreifender Widerstand gegen Militarisierung und Krieg Wirklichkeit wird.
Antimilitaristisch Campen! Krieg beginnt hier – Unser Widerstand auch!
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