es wird ein lächeln sein

Monnem rockt!

Eindrücke von der 3. Anarchistischen Buchmesse

| Minou Lefebre

Vom 24. bis 26. April 2015 fand zum dritten Mal die Anarchistische Buchmesse Mannheim statt. Medienpartnerinnen waren "Gaidao", "Graswurzelrevolution", "Direkte Aktion", "Contraste", "Analyse & Kritik", "BeobachterNews" und "Le monde diplomatique". Veranstalterin der alle zwei Jahre stattfindenden Messe ist die Anarchistische Gruppe Mannheim (AGM). Themenschwerpunkte waren diesmal Anarchismus, Solidarische Ökonomie und soziale Kämpfe im internationalen Kontext. (GWR-Red.)

Während es für die alten Hasen der „Szene“ einem Familientreffen gleichzukommen schien (einschließlich der verhassten Onkels und Tanten, denen man auf einer Familienfeier leider nur noch unter erschwerten Bedingungen aus dem Weg gehen kann), war die 3. Anarchistische Buchmesse in Mannheim für den anarchistischen „Nachwuchs“ eine willkommene Gelegenheit, sich über die libertäre Verlagslandschaft und Neuerscheinungen im Buchsektor einen Überblick zu verschaffen.

Fast alle anarchistischen Buchverlage und Zeitungen der Bundesrepublik waren zugegen und präsentierten auf ca. 200 m² ihr aktuelles Programm. Schmerzlich vermisst wurden an dieser Stelle unter anderem die 2014 verstorbenen Karin und Bernd Kramer vom „Karin Kramer-Verlag“ und die anarchistische Regionalzeitung „Feierabend!“ aus Leipzig.

Nach Angaben der VeranstalterInnen fanden sich an dem Wochenende ca. 2.000 Interessierte in den Räumlichkeiten des Mannheimer Jugendkulturzentrums FORUM ein. Eingeleitet wurde die Messe am Freitag mit der Komödie „Sacco & Vanzetti“ von Louis Lippa. Am Samstag ging es mit einem geballten Programm weiter: Parallel, auf zwei Räume verteilt, fanden ohne Pause (!) von 10 bis 19 Uhr (!) insgesamt 14 Veranstaltungen statt. So war es unmöglich, alle Angebote wahrzunehmen. Von den Veranstaltungen, die ich mir habe anschauen können, stachen besonders der Anarcho-Literatur & Poetry-Abend mit Michael Halfbrodt und Ralf Burnicki, die Vorstellung von gewerkschaftlichen Kollektivbetrieben (Union Coop) der Freien ArbeiterInnen Union (FAU) Berlin und die Lesung von Bernd Drücke (Zeitung Graswurzelrevolution) und Carina Büker (Edition Assemblage) des Interviewbandes „Anarchismus Hoch 2“ (Karin Kramer Verlag) hervor.

Am Samstagabend war Zeit, dem Kopf eine Auszeit zu gönnen und im nahe gelegenen, selbstverwalteten Jugendzentrum (JUZ) zu Yok Pocketpunk (aka Quetschenpaua) das Tanzbein zu schwingen und das Bierglas zu heben.

Am Sonntag ging es ähnlich kompakt weiter: Zwischen 10 und 16 Uhr fanden weitere 10 (!) Veranstaltungen statt, bei der mir besonders die Comicpräsentation von Thorsten Bewernitz der „Kleinen Geschichte der Krisenrevolte“ gefiel. Auch die GraswurzelrevolutionärInnen Cécile Lecomte („Kommen sie da runter!“) und Lou Marin („Albert Camus – Journalist in der Résistance“) stellten Arbeiten vor.

Es ist eine erfreuliche Entwicklung, dass auf dieser dezidiert anarchistischen Veranstaltung derart viele, gewerkschaftliche/syndikalistische Veranstaltungen stattgefunden haben. Das war nicht immer so. Nicht auszuschließen, dass hier die Öffentlichkeitsarbeit der anarchosyndikalistischen Freien ArbeiterInnen Union (FAU) in den letzten Jahren ausschlaggebend war.

So kann man bei der 3. Anarchistischen Buchmesse von einer rundherum gut organisierten und gelungenen Veranstaltung sprechen, für die man sich bei der Anarchistischen Gruppe Mannheim (AGM-FDA) bedanken muss. Die AGM ließ unlängst in einer Pressemitteilung verlauten, dass aufgrund „der sehr guten Rückmeldungen des Publikums, der Verlage und Ausstellenden sowie der Referierenden“ erwogen wird, im Frühjahr 2017 eine weitere anarchistische Buchmesse in Mannheim zu organisieren.