Liebe Leserinnen und Leser,
weil immer wieder viele gute (nicht nur explizit anarchistische) Bücher erscheinen, die es wert sind, aus libertär-sozialistischer Sicht analysiert zu werden, haben wir beim Graswurzelrevolution-HerausgeberInnentreffen in Hannover beschlossen, ab sofort sowohl im März zur Leipziger Buchmesse als auch im Oktober zur Frankfurter Buchmesse mit Auflagen von jeweils 5.000 Stück neue Ausgaben der Libertären Buchseiten als GWR-Beilagen und separat herauszugeben (Download als PDF: Libertäre Buchseiten Oktober 2016). Die „LiBus“ sind zudem mit zwölf Seiten Umfang dicker als die früheren, ab 1989 herausgekommenen achtseitigen Supplements.
Trotzdem konnten wir aufgrund von Platzmangel leider wieder nicht alle vorliegenden Rezensionen (und Artikel) abdrucken. Wir bitten unsere AutorInnen um Geduld. Eure Beiträge erscheinen voraussichtlich peu à peu in den nächsten Ausgaben.
Wer Mitglieder des GWR-HerausgeberInnenkreises treffen möchte, kann das im Oktober wieder bei zahlreichen Veranstaltungen unter anderem auf der Frankfurter Buchmesse machen. Der Stand D66 des Verlags Graswurzelrevolution ist dort vom 19. bis 23. Oktober in Halle 4.1 zu finden. Wir freuen uns auf Euern Besuch!
GWR 412
In einem der in der GWR 412 auf Seite 10 abgedruckten LeserInnenbriefe wird uns „antiquierter, unproduktiver Optimismus“ vorgeworfen. Das nehmen wir ernst, fassen es aber auch als Lob und Ansporn auf.
Bei allem Übel gibt es tatsächlich immer wieder auch Erfreuliches zu berichten. So wurde die israelische Kriegsdienstverweigerin Tair Kaminer, über die auch die GWR in den letzten Monaten mehrmals berichtet hatte, im August 2016 nach insgesamt 155 Tagen im israelischen Militärgefängnis aus dem Militär und schließlich auch aus der Haft entlassen. So lange wie sie war in der Geschichte Israels bislang keine andere Kriegsdienstverweigerin inhaftiert. In dem von Connection e.V. und der „AG KDV im Krieg“ im September herausgegebenen Rundbrief „KDV im Krieg“ blickt Tair Kaminer auf ihre Entscheidung zurück: „Ich saß (…) im Knast, (…) weil ich entschieden hatte, dass ich nicht dazu bereit bin, in der Armee Dienst zu leisten. Ich war nicht bereit, in einer Armee zu dienen, die das palästinensische Volk unterdrückt, eine Armee, die unserer Regierung erlaubt, die brüchige Sicherheitslage im Westen der Negev-Wüste aufrechtzuerhalten, eine Armee, die sich an der Blockade des Gaza-Streifens beteiligt, eine Armee, die jeden Tag Siedler dabei verteidigt, Rechte von PalästinenserInnen zu verletzen. ( ) Es gibt hier keine zwei Seiten (…) Es gibt nur Menschen, die seit zu vielen Jahren getötet wurden und kämpfen, statt zu leben. Der Terror ist allgegenwärtig und die Lösung – die kommen wird – wird eine Lösung für alle sein. (…) Es gibt keine Gewinner in den Kriegen. Wir müssen das stoppen!“
Ähnlich wie die Antimilitaristin Tair Kaminer sehen das wohl auch der finnische Totale Kriegsdienstverweigerer Otto Absetz und die US-amerikanische Whistleblowerin Chelsea Manning, die beide inhaftiert sind, unsere Solidarität brauchen und über die wir in dieser GWR berichten.
TTIP/CETA
Neoliberale Investitutionsschutz- und Freihandelsabkommen vergrößern den Profit der Großkonzerne und fördern unter anderem Armut, Hunger und Krankheiten. Das wissen nicht nur die, die sich mit NAFTA und anderen bereits existierenden Freihandelsbkommen beschäftigt haben. Deshalb waren am 17. September insgesamt 320.000 Menschen gegen Freihandelsabkommen wie CETA und TTIP bei sieben Demos in Berlin, Frankfurt/M., Leipzig, Hamburg, Köln, München und Stuttgart auf der Straße. Das Spektrum der Demonstrant*innen reichte von Aktivist*innen aus NGOs, DFG-VK, Linkspartei, Gewerkschaften, Grünen, vom Parteikurs abweichenden Sozialdemokrat*innen bis hin zu Anarchist*innen. Die Demonstrant*innen aus vielen Teilen der Gesellschaft „eint der Wille, diese unsozialen und umweltzerstörerischen Abkommen zu Fall zu bringen“ (www.ttip-demo.de). In den Medien wurden die Demos klein geredet. Statt antikapitalistischer CETA- und TTIP-Kritiker*innen interviewten die „tagesthemen“ am 17. September nur einen Funktionär der neoliberalen „Initiative Freie Soziale Marktwirtschaft“. Zu TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) und CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) war in der GWR schon einiges zu lesen. Diesmal beschäftigen sich die „Gruppen gegen Kapital und Nation“ auf Seite 1 und 6 mit den in diesen konzernfreundlichen Abkommen vorgesehenen „Schiedsgerichten“.
Empfehlen möchte ich Euch auch Carola Hs Kommentar zu den rassistischen Zuständen in Bautzen und anderswo (Seite 2), Stephanie Walters Rückblick auf das Klimacamp (Seite 3) und das Interview, das GWR-Mitherausgeberin Heike mit dem antifaschistischen Lehrer Michael Csaszkóczy geführt hat, der seit 25 Jahren vom „Verfassungsschutz“ bespitzelt wird (Seite 5).
Weitere Themen der GWR 412 sind die Repression in Griechenland (Seite 7), die Spanische Revolution 1936 (Seite 8f.), Antimilitarismus und Drohnen-Krieg (Seite 4f.), Hacker-Kultur und Antikapitalismus (Seite 11).
Viel Spaß beim Lesen, Anarchie und Glück,
Errata:
Die auf Seite 10 der GWR 411 abgedruckten Poster stammen von Taring Padi, nicht wie versehentlich von mir angegeben von Kepal Spi.