Die Atomkraft vergiftet Menschen und Umwelt. Sie frisst Ressourcen auf, die für Bildung und medizinische Versorgung gebraucht würden, und birgt inakzeptable Risiken für alles Leben auf der Erde.
Allen Menschen guten Willens ist klar, dass diese Energiequelle nicht weiter genutzt werden darf und der Atomausstieg endgültig sein muss. Die gefährlichen Fehler der Vergangenheit dürfen nicht in die Zukunft fortgeschrieben werden.
In Russland wie in Deutschland haben zahlreiche Menschen viel Zeit und Energie in den Kampf gegen die gefährliche Atomindustrie investiert. Wenn wir mit vereinten Kräften kämpfen, können wir am meisten bewirken.
2009 haben wir gemeinsam die Atommüllexporte gestoppt. Jahrelang war radioaktiver Abfall aus dem deutschen Gronau und dem niederländischen Almelo nach Russland transportiert worden. Gegen diesen Deal haben die Umweltgruppen Ecodefense aus Russland und SofA aus Münster (Deutschland) mit Unterstützung von AktivistInnen aus zahlreichen russischen und deutschen Städten fünf Jahre lang protestiert. Schließlich haben wir den Kampf gewonnen.
Ein weiteres Beispiel war die Kampagne meiner Organisation Ecodefense gegen den Bau eines Atomkraftwerks bei Kaliningrad. Von 2009 bis 2013 haben wir gegen dieses Projekt gekämpft – und wieder haben wir einen Sieg errungen: 2013 wurde das Bauvorhaben eingefroren. Dieser Erfolg wäre nicht möglich gewesen ohne die Zusammenarbeit mit der deutschen Gruppe Urgewald. Sie trug dazu bei, die Gelder zu stoppen, die von europäischen Banken in den Bau dieses Atomkraftwerks flossen.
Im Jahr 2014 beschloss die russische Regierung, meine Organisation für diese Kampagne zu bestrafen. Seitdem hat die russische Regierung fünfzehn Gerichtsverfahren gegen Ecodefense eingeleitet [die GWR berichtete]. Oft sind wir zu Geldstrafen verurteilt worden. Zudem hat uns die Regierung auf die Liste „ausländischer Agenten“ gesetzt – eine neue, exotische Methode, zivilgesellschaftliche Gruppen, die gegen die Politik der russischen Regierung protestieren, zu bestrafen.
Die Repressionen der russischen Regierung haben unser Überleben infrage gestellt. Und wieder war die Unterstützung unserer FreundInnen – deutscher Umwelt- und Anti-Atom-AktivistInnen – von entscheidender Bedeutung. Sie half Ecodefense, diese finstere Zeit der Repression und der politischen Hexenjagd in Russland zu überstehen.
Die russischen und deutschen AktivistInnen blicken auf eine lange, erfolgreiche Geschichte der Zusammenarbeit und des gemeinsamen Kampfes gegen die Atomindustrie zurück. Auch in Zukunft müssen wir zusammenstehen und den Kampf gegen die Atomindustrie gemeinsam führen. Wenn wir das tun, können wir den weltweiten Atomausstieg erreichen. Nicht erst in Hunderten von Jahren, sondern zu unseren Lebzeiten. Je schneller wir den Ausstieg schaffen, desto besser unsere Chancen, ein neues Tschernobyl, ein neues Fukushima zu verhindern.
Der deutsche Atomausstieg gibt dem Rest der Welt ein großartiges Beispiel und muss so schnell wie möglich abgeschlossen werden. Aber wenn wir die Welt sicherer machen wollen, ist es nicht minder wichtig, den Atomausstieg weltweit Wirklichkeit werden zu lassen. Lasst uns wieder zusammenarbeiten – unsere gemeinsamen Anstrengungen sind nach wie vor vonnöten. Wir können gewinnen und wir werden gewinnen!
Übersetzung aus dem Englischen: Heike (GWR)