Mit einer aufsehenerregenden Aktion haben unbekannte Aktivist*innen an der Autobahn A4 auf Höhe Weisweiler ein unübersehbares Zeichen gesetzt. Seit dem 15. Februar 2017 sind die braunen Infoschilder, die auf das rheinische Braunkohlerevier hinweisen, um eine wichtige Zusatzinformation ergänzt: Auf den ca. 2x3m großen Schildern prangen orangefarbene Plakate mit der Aufschrift „Klimakiller Nr.1“.
Die Initiative Divest Aachen, die sich für einen Abzug aller Investitionen aus fossilen Energien einsetzt, begrüßt diese Klarstellung. „Wir kämpfen für das Ende der Kohleverstromung und des Tagebaus“, erklärt Lea Heuser, Sprecherin von Divest Aachen. „Dank dieser kreativen Aktion kann nun jeder Mensch von der Autobahn aus nicht nur das Kraftwerk in Weisweiler sehen, sondern bekommt gleich noch den passenden Untertitel dazu geliefert“. Sie ruft dazu auf, am kommenden Sonntag ein weiteres, deutliches Zeichen zu setzen. Im letzten Rest des Hambacher Forsts an der alten A4 wird dann zum zweiten Mal eine lange und eindrucksvolle rote Linie aus Menschen dem Konzern RWE seine Grenzen aufzeigen. „Die Zerstörung des einzigartigen Waldes muss genauso aufhören wie der Abbau und die Verbrennung von Braunkohle“, so Heuser.
Ziel von Divest Aachen ist vor allem RWE. Der Konzern betreibt alle Tagebaue und die meisten Kohlekraftwerke im Rheinland. Zurzeit befindet sich die Initiative in einem zähen Dialog mit der Städteregion Aachen, die nach wie vor gut 550.000 RWE-Aktien hält. Divest Aachen fordert die Städteregion auf, ethisch-ökologische Investitionskriterien zu beschließen und alle bestehenden Investitionen in fossile Energien sofort abzustoßen. „Wir müssen RWE daran hindern, weiterhin ungeheure Mengen von Kohle zu verbrennen, um eine globale Klimaerwärmung über 1,5 °C zu verhindern“, erklärt Heuser. „Das geht am besten durch finanziellen Druck, also durch Druck der Aktionär*innen“. Mit dem Festhalten an RWE torpediert die Städteregion nach Ansicht von Divest Aachen das Pariser Klimaabkommen. Um die 1,5°C-Grenze einzuhalten, müsste nach aktuellen Studien die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas überall auf der Welt sofort gestoppt werden und weit über 80% der Ressourcen müssten im Boden bleiben. Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (1) empfiehlt nachdrücklich, die Emissionen aus der Kohleverstromung bis 2030 um mindestens 50% zu reduzieren. Im Zuge der Energiewende gibt es zahlreiche lokale und dezentrale Entwicklungspotentiale und Investitionsmöglichkeiten in erneuerbare Energien. Einem Divestment aus Kohle, Öl und Gas steht daher eigentlich nichts im Weg.
Hintergrund zu Divestment:
In den letzten Monaten haben Klimaschutz-Aktive erreicht, dass neben Münster nun auch Berlin und Stuttgart ihr Kapital aus dem fossilen Sektor abziehen. Bochum, Siegen und der Landkreis Osnabrück haben den Verkauf ihrer RWE-Anteile beschlossen. In einigen weiteren Kommunen wird ein Divestment aus fossilen Energien diskutiert. Nach einer Recherche von Greenpeace gibt es mehr als 20 Kommunen, die mehr als eine Million RWE-Aktien halten. Die aktuell insgesamt knapp 1,6 Milliarden Euro der Kommunen, die derzeit in RWE-Aktien stecken, wären nach Ansicht der Klimaschützer*innen in der lokalen Energiewende deutlich besser angelegt.
Lea Heuser / kommunikatz
Kontakt: http://kommunikatz.wordpress.com/