Filmreview

Super Heldin!

Aktuell im Kino: Supa Modo

| Nicolai Hagedorn

Beitragsupamodo
©Barnsteiner Film / Barnsteiner Film / Sächsischer Kinder- und Jugendfilmdienst e.V.
Kinoplakat Supa Modo

Irgendwann fällt die kleinen Superheldin einfach um. Das war´s. Der Dreh wird abgebrochen, Mutter und Schwester weinen, das Happy End fällt aus.

Die neunjährige Jo (Stycie Waweru) aus einem Kenianischen Dorf ist todkrank, zwei Monate geben ihr die Ärzte noch und während die überbesorgte Mutter das Kind am liebsten mit 4 Pullovern und 2 Wärmflaschen im Bett verbarrikadieren würde, büchst sie, unterstützt von ihrer großen Schwester Mwix (Nyawara Ndambia) regelmäßig aus. Jo glaubt fest daran, Superkräfte zu besitzen und ob dem nicht eventuell auch so ist, lässt der Film offen. Mwix jedoch traut der Sache nicht und inszeniert, unterstützt von der halben Dorfgemeinschaft, Situationen, in denen Jo mit purer Willenskraft Salzstreuer über den Tisch schiebt, eine ganze Fußballmannschaft umkippen oder einen Dieb erstarren lässt. Schließlich wird ein Film mit Jo in der Hauptrolle gedreht.

Supa Modo ist ein Kinderfilm, der sich auf seine kleine Geschichte konzentriert, dabei auf Sentimentalitäten so weit möglich verzichtet. Jo hat keine große Angst vor dem Tod und konzentriert sich lieber auf ihre Phantasiewelt, das nahende Ende des jungen Lebens dient hauptsächlich als erzählerische Voraussetzung für den sich anbahnenden Konflikt darüber, ob man das sterbende Kind tatsächlich noch betrügen sollte, indem man ihm etwas vorgaukelt. Der Film löst das Problem elegant, indem er das Phantastische, das zuvor in der Realität ausgetragen werden sollte, in eine für alle sichtbar erfundene Filmwelt verlagert. So ist Supa Modo auch ein Plädoyer für das Kino selbst.

©Barnsteiner Film / Barnsteiner Film / Sächsischer Kinder- und Jugendfilmdienst e.V.

Produziert wurde der Film von One Fine Day Films, einem Projekt des Regisseurs Tom Tykwer („Lola rennt“) und seiner Frau Marie Steinmann, das Independent-Filmer in Afrika unterstützt. Das Leben in Kenia wird betont bürgerlich dargestellt, das Kinderkrankenhaus ist gepflegt und modern, die alleinerziehende Mutter arbeitet als Hebamme und die große Schwester steckt im Prüfungsstress. Der Film präsentiert das kleine kenianische Dorf als funktionierende, moderne Gemeinschaft, die sich schließlich für ihr schwächstes Mitglied ins Zeug legt. Und Jo zur Superheldin macht.

Supa Modo – Spielfilm Kenia 2018 – Regie: Likarion Wainaina – mit Stycie Waweru, Nyawara Ndambia, Marianna Nungo – 74 Minuten – seit 18. April im Kino

Dies ist ein Beitrag der Online-Redaktion. Weitere Besprechungen von Büchern, Filmen und Musik finden sich in der Druckausgabe der GWR. Schnupperabos zum Kennenlernen gibt es hier.