Erinnern an die Zukunft

150 Jahre Else Lasker-Schüler und Helene Stöcker – 100 Jahre Mord an Gustav Landauer. Festival vom 2. bis 28. Mai 2019 in Wuppertal

| Ulrich Klan

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Helene Stöcker, Else Lasker-Schüler, Gustav Landauer, Bildquellen & Infos: www.erinnern-an-die-zukunft.de

Prinz von Theben“ meets Rebell*innen von heute aus Initiativen für Klimaschutz und gegen Rassismus. Historische Kriegsgegnerin inspiriert moderne Friedens-, Frauen- und Kinderinitiativen. Aktivist der Münchener Rätepublik trifft moderne Initiativen gegen Bodenspekulation und für eine solidarische Gesellschaft „von unten“.

 

Lebendiges „Erinnern an die Zukunft“ – unter diesem Motto lädt die internationale Armin T. Wegner Gesellschaft gemeinsam mit der Stiftung W zum Wuppertaler Zukunftsfestival für Klimaschutz und gewaltfreie Veränderung 2019. In Kooperation mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, der Stadt Wuppertal, der Bergischen VHS und vielen anderen gibt es öffentliche Gespräche mit Zukunftsinitiativen, Konzerte mit Uraufführungen, die Film-Erstaufführung „Rote Räte“, zwei Ausstellungen, Vorträge, und das open air-Fest „Wuppertaler Töchter – Else-Helene-Fest“ am 25. Mai.

Hellsichtige Künstler*innen, kreative Wissenschaftler*innen, einfühlsame Philosoph*innen sind ihrer Zeit häufig weit voraus. Wie auch Aussteiger*innen und andere werfen sie oft als erste Fragen auf, die alle Lebewesen und die Zukunft unseres Planeten betreffen. Als sensible Frühwarn-Systeme des (Über-)Lebens hören solche Menschen „das Gras wachsen“ oder sehen früh, wenn „Graswurzeln verkümmern“.

Solche Zeitgenoss*innen der Zukunft waren auch die unangepasste Dichterin und „Friedensindianerin“ Else Lasker-Schüler sowie die Sozialphilosophin Helene Stöcker. Was wenige wissen: Lasker-Schüler warnte in ihren Texten schon visionär vor dem Klimawandel und setzte sich für neue, nichtrassistische Gesellschaftsformen ein. Die entschiedene Kriegsgegnerin Helene Stöcker, Sexualreformerin und Philosophin der Liebe, war Mitgründerin des „Bundes der Kriegsdienstgegner“ sowie der „War Resisters‘ International“ (WRI). Und sie legte die Fundamente einer frauen- und kinderfreundlichen Sozialgesetzgebung. Neben diesen beiden berühmten Töchtern des Wuppertals – die Stadt feiert 2019 ihren 150. Geburtstag! – erinnern wir auch an den Anarchisten und Schriftsteller Gustav Landauer, der seinerseits eng mit Lasker-Schüler und Stöcker verbunden war.

Gustav Landauer riss man den gewaltigen roten Pocher aus der Brust.“ Else Lasker-Schüler

Am 2. Mai 2019 jährt sich der Mord an Gustav Landauer zum 100. Mal. Der Pionier der Münchener Räterepublik war eine der ersten und prominentesten Zielscheiben des „weißen Terrors“: Im Auftrag der SPD-geführten Reichsregierung zerschlugen rechtsradikale Freikorps die Münchener Räterepublik und ermordeten den Anarchisten Gustav Landauer noch im Gefängnishof.

Auch Else Lasker-Schüler und Helene Stöcker wurden vom rechten Mob verfolgt. Beide wurden ins Exil gejagt und ausgebürgert. Helene Stöcker starb 1943 in Jerusalem, Else Lasker-Schüler 1945 in Jerusalem. Auf den Spuren dieser drei – und zahlreichen ihrer Weggenoss*innen – engagieren wir uns heute mit Vielen für eine offene, nichtrassistische und ökologisch achtsame Gesellschaft. Es lohnt sich, ihnen neu zuzuhören: Zukunftsgeladene Poesie und Philosophie begegnet modernen Klima-, Ernährungs- und Sozialinitiativen.

Zu den Höhepunkte des Festivals gehören:

– Die Eröffnungsmatinee am Sonntag, 5. Mai 2019 um 11 Uhr in der City-Kirche:

Zu erleben sind Texte von Else Lasker-Schüler, Helene Stöcker und Gustav Landauer.

Julia Reznik und Hak Young (Wuppertaler Bühnen) präsentieren Lasker-Schüler Lieder von Friedrich Hollaender und Ulrich Klan (Uraufführung) sowie Musik von Rio Reiser. Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie) spricht über „Zukunftskunst und gesellschaftlicher Wandel“ und Ulrich Klan über „Wie (un)politisch war der Prinz von Theben und sein `Staat`“?

– „100 Jahre Mord an Gustav Landauer“ am 9.Mai 2019 um 19 Uhr in der VHS

Eröffnung der Gustav Landauer-Ausstellung des Theatermuseums Düsseldorf nach Amsterdam, Jerusalem und Düsseldorf erstmals in Wuppertal (Dauer bis 23. Mai):

Einführung: Dr. Michael Matzigkeit (Düsseldorf)

Rolf Becker (Hamburg) liest Texte von Gustav Landauer und Armin T. Wegner

Ulrich Klan singt eigene Lieder von Erich Mühsam

Im Rahmenprogramm der Ausstellung:

– Filmabend „Rote Räte“ (Erstaufführung) / „Als die Dichter die Macht übernahmen“ am 16. Mai um 19 Uhr in der VHS

Der 2019 digitalisierte Dokumentarfilm von Klaus Stanjek zeigt Interviews mit Überlebenden der Münchener Räterepublik, u.a. mit dem Anarchisten Augustin Souchy

Dazu wird Volker Weidermanns Buch „Träumer – Als die Dichter …“ vorgestellt.

Moderation: Ulrich Klan

– „Dem Kapital den Boden entziehen“ am 18. Mai um 14 Uhr in der VHS:

Öffentliches Gesprächsforum der Initiativen mit Kommune Niederkaufungen, Stiftung Trias, Mieterinitiativen, Haus-/ WaldbesetzerInnen

– „Als die Bäume mich wiedersahen“ Konzert und Lesung im Wuppertal Institut am Dienstag, 21. Mai 2019 um 19 Uhr mit Texten von Else Lasker-Schüler. Musik von Haydn, Robert Schumann, Tona Scherchen-Hsiao und Charles Ives.

Mit Joslyn Rechter und Torsten Krug (Gesang) sowie Studierenden der Musikhochschule Rheinland – Institut Wuppertal

Musikalische Leitung, Klavier und Moderation: Ulrich Klan

– „Else-Helene-Fest“ am Samstag, 25. Mai 2019 ab 12 Uhr auf dem Laurentiusplatz mit Karussell und Reibekuchen, Öko-, Frauen- und Kinderinitiativen. Julia Reznik und

Beate Rüter mit Texten und Szenen von Else Lasker-Schüler und Helene Stöcker.

open air-Bühne mit Musik von FaulenzA (Berlin), E.L.S.E. Experience (Bayreuth),

Time Rag Departement (Berlin), Fortschrott (Wuppertal), Barmer Ersatzkapelle (BEK), Nadine Beneke (Düsseldorf), Salto Vocale, Internationaler Else Chor, Marvin Dillmann

Moderation: Dörte Bald

– „Artgerecht ist nur die Freiheit“ am Donnerstag, 23. Mai um 19 Uhr Buchhandlung von Mackensen

Die Philosophin Hilal Sezgin liest aus ihrem gleichnamigen Buch.

Alle Veranstaltungen des Festivals sind ohne Eintritt – Spenden sind erwünscht. (1)

Einzelne Veranstaltungen oder Ausstellungen können später auch in anderen Städten realisiert werden.

Ulrich Klan

Anmerkung:

1) Näheres unter:

www.erinnern-an-die-zukunft.de

oder www.armin-t-wegner.de

Ulrich Klan ist Musiker und Komponist, Publizist und Pädagoge. Zusammen mit Dieter Nelles schrieb er das Buch „Es lebt noch eine Flamme“, ein Standardwerk der oral history und der libertären Wissenschaft. Er ist Mitbegründer der Ökosatire-Band „Fortschrott“ (www.fortschrott.de) und des bundesweiten Musiker*innen-Netzwerks Lebenslaute (www.lebenslaute.net), mit dem er 2014 den Aachener Friedenspreis erhielt, sowie Gründer und Vorsitzender der internationalen Armin T. Wegner Gesellschaft e.V.