Im Juni 2019 wurde in Neustadt an der Weinstraße der 30. Geburtstag des einstmals größten anarchistischen Projekts in Westdeutschland gefeiert. Mehr als 80 Leute kamen in den Ökohof, das Zentrum des Projekt A in Neustadt, von dem nur noch Reste bestehen, aber immerhin. Eine Dabeigewesene erinnert sich – ein Bericht aus selbstverständlich subjektiver Perspektive (Fortsetzung aus Graswurzelrevolution Nr. 441).
Im Zentrum des Projekt A in Neustadt/Weinstraße standen etwa zwölf Kollektivbetriebe, die teilweise im Projektzentrum Ökohof, einer ehemaligen Möbelfabrik, ansässig waren. Der Name des Vereins „Werk selbstverwalteter Projekte und Einrichtungen“ (WESPE) deutet auf Eigenständigkeit hin. Es ging nie darum, die Ideen aus dem Projekt-A-Buch von Horst Stowasser (1951-2009) eins zu eins umzusetzen, das hatte auch Horst, der ab 1990 selbst in Neustadt lebte, nie erwartet. Als Standort für das Projekt A hatten sich jedoch die Neustädter*innen erfolgreich „beworben“. Die selbstverwalteten Betriebe organisierten sich im RGW (Rat für gemeinsames Wirtschaften, siehe Teil 1). Das Gesamtprojekt WESPE, dem Mitte der 1990er Jahre weitaus mehr als 100 Leute angehörten, koordinierte sich über ein monatliches Plenum, das Entscheidungen im Konsens traf. Es war offen für alle, die sich als Beteiligte verstanden. Eine formale Mitgliedschaft im Verein war in den ersten Jahren ausdrücklich nicht erforderlich, solche Bürokratie wurde abgelehnt. Wer als Vorstand fungierte, das sollte egal sein und war wohl auch den meisten nicht bekannt.
Das Wir-Gefühl ging verloren
Mit dem schnellen Wachsen des Projektes ging allerdings das Wir-Gefühl der ursprünglichen Gruppe nach und nach verloren. Es gab nicht mehr die große WESPE-Familie, sondern die Einheimischen und die Zugereisten, verschiedene Untergruppen wie Frauen- oder Kommunegruppe, und manch Einzelne blieben draußen oder rutschten durchs soziale Netz. Mitunter kamen auch Leute mit erheblichen psychischen Problemen oder Sucht-Erkrankungen dazu – es gab ja kein Aufnahme-Prozedere, und manche waren als Jobber auf der Ökohof-Baustelle auch gern gesehen, fanden aber sozial keinen Anschluss. Wie wohl in den meisten Projekten dieser Art erforderte auch die Zugehörigkeit zur WESPE ein gewisses Maß an Selbstvertrauen, Durchsetzungsfähigkeit und sozialer Kompetenz.
Zeitweilig wurde unter dem Motto „Wie geht‘s uns denn?“ versucht, an dem Wir-Gefühl zu arbeiten, und soziale, gruppendynamische und politische Fragen auf einem „Dämmerschoppen“ zu besprechen. Auf diesen abendlichen Treffen in lockerer Runde wurde nichts entschieden, sondern einfach miteinander geredet. Eine Zeit lang gab es ein sonntägliches WESPE-Frühstück, und ein paar Mal versuchten wir auch, den Plenums-Sonntag angenehmer zu gestalten, indem wir im Anschluss noch zusammen saßen und gesungen haben.
Der Kulturverein Wespennest organisierte Konzerte und Literaturveranstaltungen. Trotz der vielen Arbeit in den Kollektiven, gab es auch immer wieder politische Aktionen, zum Beispiel gegen den Golfkrieg oder gegen das Atomkraftwerk Philippsburg, das in Sichtweite von Neustadt liegt. Unser baubiologischer Fachhandel machte für einen Tag dicht und hängte ein Schild in die Tür, dass wegen Castor-Blockade heute geschlossen sei. Mein Haustechnik-Kollektiv konnte sich einen solchen Verdienstausfall nicht leisten, so dass ich delegiert wurde, mich stellvertretend für alle auf die Gleise zu setzen. Zum Castor-Transport tauchten über Nacht Schreiben der Stadtverwaltung auf, die dazu aufriefen, sich Jodtabletten zum Schutz vor Radioaktivität im Rathaus abzuholen. Flüchtlinge wurden unterstützt, indem ihnen Fahrräder zur Verfügung gestellt wurden. Es gab Antifa-Aktionen und eine projektinterne Struktur zur finanziellen Hilfe für Frauen, die von der Verschärfung des Abtreibungsparagrafen 218 betroffen waren.
Sexismus-Konflikt und Krise
Im Sommer 1994 kam es zur Krise, deren Auslöser ein Sexismus-Konflikt war, der sich an der Kölner Polit-Punk-Kabarett Gruppe „Heiter bis Wolkig“ (HbW) entzündete. Die Band war vom Kulturverein Wespennest zu einem Straßentheater-Festival auf dem Hambacher Schloss eingeladen worden. Von autonomen Frauengruppen wurde die Band wegen sexistischer Szenen bei ihren Auftritten kritisiert. Hinzu kam, dass es einen aktuellen Vorwurf gab, ein Mitglied der Gruppe habe eine Frau vergewaltigt, weswegen in anderen Städten bis zur Klärung alle Auftritte abgesagt wurden.
In den Auseinandersetzungen um die Frage, ob der Auftritt von HbW in Neustadt trotzdem stattfinden soll oder nicht, wurde deutlich, dass in der WESPE unterschiedliche Menschen mit sehr unterschiedlichen Wertvorstellungen und Weltbildern versuchten, etwas Gemeinsames aufzubauen. Plötzlich löste sich das unausgesprochene „wir wollen doch alle das Gleiche“ in Luft auf. Bis weit nach Mitternacht diskutierten wir auf einem außerordentlichen Plenum. Schlussendlich entschieden einige wenige, die bis zum Schluss durchgehalten hatten, dass HbW trotz allem auftreten solle. Es gab Proteste, auch während der Veranstaltung, die von den Beteiligten sehr unterschiedlich erlebt wurden.
Der Abend wurde für den Kulturverein zum finanziellen Desaster, denn es regnete, und so kamen viel weniger Gäste als erwartet. Die finanzielle Solidarität hielt sich nach diesem Streit in Grenzen. Eine kleine Gruppe bemühte sich nach Kräften, die Zerstrittenen an einen Tisch zu holen für klärende Gespräche, aber es war wohl zu spät. Zu tief saßen die Verletzungen, es gab Vorwürfe, manche redeten nicht mehr miteinander und grüßten sich nicht mehr. Offensichtlich waren die Grundlagen des gemeinsamen Projekts WESPE von den Beteiligten sehr unterschiedlich verstanden worden. In diesem harten Konfliktfall schien das Gegengewicht von etwas Tragfähigem, Verbindendem zu fehlen. Hätte es nicht diesen Anlass gegeben, wäre es vielleicht etwas anderes gewesen, an dem sich die fehlenden Gemeinsamkeiten gezeigt hätten.
Der Kulturverein Wespennest kam der Idee der Doppelprojekte aus dem Projekt-A-Buch vielleicht am nächsten. Neben der ehrenamtlichen Kulturarbeit plante der Verein auch den Betrieb einer Kneipe auf dem Ökohof. Allerdings arbeitete nur die Hälfte der Gruppe in der Kneipe, von denen nur wenige in der Kulturarbeit engagiert waren, und sie wohnten auch nicht zusammen, so wie Horst sich das in seinem Projekt-A-Buch vorgestellt hatte. Die Kneipe war das lange ersehnte Ziel der mühsamen, jahrelangen Umbauarbeiten an unserem Projektzentrum. Nun war es endlich so weit, und ausgerechnet an dem Wochenende, das auf das desaströse Konzert folgte, eröffnete die Kneipe Wespennest. Zur Eröffnungsparty kamen viele gar nicht mehr. Einige Leute verließen enttäuscht die WESPE, oder zogen sich zurück, vor allem Frauen. Sie fühlten sich nicht mehr sicher und zweifelten daran, ob ihnen geglaubt würde, wenn sie einen sexualisierten Übergriff erleiden würden.
Vergebliche Re-Organisation und Selbstbeschränkung
Wir merkten erst in diesem Moment, was wir mit der Kneipeneröffnung verloren hatten. Bis dahin hatten wir RGW-Betriebe eine Person dafür bezahlt, uns täglich wochentags zu bekochen. So trafen sich zwar nicht alle, aber viele Kollektivist*innen im Ökohof zum Essen, in einem informellen, geschützten Rahmen. Da ließ sich schnell mal etwas besprechen oder verabreden. Und ausgerechnet in der großen Krise, wo wir ihn vielleicht am meisten gebraucht hätten, war dieser geschützte Raum weg. Unser Koch arbeitete nun in der Kneipe, wir bekamen eine Zeit lang noch verbilligtes Mittagessen, saßen aber zwischen Verkäuferinnen und Finanzbeamten in einem öffentlichen Raum. Das Kneipenkollektiv löste sich nach einem Jahr wieder auf und die Kneipe wurde von verschiedenen Leuten aus dem WESPE-Zusammenhang privatwirtschaftlich weitergeführt.
Um wenigstens mit den verbliebenen Aktiven auf eine bessere Weise weiterzumachen, engagierten wir eine Moderation für unser Plenum und versuchten, die informelle soziale Realität und die formalen Notwendigkeiten zusammen zu bringen. Jetzt sollte die Mitgliedschaft im WESPE-Verein eine Bedeutung bekommen. Ich habe eine Liste gefunden, auf der akribisch erfasst wurde, wer wann am Plenum teilgenommen oder entschuldigt gefehlt hatte. Dreimal unentschuldigtes Fehlen sollte zum Ausschluss führen. Zur Mitgliedschaft gehörte neben der Zahlung eines Mitgliedsbeitrags auch das Ableisten einer festgelegten Anzahl von Stunden für das Projekt, auf dem Ökohof gab es genug zu tun. Aber das Gemeinsame war verloren gegangen, und so stand irgendwann der Beschluss auf der Tagesordnung, dass der Verein auf eigene Aktivitäten verzichtet und sich auf die Verwaltung des Ökohofs beschränkt.
Mir ging das zu schnell, dieses schrittweise Absterben aller Hoffnungen zu erleben und dann formal einen Strich drunter und fertig, das wollte ich nicht, es war aber eine rein emotionale Reaktion. Der Vorschlag schien mir an sich ganz vernünftig – was hätte ich dem auch entgegensetzen können? Ein Veto mochte ich nicht einlegen, denn ich fürchtete den sozialen Druck – manchmal wären mir Mehrheitsentscheidungen lieber gewesen, wo ich einfach gegen etwas hätte stimmen können. Mein Dilemma habe ich in Stichpunkte öffentlich gemacht, mit dem Hinweis, dass ich mich anschließen würde, wenn noch wer ein Veto einlegt. Ich glaube, das passierte dann auch, es konnte aber den Prozess nicht mehr aufhalten, nur verlangsamen. Im Sommer 1996 bin ich dann mit meinen Kindern zurück nach Berlin gegangen.
Vom Scheitern – und was trotzdem bleibt
Einige Jahre später begann eine Gruppe um Horst Stowasser, in Neustadt ein größeres gemeinschaftliches Wohnprojekt unter dem Dach des Mietshäuser Syndikat aufzubauen. Sie kauften eine leerstehende Villa mit Garten, begannen mit der Sanierung, einige zogen bereits auf die Baustelle. Über diesen Eilhardshof berichtete Horst in zwei Interviews mit der GWR (Nr. 304, Dez. 2005: „Projekt A / Plan B“ und Nr. 329, Mai 2008: „Eilhardshof“ – eine Utopie wird aufgebaut“). Er setzte große Hoffnungen in dieses Projekt, auch für seine persönliche Wohnsituation, und verbreitete unermüdlich die Vision eines Lebensprojekts in Wahlverwandtschaft, wo alle etwas beitragen und sich gegenseitig unterstützen. Nicht lange nach Horsts plötzlichem Tod – aber davon unabhängig – scheiterte der Eilhardshof. Es ist bislang das einzige Syndikats-Projekt, das pleite ging, einige Leute verloren dabei viel Geld. Der Architekt hatte sich bei der Berechnung der Sanierungskosten der alten Villa vertan, aber die Gruppe hatte auch nicht die erforderliche Sorgfalt walten lassen. Dieses Scheitern zeigt daher auch, dass Begeisterung und guter Wille nicht ausreichen, und wie wichtig es ist, als selbstorganisierte Gruppe Verantwortung zu übernehmen, gerade auch für komplizierte bauliche und finanzielle Sachverhalte.
Als Projektverbund und sozialer Zusammenhang war WESPE einer von vielen Versuchen, den Traum vom besseren Leben schon jetzt umzusetzen, nicht erst nach der Revolution. Ich denke, dass wir an einer Mischung aus unreflektierter Gleichheitsideologie, Konfliktunfähigkeit und wirtschaftlichen Problemen gescheitert sind. Hierarchiefreiheit zu wollen ist wichtig, aber nicht genug. Die Leute kommen als Verschiedene ins Projekt, das lässt sich auch beim besten Wollen nicht vollständig nivellieren. Wenn nicht immer wieder aktiv damit umgegangen wird, dann sind schnell die gesellschaftlich üblichen Machtverhältnisse entlang unterschiedlicher finanzieller und Bildungsvoraussetzungen, verschiedener sozialer und geografischer Herkunft, Geschlecht, Leistungsfähigkeit etc. auch in so einer egalitären Gruppe wieder da. Vielleicht sind sie als informelle Hierarchien sogar wirksamer, als wenn es formale Rollen und gewählte Funktionen gäbe, die transparent, benennbar und potenziell veränderbar sind.
Aber die WESPE ist nicht tot. Geblieben ist der Ökohof, der zwar kein Ort kollektiver Projekte mehr ist, aber einige der Bewohner*innen und Kleinbetriebe sind WESPE noch verbunden. Dort hat der Kulturverein Wespennest seine Räume und organisiert nach wie vor Veranstaltungen. Externe betreiben das Restaurant, das heute Konfetti heißt. Das von Horst Stowasser gegründete AnArchiv hat im Ökohof ein neues Zuhause gefunden. Nach wie vor gibt es auf dem Gelände auch die in den 1990ern gegründete Herberge für reisende Gesell*innen, die sich ihr kleines Haus schön zurecht gemacht haben und sich vollkommen selbst organisieren. Die meisten Kollektivbetriebe mussten aus finanziellen Gründen schließen, oder weil die Kollektivist*innen andere Lebenspläne hatten und gingen. Manche werden als Einzelunternehmen weitergeführt. In Neustadt gibt es noch den Bioladen Abraxas und den Buchladen Quodlibet, mit jeweils einem dreiköpfigen Betreiber*innen-Kollektiv und Angestellten.
Geblieben sind auch die Erfahrungen derjenigen, die damals dabei waren, deren Träume und Sehnsüchte sich vielleicht zumindest zeitweilig erfüllt haben, teils aber auch bitter enttäuscht wurden. Jedoch haben die Feierlichkeiten zum 30. Geburtstag gezeigt, dass auch viele, die gegangen sind, sich noch gerne an ihre Zeit in WESPE erinnern, und dass sie sich ein Zugehörigkeitsgefühl erhalten haben. Viele freuen sich schon auf ein nächstes Treffen, vielleicht zum 35. Geburtstag, vielleicht auch früher, mal sehen.
Mit solidarischem Wirtschaften die Welt verändern?
Chef*innen-Kollektive wie Abraxas oder Quodlibet entsprechen nicht der reinen Form einer produktivgenossenschaftlichen Organisation, in der alle, die im Betrieb arbeiten, auch Mitglied sind, und alle Mitglieder im Betrieb arbeiten. Aber das ist Theorie, in der Praxis sieht es oft anders aus. Meist nicht deswegen, weil die einen die anderen ausbeuten, also sich den Mehrwert aus deren Arbeit aneignen wollen, sondern weil gar nicht alle unbedingt Kollektivmitglied werden möchten. Denn das bedeutet Mehrbelastung: Oft ist eine finanzielle Beteiligung am gemeinsamen Betrieb erforderlich, Kollektivsitzungen finden mitunter außerhalb der Arbeitszeit statt, und die Arbeitszeiten richten sich eher nach der Auftragslage als nach gewerkschaftlichen Vorstellungen. Wenn es finanziell eng wird, dann stecken eher die Kollektivist*innen zurück, und sie tragen auch das unternehmerische Risiko. Wenn es schief geht, dann verlieren sie ihr eingebrachtes Geld und müssen vielleicht auch noch für Schulden des Betriebs persönlich haften. Nicht unterschätzt werden sollte auch die Bereitschaft oder Fähigkeit, Verantwortung im Sinne von Mitdenken und Eigeninitiative zu übernehmen, die ungleich zwischen den Menschen verteilt ist.
Insofern ist die schöne Utopie vom selbstverwalteten Leben in allen Bereichen, von der Arbeit über das Wohnen bis zum politischen Engagement und der Freizeitgestaltung, nicht unbedingt etwas, das für gesellschaftliche Mehrheiten attraktiv ist. Viele schreckt es eher ab, und auch die sich einmal darauf eingelassen haben, ziehen sich oft nach einiger Zeit zurück. Sich um alles selbst kümmern zu müssen ist anstrengend, das kann bis zum Selbstverwaltungs-Burnout gehen. In den 1980ern gab es weitgehende Übereinstimmung in der Bewegung, dass der Mindeststandard sei, dass alle Mitarbeitenden, die dies möchten, auch Mitglied, also Mitunternehmer*in werden können. Aber viele freuen sich stattdessen über einen angenehmen Arbeitsplatz mit freundlichen Vorgesetzten. Wenn Selbstverwaltungswirtschaft mehr als ein Nischenphänomen sein soll, dann wird es neben den 100-Prozent-Kollektiven auch verstärkt hybride Betriebs-Formen geben müssen, in denen Betreiber*innenkollektive gute Arbeitsplätze zur Verfügung stellen für Leute, die nicht an der Selbstverwaltung teilhaben möchten.
Früher nannten wir es Alternativökonomie, heute ist beispielsweise von solidarischem Wirtschaften oder Sozial-Solidarischer Ökonomie die Rede. Kollektivbetriebe sind eine unter verschiedenen Unternehmensformen dieser anderen Wirtschaft, neben Kommunen, Hausprojekten, SoLaWis (Solidarische Landwirtschaft) und Einkaufsgemeinschaften, Kinderläden, Soziokulturellen Zentren und Tagungshäusern, Repair-Cafes, FabLabs, Umsonstläden usw. Neben dieser unmittelbaren wirtschaftlichen Selbsthilfe in kleineren oder größeren genossenschaftlichen Unternehmungen wird auch eine zukünftige Ökonomie jenseits des Kapitalismus Infrastrukturen der Grundversorgung für Alle benötigen, die als öffentliche Unternehmen mit demokratischer Beteiligung betrieben werde. Auch dafür gibt es heute schon erste Ansätze, die oft aus Antiprivatisierungsbewegungen entstehen. Die herrschende Wirtschaftsweise ist dabei, den Planeten an die Wand zu fahren, und Wirtschaft selber machen liegt wieder im Trend. Das ist kein Sonntagsspaziergang, sondern untrennbar mit Konflikten und Auseinandersetzungen um Macht und Eigentum verbunden.
Eine solche andere, zukunftsweisende Wirtschaft ist nur global vorstellbar. Um die Vielfalt dieser transformatorischen Ökonomien sichtbar zu machen, die schon heute als Keimformen über das Bestehende hinaus weisen, ist für den Juni 2020 in Barcelona ein Weltsozialforum Transformatorische Ökonomien geplant. Der Austausch von wirtschaftlich Aktiven aus aller Welt soll der Beginn einer globalen Zusammenarbeit sein, um dem herrschenden kapitalistischen Diskurs eine alternative Erzählung entgegenzusetzen (siehe Beitrag in der GWR 441).
Elisabeth Voß
Hier sammelt die Autorin Infos zur WESPE: www.wespe.solioeko.de
Dies ist ein Beitrag aus der aktuellen Druckausgabe der GWR. Schnupperabos zum Kennenlernen gibt es hier.