Graswurzelrevolution in schwierigen Zeiten

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Für uns alle war dieses 2020 wohl ein Jahr, das in die Tonne gehört. Aber wie immer in Ausnahmesituationen gibt es neben den Frustrationen auch Glücksmomente.

Zu Beginn des Jahres hatte unser Koordinationsredakteur Bernd Drücke einen Bandscheibenvorfall und wir mussten mehrere Ausgaben mit einer „Notredaktion“ produzieren. Diese Notredaktion hat zu unserem Glück eine fantastische Arbeit gemacht. Und nun gibt es schon wieder einen Umbruch: Unser Koordinationsredakteur hat sich entschlossen, neue Wege zu gehen. Er arbeitet ab Januar 2021 im Leiterteam des Archivs für alternatives Schrifttum (afas) in Duisburg. Diese Graswurzelrevolution Nr. 455 ist die letzte Ausgabe, die Bernd Drücke betreut – nach sage und schreibe 22 Jahren. Für seine wunderbare Arbeit, getragen von scheinbar unerschöpflichem Elan, nicht nachlassender Begeisterung und seinem unnachahmlichen Humor, sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet – und: er wird uns fehlen. Bis Mai 2021 soll die Stelle neu besetzt werden. Die strukturellen Veränderungen bedeuten für unser Zeitungsprojekt einen erhöhten Aufwand an Geld und Personal.

Dazu kamen Diskussionen, die an uns von außen herangetragen wurden, warum wir als Anarchist*innen nicht auf der Seite der „Corona-Rebellen“ stehen würden. Aber jetzt mal ehrlich: Besteht der Anarchismus darin, ausnahmlos alles, was der Staat sagt und macht, abzulehnen? Nein. Sicher gibt es Kritik an staatlichen Maßnahmen, aber der Schutz von Menschenleben gegenüber einem unbekannten Virus steht erst mal an oberster Stelle. Und ein Schulterschluss mit Nazis kommt für uns schon mal gar nicht in Frage. Der Feind meines Feindes ist noch lange nicht mein Freund. Diese Haltung zur Corona-Krise hat uns einige Abos gekostet.

Ende letzten Jahres hat der Buchverlag Graswurzelrevolution ein umfangreiches Buchprojekt „Lebenslaute (Hg.): Widerständige Musik an unmöglichen Orten. 33 Jahre Lebenslaute“ unter ziemlichen finanziellen Anstrengungen herausgebracht, und auch hier hat die Pandemie uns einen Strich durch die Rechnung gemacht – angefangen von den ausgefallenen Buchmessen bis zu ein paar abgesagten Lesungen. Fast schon unter Lebensgefahr hat GWR-Mitherausgeber Lou Marin trotzdem die meisten Termine zu unserer Neuerscheinung von Anatole Dolgoff über die Industrial Workeres in the World in der Schweiz und in Deutschland wahrnehmen können. Diese Veranstaltungen sind für den Verlag lebensnotwendig, nicht nur wegen der persönlichen Kontakte, sondern auch, um dort Bücher zu verkaufen.

Allen Widrigkeiten zum Trotz konnte z.B. das Buch „Noam Chomsky über Anarchismus“, ein Sammelband mit Aufsätzen aus vier Jahrzehnten, fertiggestellt werden.

Druckfrisch im Verlag Graswurzelrevolution wird ab Januar 2021 auch der neue Sachcomic von Findus „Kleine Geschichte der Protestmusik“ erhältlich sein. Weiterhin gibt es spannende Projekte, die bereits in Arbeit sind.

Zusätzlich sollen vergriffene Titel in kleinen Nachauflagen weiterhin verfügbar gemacht werden. Unsere Bücher sind knapp kalkuliert und mit viel un- oder unterbezahlter Arbeit produziert. Hier brauchen wir solidarische Unterstützung in Form von Spenden und Kreditgeber*innen. Bei Spenden für den Buchverlag bitte unbedingt als Stichwort „Buchverlag“ auf eure Überweisung schreiben.

Ein Jahr für die Tonne, oder? Manche Anarchist*innen wittern allerdings auch eine Chance, wenn schon „Die Zeit“ Kropotkin und die gegenseitige Hilfe proklamiert. Wollen wir hoffen, dass dies kein Strohfeuer ist.

Allen Widrigkeiten zum Trotz sind wir da. Und als Bewegungszeitung und -projekt setzen wir auf Eure Unterstützung und Hilfe. Wir brauchen Geld, mehr Abos, mehr Förderabos, mehr Handverkäufer*innen und Büchertische, mehr Menschen, die sich bereit erklären, einzelne Buchprojekte finanziell und sonstwie zu unterstützen – aber auch Zuspruch. Gemeinsam und mit Eurer Solidarität wird der Kampf weitergehen. Wir sind zuversichtlich. Bleibt gesund. knobi

Spendenkonto: Förderverein für Freiheit und Gewaltlosigkeit e.V. Postbank Karlsruhe IBAN: DE66 6601 0075 0031 7617 59 BIC: PBNKDEFFXXX. Spenden auf das Konto des Vereins für Freiheit und Gewaltlosigkeit e.V. sind steuerlich absetzbar. Bitte schreibt auf den Überweisungsträger deutlich Eure Anschrift, da Spenden über 200 Euro extra von und für das Finanzamt bescheinigt werden müssen. Bei Spenden unter 200 Euro reicht die Buchungsbestätigung des Kreditinstitutes, wenn unter Verwendungszweck „Spende StNr 2.2 VerzNr. 615 FA HD“ angegeben wurde. Ihr könnt uns für die Spendenbescheinigung aber auch Eure Adresse mitteilen (Höhe und Datum der Zahlung bitte nicht vergessen). Zuwendungsbescheinigungen werden automatisch zu Anfang des Jahres verschickt.