Am 19. März 2021 protestierten Menschen weltweit für Klimagerechtigkeit und forderten entschiedene Maßnahmen zur Einhaltung des 1,5 Grad Ziels. Insgesamt gab es in rund 50 Ländern mehr als 1000 Aktionen. In Deutschland wurde an mehr als 200 Orten demonstriert. Aus Köln berichtet Jana von Fridays for Future. (GWR-Red.)
Sonnenschein, bunte Schilder, Live-Musik, konsequente Reden und die Forderung nach Klimagerechtigkeit haben am Freitag den 19.03 auch die Kölner Innenstadt gefüllt. Allein hier standen wir an sechs verschiedenen Orten mit insgesamt 2500 Menschen auf der Straße, denn zuvor hatten wir als Fridays for Future zum siebten globalen Klimastreik insgesamt und zum dritten globalen Klimastreik während der Corona-Pandemie aufgerufen.
Vor allem brauchen wir einen Systemwandel, um Rahmenbedingungen aufzubauen, innerhalb derer Klimagerechtigkeit möglich ist.
Aufgrund der anhaltenden Pandemie haben wir in der Kölner Innenstadt sechs verschiedene Kundgebungen mit unterschiedlichen thematischen Ausrichtungen organisiert: Energiewende, Verkehrswende, globale Fluchtursachen, Anti-Diskriminierung, Feminismus und System Change. Auf diese Weise haben wir gleichzeitig die Menschenmengen auseinandergezogen und die gesamte Innenstadt genutzt, um aufzuzeigen, wie intersektional das Thema „Klimakrise“ gedacht werden muss. Wir sind eine KlimaGERECHTIGKEITSbewegung! Das bedeutet, dass es uns nicht nur um die Einsparung von Treibhausgasen geht, sondern um den Aufbau einer Gesellschaftsform, in der alle global die gleichen Rechte und Chancen haben und in der diejenigen die Klimakrise bezahlen, die maßgeblich für sie verantwortlich sind.
Am Heumarkt haben wir uns primär dem Thema der Verkehrswende gewidmet. Eine Verkehrswende hin zu günstigerem ÖPNV und einer fahrradfreundlichen, autofreien Innenstadt für Köln. Eine Verkehrswende , die notwendig ist, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen wollen. Bereits vor Beginn der Kundgebung haben wir diese 1,5-Grad-Grenze gut sichtbar auf den Heumarkt gesetzt: „Alle für 1,5 Grad“. Unter diesem Motto haben wir bundesweit gestreikt. Dieses Motto haben wir in metergroßer Schrift mit Sprühkreide auf den Heumarkt geschrieben.
Pünktlich um 12 Uhr begann unser Programm auf der großen Bühne gegenüber vom Reiterdenkmal. Fünfhundert Menschen haben sich hier versammelt und füllten den gesamten Platz. Es war beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen unterschiedlicher Generationen zusammen kamen. „HOPE“. Der riesige Schriftzug der Initiator*Innen der Visionswerkstatt raum13 im Deutzer Zentralwerk der schönen Künste, fing die vorherrschende Stimmung in einem Wort gut ein. Denn es waren nicht nur die Frustration und die Wut über eine nicht handelnde Politik, es war insbesondere die Hoffnung, die uns auf die Straßen trug. Der Funke Hoffnung, der aus dem Gedanken entspringt, dass eine andere Welt möglich ist. Die Sternfahrt Köln, raum13, ver.di, die Grannies for Future, Ohne Kerosin nach Berlin, Wald statt Asphalt und Jürgen Becker waren nur einige der Organisationen und Menschen, die als Redner*Innen auf unserer Kundgebung während der insgesamt vier Stunden Programm sprachen. Eine Performance, verschiedene Musikbeiträge, Kabarett, kleine Straßenblockaden, vereinzelte Kreideaktionen, Infostände und eine gute, interaktive Stimmung, zeichneten den Klimastreik am Heumarkt aus. Pauline aus dem Organisationsteam fasste in ihrer Rede zusammen, was uns auf die Straße zog: „Wir wissen, dieses Jahr ist weichenstellend. Doch wir wissen auch: Wir können aus Krisenrealitäten ausbrechen. Wir sind zusammengekommen. Wir haben allem getrotzt, das uns eigentlich davon abhalten könnte, hier mit tausenden Menschen in Köln zu stehen. Wir sind da, weil wir es Regierungen nicht länger durchgehen lassen, uns mit leeren Versprechen abzuspeisen.“ Den Abschluss der Demonstration markierte der Auftritt der Black Föös, die uns in unserer Forderung nach Klimagerechtigkeit unterstützen und ein kleines Konzert beigesteuert haben.
Ja, wir waren an diesem Freitag überall in der Kölner Innenstadt!
Wir brauchen eine Energiewende, da der Energiesektor noch immer für die allermeisten Treibhausgase in Deutschland verantwortlich ist. Wir brauchen eine Verkehrswende, nicht nur um die Emissionen zu senken und die Feinstaubbelastung zu verringern, sondern auch zum Schaffen einer sozialen Stadt für alle. Wir brauchen Feminismus, weil Frauen* maßgeblich stärker von der Klimakrise betroffen sind, und auch weil Klimagerechtigkeit nicht ohne einen konsequenten Feminismus denkbar ist. Wir brauchen eine klare antidiskriminierende Linie und müssen immer wieder aufzeigen, dass keine Form der Diskriminierung tolerierbar ist. Wir müssen darüber reden, dass die Klimakrise eine extrem hohe Zahl an Flüchtenden nach sich ziehen wird und eine entsprechend solidarische Willkommenskultur entwickeln. Und vor allem: Wir brauchen einen Systemwandel, um Rahmenbedingungen aufzubauen, innerhalb derer Klimagerechtigkeit möglich ist.
Trotz ungewöhnlich vieler Regeln, wie Abstandspflicht und Maskenpflicht, lag sie wieder in der Luft: Die Aufbruchsstimmung und die Hoffnung von Menschen, die zusammen kamen, um gemeinsam aus unterschiedlichsten Kontexten heraus für Klimagerechtigkeit zu kämpfen.
Dies ist ein Beitrag aus der aktuellen Druckausgabe der GWR. Schnupperabos zum Kennenlernen gibt es hier.