kämpfen ist die halbe miete

Sechzehn Personen aus neun Haushalten

Die Mannheimer Wohnprojektgruppe Esperanza

| Esperanza

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Das Templerhaus in Weinheim - Foto: Esperanza - Bearbeitung: Online-Red.

Soziale Kontakte sind der Stoff, aus dem gemeinschaftliche Wohnträume wachsen. Gerade in der Pandemie erscheinen selbstbestimmte Wohnprojekte als konkret-utopischer Gegenentwurf zur Isolation und den prekären Verhältnissen, die der profitgesteuerte Wohnungsmarkt mit sich bringt. Einfach ist es aber in Zeiten der Pandemie nicht, das gemeinsame Projekt lebendig zu halten - oder wie bei Esperanza in Mannheim überhaupt erst aufzubauen. Hierüber schreibt die Wohnprojektgruppe Esperanza für die Graswurzelrevolution (GWR-Red.)

Unser Zuhause – Lebensqualität oder Spekulationsobjekt?

„Zu Hause bleiben!“ lautet der Appell der Stunde in der aktuellen Situation der Corona-Pandemie. Selten haben wir so viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht wie in den letzten Monaten. Durch diesen Umstand treten die raumplanerischen Fehlentwicklungen und andere Missstände, die die immer krassere Profitorientierung des Wohnungsmarktes mit sich bringt, heftig zutage. Die mehrköpfige Familie, die auf begrenztem Raum Hausaufgabenbetreuung, Kleinkindbespaßung und die Diskussion mit der Chefin vereinbaren muss, wird sich ebenso andere Wohnumstände wünschen wie der alleinstehende Senior, dem es an sozialen Kontakten fehlt und den die Instandhaltung seiner großen Wohnung überfordert. Die Pandemie hat vielen Menschen vor Augen geführt, dass die Priorisierung des Individuums und damit der Rückzug aus der Gemeinschaft in Isolation resultieren kann. Dazu kommt, dass sich finanzielle Notlagen in der Corona Pandemie häufen und unmittelbar zu einer noch prekäreren Wohnsituation für viele Menschen geführt haben.

Doch welche realistische Lösung gibt es? Können wir einen Wohntraum träumen, der all unseren Ansprüchen gerecht wird, unabhängig von finanziellen Mitteln? Wie können wir in unserem Wohnumfeld mehr Solidarität leben? Umgetrieben von diesen Fragen haben wir uns einige Zeit vor Beginn der Pandemie als buntgemischte Gruppe in Mannheim formiert und unter dem Namen Esperanza eine gemeinsame Antwort gefunden: Wir bauen ein Haus! Und wichtig dabei: wir wollen ein solidarisches, hierarchiefreies Miteinander und selbstbestimmtes Wohnen bei sozialverträglichen Mietpreisen anstelle von Profit!

Vor Corona: Plenum der Projektgruppe „13haFreiheit“ in Mannheim – Foto: Esperanza

Objektiv betrachtet, bieten gemeinschaftliche Wohnprojekte eine Reihe von Vorteilen: Wo Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenkommen, entsteht ein Bündel von Ressourcen, das allen zugutekommt. Wo vielfältige Lebensentwürfe auf einem Raum gelebt werden, findet eine Durchmischung der Gesellschaft statt, die für alle bereichernd ist. Wo das Wohnen nicht der Profit- und Eigentumslogik unterworfen ist, entsteht Raum für vielfältige Kreativität im gemeinsamen Kümmern um “Haus und Hof” und somit eine Wertschätzung für andere Formen des Zusammenlebens zusätzlich zur traditionellen Kleinfamilie. Dazu kommt der ökologische Aspekt: mit der Reduktion des individuellen Wohnraums zugunsten von gemeinschaftlich genutzten Flächen, Sharing-Konzepten und einer ökologischen Bauweise mit eigener Energieerzeugung anstelle von Luxus, entscheidet sich die Gruppe dafür, möglichst nachhaltig zu wohnen. Daneben sind es aber auch ganz individuelle Gründe, die jede*n von uns motivieren. Evelyn beschreibt es so: “Ich wohne ja schon in einem Wohnprojekt und weiß, es bringt ein sehr substanzielles Gefühl von Eigenermächtigung, von Selbstwirksamkeit, wenn ich in meinem Wohnumfeld an allem mitwirken kann, von der Flurgestaltung bis zur Wahl der Mitbewohner*innen. Und es verschafft mir ein besonderes Zuhause-Gefühl.” Amir sieht in gemeinschaftlichen Wohnprojekten die Chance, Vorurteile abzubauen und Toleranzen aufzubauen: “Ich bin fest davon überzeugt, dass ein gemeinschaftliches Miteinander den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt und den Blick für „das Andere“ schärft. Dies ist etwas, was meiner Beobachtung nach in den letzten Jahren verloren gegangen ist und besonders in Krisensituationen ein elementarer Baustein für eine solidarische Gesellschaft ist.“

Wohnträume: Das Mietshäuser Syndikat und seine Projekte im Rhein-Neckar-Delta

Mit unserem Wohntraum sind wir nicht allein. Als Mitglied des Mietshäuser Syndikats gehören wir einem Verbund von mittlerweile über 160 autonomen Hausprojekten an, deren Bewohner*innen sich gegenseitig mit ihrem Wissen und mittels eines Solidaritätsfonds unterstützen (siehe Infobox). Aufgrund eines besonderen Rechtskonstrukts sind die Häuser des Verbunds unverkäuflich und daher für immer der Profitlogik entzogen. Jedes Projekt trägt also dazu bei, dass der Wohnungsmarkt langfristig ein klein bisschen gerechter wird. Damit die Projektinitiativen nicht am mangelnden Eigenkapital ihrer Gründungsmitglieder scheitern, werden zusätzlich zu Bankkrediten auch sogenannte Direktkredite von Privatpersonen eingeworben, die sich somit als Investor*innen beteiligen können. So werden dem Immobilienmarkt Spekulationsobjekte entzogen und unterschiedlichste Wohn- und Lebensräume ganz nach den Vorstellungen der Gruppe realisiert. Dabei gleicht kein Projekt dem anderen. Vom alten Bauernhof mit Bauwagen-Stellplatz über das ehemals besetzte Haus in Berlin bis zum technisch ausgefeilten Öko-Holzneubau ist alles dabei. Es gibt punkig geprägte Gemeinschaft und relativ bürgerlich anmutende.

Um den Entscheidungsprozess transparent zu gestalten, muss sich die Gruppe vorab überlegen, welchen Anspruch die Antworten erfüllen sollen. Sind wir mit einer Entscheidung zufrieden, sobald niemand laut „Buh!“ ruft oder wollen wir, dass alle enthusiastisch applaudieren? Was nach Haarspalterei klingt, kann für das Gelingen eines Hausprojektes entscheidend sein.

Die Vielfalt spiegelt sich auch im Rhein-Neckar-Delta wider: In einer wilhelmischen Kaserne in Mannheim befinden sich die 29 Wohnungen der Gruppe 13haFreiheit, die auch Menschen mit Einschränkungen einschließt und hohen Wert auf Diversität legt. Im Neubau nebenan, SWK, leben 25 Menschen in einer Groß-WG, die über politische Zusammenhänge entstand. Noch ein Haus weiter wurde unter dem Projektnamen umBAU²Turley ein Plusenergiehaus mit ökologischem Schwerpunkt errichtet. Die Gruppe bietet auch zwei Flüchtlingsfamilien ein Zuhause. Als viertes Projekt erwarb Viertel8 in einer Blitzaktion mithilfe einer Stiftung das Haus, in dem sie bereits wohnten, und verhinderten so, dass ein Immobilienverwalter zuschlagen konnte. Unsere Gruppe Esperanza ist das Projekt-Küken in der Mannheimer Runde – wir planen auf der Konversionsfläche Franklin zwei miteinander verbundene Wohnhäuser. Schon seit 15 Jahren residiert hingegen das Templerhaus im Herzen der Altstadt von Weinheim in einem historischen Baukomplex. In Heidelberg hat das OBG mitten in der Altstadt günstigen Wohnraum verwirklicht, während die Projektgruppen Hagebutze und Raumkante einen Teil des ehemaligen Militärgeländes in gemeinschaftlichen Wohnraum und ein kulturelles Zentrum verwandelten. Eine Besonderheit ist das kürzlich eröffnete Collegium Academicum: ein selbstverwaltetes Wohnheim, das 250 Studierenden, Auszubildenden und Promovierenden ein günstiges Leben sowie kreativen Austausch ermöglichen soll.

Alltag in Wohnprojekten: alles normal in Corona-Zeiten?

Realitätscheck: Wie funktioniert der Wohntraum, insbesondere während der Corona-Pandemie? Können Menschen in gemeinschaftlichen Wohnprojekten besser mit der Situation umgehen? Wie wirken sich die Corona-bedingten Einschränkungen auf das Zusammenleben aus? Teilt man munter Spieleabende und Toilettenpapier oder verwandeln sich die geschätzten Nachbar*innen in dauernölende Stressfaktoren? Wir haben uns bei befreundeten Gruppen im Rhein-Neckar-Delta umgehört. Malte aus dem Templerhaus, Stephie von 13haFreiheit, Verena von SWK und Conny von umBAU²Turley betonen den Wert des gemeinschaftlichen Wohnens, berichten aber auch von ihren Herausforderungen.

“Am Anfang der Krise entwickelten viele von uns einen großen Tatendrang. Die Baumärkte hatten ja anfangs geöffnet und so konnten wir Material für die vielen kleinen neuen Baustellen, Projekte und Renovierungen beschaffen. Angefangen von der neuen WG-Küche bis zum katzensicheren Vogelhäuschen war viel dabei. Auch ein weiteres Bienenvolk zog auf ein Vordach. Durch die entfaltete Umtriebigkeit, konnten wir unsere große Unsicherheit besser bewältigen”, lässt Malte den Beginn der Pandemie Revue passieren. Auch in den Folgemonaten wusste man im Templerhaus die Wohnumstände zu schätzen: “Insgesamt mussten wir nicht sehr unter sozialer Einsamkeit leiden, denn wir hatten uns. In der großen WG begegnen wir zehn Bewohner*innen uns dauernd. So viele Gesellschaftsspiele wie in den letzten 12 Monaten, hat wohl keine*r von uns in den Jahren zuvor gespielt. Glücklicherweise haben wir auch einen schönen Innenhof, wo die Kinder sich zusammen austoben können.”

Auch Stephie von 13haFreiheit betont den Halt und die Unterstützung, die die Gemeinschaft bietet: “Wir haben sehr schnell ‘Corona-Familien’ gebildet, die sich im Alltag mit Kochen, Einkaufen, Betreuung und so weiter gegenseitig geholfen haben. Auch bei (Arbeits-)Quarantäne haben wir uns im Projekt gegenseitig unterstützt. Unsere Wohnform in einer Familien-WG hat die Last auf mehrere Schultern verteilt und dadurch verringert.” Ganz ähnlich griffen sich auch die Bewohner*innen von umBAU²Turley unter die Arme: “Wir halten zusammen, es werden bei Bedarf Einkäufe koordiniert und die Gemeinschaftsräume können für Home Office genutzt werden, während in den individuellen Wohnungen Home Schooling stattfindet”, berichtet Conny.

Gefragt, ob gemeinschaftliches Wohnen durch die Pandemie populärer wird, antwortet Stephie: “Wir glauben, die Vorteile des gemeinschaftlichen Wohnens und Lebens werden in einer Pandemie deutlicher. Viele Menschen, die wir kennen, leiden unter der staatlich verordneten Einsamkeit. In einem Wohnprojekt bist du im schlimmsten Fall nur so einsam, wie du es selbst willst.” Malte sieht ein verstärktes Bewusstsein für den Wert von Gemeinschaftlichkeit auch in anderen Bereichen: “Die Solawi prosperiert. Befreundete Hacker gründeten eine Genossenschaft. Kommunen erweitern ihre Förderung für gemeinschaftliches Wohnen oder denken zumindest darüber nach.” Hier zeichnet sich vielleicht wirklich ein Trend ab.

Eine große Herausforderung in Zeiten der Pandemie, da sind sich alle einig, ist die Kommunikation, insbesondere in großen Gruppen mit individuellen Wohneinheiten, die ihre Plenen auf Video-Konferenzen verlagert haben. Stephie berichtet: “Das Besprechen und Diskutieren von Problemen und Konflikten erfordert sehr viel Disziplin, wenn man sich dabei nicht persönlich gegenüber sitzt. Durch die Umstellung auf ein sehr IT-lastiges Miteinander werden technisch wenig versierte Menschen, leider oft die Älteren, von der Gruppe abgehängt. Schriftliche Kommunikation lässt Spielraum für Missverständnisse. Gemeinschaftsbildende Treffen wie Picknick, Grillen, Filmabende, gemeinsames Kochen und damit der persönliche Austausch fallen weg, man entfremdet sich zunehmend. Trotzdem muss die Gruppe handlungsfähig bleiben und es müssen weiterhin Entscheidungen getroffen werden.“

Dazu kommt die Notwendigkeit neuer Regelungen für die Gemeinschaft. “Wir mussten immer wieder aushandeln, wie wir mit den Kontaktbeschränkungen umgehen, welche anderen Kinder zum Spielen kommen dürfen und wieviel Klopapier wir wirklich im Lager brauchen”, erzählt Malte. Da das Nervenkostüm bei fast jedem mittlerweile dünner ist, wundert es nicht, dass Konflikte schneller hochkochen können. “Wenn jede*r mit persönlichen Frustrationen zu kämpfen hat, ist vielleicht auch die Frustrationstoleranz im Zusammenleben nicht so hoch. Ständiges Zusammensein, weniger Kontakte nach Außen und die Anwesenheit der meisten Mitbewohner*innen über lange Zeit (Home-Office) machen das Zusammenleben schon enger und auch anfälliger für Stress. Man muss eventuell auch Beziehungen innerhalb der Gruppe stärken”, meint Verena zum Thema Konfliktmanagement. Wie wichtig eine gute Kommunikationskultur gerade während der Pandemie ist, haben auch die Bewohner*innen des Templerhauses erkannt: “Während der Pandemie fingen wir an, uns mehr unseren gegenseitigen Befindlichkeiten zuzuwenden und haben eine Tradition von Befindlichkeitsrunden begründet, um etwas darüber zu erfahren, wie es uns gegenseitig geht und was jede*n von uns beschäftigt.”

Neu am Start: Projektrealisierung während Corona?

Aus diesen Berichten wird klar, dass die mit der Pandemie einhergehenden Kontaktbeschränkungen das wichtigste Fundament gemeinschaftlicher Projekte angreifen: Kommunikation. Das hat insbesondere Auswirkungen auf Projekte, die sich wie das unsrige in der Entstehungsphase befinden.  Zum aktuellen Zeitpunkt ist bei Esperanza noch viel in Bewegung und das Schaffen einer guten Kommunikationskultur und Vertrauensbasis ist enorm wichtig für die Zusammenarbeit. Neue, potenzielle Mitstreiter*innen sind oftmals schwieriger zu erreichen. Zu entscheiden, ob die Chemie stimmt und man zusammenarbeiten möchte, ist eine noch größere Herausforderung. Menschen, die voneinander teilweise kaum mehr als einen verpixelten Webcam-Ausschnitt kennen, müssen sich gemeinsam zu Fragen wie “für wie viele Menschen und welche Veranstaltungen sollen wir den Gemeinschaftsraum planen?“ bis zu „sollen wir jetzt eine fünfstellige Summe für die nächste Leistungsphase des Architekturbüros ausgeben?“ einigen. Um den Entscheidungsprozess transparent zu gestalten, muss sich die Gruppe vorab überlegen, welchen Anspruch die Antworten erfüllen sollen. Sind wir mit einer Entscheidung zufrieden, sobald niemand laut „Buh!“ ruft oder wollen wir, dass alle enthusiastisch applaudieren? Was nach Haarspalterei klingt, kann für das Gelingen eines Hausprojektes entscheidend sein.

Mitstreiter*innen gesucht: Infoveranstaltung „Babbeln am Bauzaun“ von Esperanza live vor Corona vs. virtuell während Corona – Foto: Esperanza

Wir bei Esperanza haben mit basisdemokratischen Prinzipien begonnen, greifen aber zunehmend auch auf Organisationsprinzipien der Soziokratie zurück, gemäß derer mittels Kreisgesprächen Entscheidungen im Konsent getroffen werden. Das heißt, wir suchen den Weg mit dem geringsten Widerstand, anstatt den hohen Anspruch einer perfekten Lösung für alle zu verfolgen. Diese Festlegung auf soziokratische Prinzipien schafft Transparenz, Gleichwertigkeit in der Mitsprache und dadurch Vertrauen in der Gruppe. Und sie hilft, das ein oder andere Video-Meeting deutlich effektiver zu gestalten. Um die Kommunikation und den persönlichen Austausch zu stärken initiiert unsere AG Gemeinschaft auch Teambuilding-Aktivitäten wie ein Gruppenwochenende mit Online-Spielen, Plaudern am virtuellen Kamin und gemeinsamem Yoga.

Eine Grundlage für das Gelingen unseres Projekts ist das Einsammeln von Direktkrediten als alternative, nachhaltige und nebenbei bemerkt auch verzinste Geldanlage, eine Art Schwarm-Finanzierung. Auch hier sind transparente Kommunikation und Vertrauen die Basis dafür, dass private Investor*innen gewonnen werden können. Viele Wohngruppen berichten, dass es in Zeiten mit Kontaktbeschränkungen zunehmend schwierig ist, Direktkredite einzuwerben. Was bleibt, ist die Verstärkung der Präsenz in sozialen Medien, Printmedien und Rundfunk – Autodidaktik im Bereich PR und kreative Lösungen sind gefragt! Und so mag sich manch ein*e Nachbar*in unseres künftigen Baugrundstücks gewundert haben, als eines Samstags im Januar zwei verkabelte Menschen mit Kamera und Mikrofon einen Livestream des unbelebten Geländes aufsetzen. „Babbeln (zu Deutsch: Plaudern) am Bauzaun“, unsere Infoveranstaltung für Interessierte, kann natürlich auch nur virtuell stattfinden. Mit den richtigen Tools ist hier viel möglich, und die meisten Teilnehmer*innen gehen begeistert nach Hause.Auch wenn die Corona-Pandemie Projekten in der Entstehungsphase also einige Steine in den Weg legt, gibt uns die gemeinsame Arbeit viel zurück: Beim gemeinsamen Pläne Schmieden richtet sich der Blick auf die Zukunft, in der wir bei persönlichen Treffen hoffentlich keine Haushalte mehr abzählen müssen. Die Projektgemeinschaft, aber auch das Delta-Netzwerk auf regionaler Ebene und der Verbund des Mietshäuser Syndikats auf nationaler Ebene stärken uns den Rücken. Wer bereit ist, sich konstruktiv mit Konflikten auseinanderzusetzen und offen, an einer gemeinsamen Kommunikationskultur zu arbeiten, für den sind gemeinschaftliche Wohnprojekte überaus bereichernd. Wir sind jedenfalls gespannt auf die Zukunft dieser Wohnform.

 

Das Mietshäuser Syndikat

Die Idee, einen Solidarverbund der autonomen Hausprojekte zu gründen, wurde erstmals 1989 beim Freiburger Grether Projekt formuliert. Ziel war zum einen, das in den Projekten erworbene Wissen neuen Gruppen zu Verfügung zu stellen, zum anderen auch, einen finanziellen Transfer von Altprojekten zu neuen Gründungen zu ermöglichen.
Jedes der Wohnprojekte wird Mitglied im Verein Mietshäuser Syndikat und hat bei den basisdemokratischen Mitgliederversammlungen eine Stimme. Bei neuen Gründungen wird das Mietshäuser Syndikat formell Minderheiten-Gesellschafter bei der Haus-GmbH, die das Haus kauft oder baut und verwaltet. Dem Dachverband wird im GmbH-Vertrag ein Vetorecht gegen Verkauf, Schenkung oder jede andere Form der Privatisierung des Hauses eingeräumt, was den Erhalt als Mietshaus auch nach Generationen sicherstellt.
Ein intensiver Beratungsaustausch, mittlerweile auch nach Regionen organisiert, hilft neuen Projekten in der ersten schwierigen Phase entscheidend. Der zentrale Verbund ermöglicht auch, Einfluss zu nehmen wie zum Beispiel beim Kleinanlegerschutz-Gesetz, er verfolgt rechtliche Veränderungen und mobilisiert Unterstützung, wenn ein Projekt ins Schlingern gerät. Oberstes Prinzip aber ist: Jedes Projekt ist autonom.

Links:
www.esperanza-mannheim.de
www.syndikat.org

In der Märzausgabe der Zeitung für Selbstorganisation, Contraste findet sich ein Schwerpunkt zum Mietshäusersyndikat; www.contraste.org

Dies ist ein Beitrag aus der aktuellen Druckausgabe der GWR. Schnupperabos zum Kennenlernen gibt es hier.

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