Jacinta Nandi: Die schlechteste Hausfrau der Welt. Nautilus Verlag, Hamburg 2020, 208 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-96054-240-7
Wer dachte, sie wüsste schon alles über Hausfrauen – nach gefühlt 100 Jahren feministischer Debatte über Care-Arbeit und Care-Revolution – wird hier eines Besseren belehrt. Bei der Lektüre der Kolumnen von Jacinta Nandi kann man sich köstlich amüsieren, denn die geschilderten Beobachtungen aus dem Alltag einer Hausfrau und Mutter sind nicht nur einfach sehr lustig, sondern auch sehr gut beobachtet, und zwar gerade dort, wo sie den Finger in die Wunde legen. Auch in so manche feministische Wunde.
Jacinta Nandi schildert ihr Leben als Mutter eines Teenagers und eines Babys, im Zusammenleben mit dem Vater des Babys, der aber überhaupt nichts im Haushalt tut. Ihr „Schlechtsein“ als Hausfrau macht sich allerdings nicht daran fest, dass sie ungeschickt wäre oder dieses oder jenes nicht könnte, sondern daran, dass die Protagonistin überhaupt kein Verständnis dafür hat, was man „normalerweise“ tut. Sie ist eine schlechte Hausfrau, weil sie einfach nicht versteht, warum alle Welt von ihr erwartet, dass sie diese Sachen machen muss – und nicht irgendjemand anders!
Zusätzlich spannend wird die Lektüre, weil Nandi, die die ersten 20 Jahre ihres Lebens in London aufgewachsen ist und dann nach Berlin kam (inzwischen ist sie 40), die „deutsche Hausfrauensache“ noch mal mit einem internationalen Blick betrachtet. Köstlich etwa, wenn sie über das deutsche Abendbrot schreibt. Dabei enthalten ihre Texte auch allerlei Informatives, etwa wenn man Einblick in die aktuelle „Hausfrauenbubble“ im Internet bekommt oder in die Probleme und Debatten der aktuellen hippen oder linken oder queerfeministischen Hausfrauen- und/oder Eltern-Szene. Eine perfekte Bettlektüre wird das Ganze schließlich noch dadurch, dass das Buch in einzelne Kolumnem unterteilt ist, so dass man es wunderbar häppchenweise genießen kann.