Tönnies kommentiert heute das Classico aus der Hauptstadt. Nicht der Clemens, der schlechter ist, sondern Ferdinand. Der Kartoffelacker hat zwar auch schon bessere Tage gesehen, wirkt aber wirklich angemessen für einen Abstiegsangstkrimi aus der Berliner Landesliga. Wir schalten nun Live nach Berlin, wo sich das Spiel bereits in den Schlussminuten befindet. Unser Reporter Ferdinand Tönnies resümiert das Spielgeschehen und kommentiert für uns die letzten Minuten. Und nun fragen wir uns: „Wird es einen Interessensausgleich geben?“
Hallo liebe Leute an den Endgeräten. Es steht 1:0 für die profitorientierte Immobilienwirtschaft, den BBU, gegen die ausgelaugten Berliner Mieter*innen Amateure. Die Immobilienwirtschaft war über die gesamte Spieldauer überlegen. Steil ansteigende Mieten gingen dem Gegnerteam mächtig ans Zahnfleisch. In der Anfangszeit gab es viel Betrieb über den Wirtschaftsflügel, der immer wieder die linke Seite der Amateur*innen zerpflügte. Bis dato war der „linke Angriff“ der Berliner*innen förmlich untergetaucht. Dies lag vielleicht auch an der bisweilen sehr rüden Gangart in der Partie seitens des Favoriten. Ohne Rücksicht auf fremde Verluste wurde der eigene Stiefel runtergespielt. Die unparteiischen (Schieds)Richter mit einem sehr weiten Regelverständnis sahen sich nicht veranlasst den teilweise unfairen Zweikampf-Methoden ein Ende zu setzen.
Die Tribüne folglich aufgrund des Spielverlaufs sichtlich nervös, viel Gemecker von den Rängen. Es wurde ja der zuvor als Hoffnungsbringer gefeierte Gerhard Schröder, nach jahrelangem Misserfolgen gegen die jetzt-Langzeittrainerin Merkel ausgetauscht. Sie vermochte aber auch keinen frischen Wind in die Angelegenheit zu bringen, sondern setzte den destruktiven Spielstil Schröders fort. Trotz permanentem Gegenhalten der aufopferungsvollen linken Verteidigungsseite musste sich die Abwehr in der 80. Minute dann dem neoliberalen Durchbruch geschlagen geben. Das Tor wurde wie folgt herausgespielt:
Eine zu schwache Organisation auf der linken Seite und das Kapital, als Spielmacher und 10er von den Schiedsrichtern gerne mit gewissen Superstarvorzügen behandelt, kann sich in aller Seelenruhe seine Anspielstation aussuchen. Die Mannschaft im Angriffspiel moralisch sehr flexibel, aber auch auf der Bank befindet sich genug weiteres internationales Kapital. Das Spielgerät gelangt zu dem internationalen schwedischen Schwergewicht Akelius, die gerissene Gesetzeslücke wird erbarmunglos ausgenutzt. Die CDU gleichermaßen dort zu finden. Geschickt werden sich die Bälle hin und her gespielt – das wirkt einstudiert. Der rechte Innenverteidiger Sarrazin begleitet nur. Er zieht ja in der kommenden Saison für eine doch hohe Ablöse das Trikot des Gegnerteams an. Über die Summe wurde jedoch von beiden Seiten Stillschweigen vereinbart. Auch die grüne Innenverteidigung wohl nur vermeintlich hinten links, kann der Abwehr der Mieter*innen nicht aushelfen. Wir halten fest, die profitorientierte Wohnungswirtschaft hämmert in der 80. Minute aus halbrechter Position das Ding zur Führung in die Gamaschen. Clever gemacht, obwohl eigentlich unverdient. Die Mieter*innen und Steuerzahler*innen hatten viel Motivation und Kreativität auf den Platz gebracht, konnten den Mehrwert ihrer Arbeit aber nicht vollends ausschöpfen und müssen sich im eigenen Haus düpieren lassen.
Die späte Führung stellte sich kurzzeitig als sehr komfortabel heraus. Im Anschluss fast schon arrogantes Auftreten seitens der profitorientierten Wohnungswirtschaft, so dominant wurde das öffentliche Feld bespielt und die Diskussionsräume eng gehalten. In der Folge aber der freie Markt im Zentrum ineffektiv, unterirdische Reinvestitionsquote, mangelnde Mietvertragsabschlüsse. Es reichte jedoch um das mitgebrachte Kapital scheinbar gewinnbringend zu verwalten.
Jetzt jedoch übernimmt in der Schlussphase dieses Spiels die von „Experten“ so lange verschmähte linke Seite die Initiative. An der Grundgesetzeslinie ein starker juristischer Kniff. Die Juristen hinten rechts auf der Gegnerseite haben Mühe und Not sich zu verteidigen. Die dreifach Sechs aus Springer, Merz und Karrenbauer wirkt ratlos. DWE hat den Kopf oben für die demonstrativ mitgelaufenen Berliner*innen, die das Ding fertig bringen. 1:1 Ausgleich! Mühelos machen die Mieter*innen das Tor. Überzahl in Objektnähe, alle spielen mit, sehr viele Akteure involviert und das Verteidigungsbollwerk der profitorientierten Wohnungsunternehmen fällt. Diese waren wohl gedanklich schon bei der Champagner-Dusche mit dem Hardcore-Fanblock der wenigen mitgereisten Großaktionäre. Die Nachspielzeit war fast abgelaufen und dann so eine Wendung. Es riecht nach Verlängerung.
Wenn auch du eine Verlängerung sehen möchtest, dann:
Unterstütze das Volksbegehren zur Gesetzesinitiative „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“!
Es sind 175.000 Unterschriften bis zum 25. Juni nötig.
Am 26. September ist das Rückspiel bei der Wahl.
www.dwenteignen.de
Zum Weiterlesen: Weitere Informationen zur Kampagne "Deutsche Wohnen und Co. enteignen" finden sich hier.
Dies ist ein Beitrag aus der aktuellen Druckausgabe der GWR. Schnupperabos zum Kennenlernen gibt es hier.