Sarah Mireku und Patience Amankwah (Hg.)/ Kollektiv The Power of Black Women: Unsere Seiten – Nimdieɛ schwarzer Superheldinnen, edition assemblage, Münster 2021, 40 Seiten, 14,80 Euro, ISBN 978-3-96042-081-1
Das Wort „Nimdieɛ“ – ausgesprochen mit Betonung auf der ersten Silbe – heißt „Wissen“ und ist Teil des Wortschatzes mehrerer westafrikanischer Sprachen. Mit diesem Buch teilen die Autorinnen ihr Wissen – und ihre eigenen Superkräfte.
In der deutschen Literaturlandschaft gibt es nicht genügend Bücher über Schwarze Superheldinnen, hat das Autorinnenkollektiv The Power of Black Women festgestellt – sieben Schwarze und Afro-Diasporische Mädchen und junge Frauen zwischen 13 und 30 Jahren, die im Rahmen eines Empowerment-Projekts in der Jugendbildungsstätte LidiceHaus in Bremen zusammenkamen. So kreierten sie sieben eigene Superheldinnen mit ganz besonderen Superkräften, deren Geschichten sie in diesem Buch erzählen.
Mit Lipgloss und Glitzersternen
Die Superheldin Adasa verlor mit zehn Jahren ihre beiden Eltern in einem Unfall, den sie selbst überlebte. Sie litt sehr unter dieser traumatischen Erfahrung. Eines Tages, als sie einen Text von Javal Bhatt las, der sie tief berührte, versprach sie sich, dass nie wieder ein Mensch vor ihren Augen leiden würde. Als sie kurz darauf ihren Lipgloss auftrug, spürte sie eine starke Kraft, die ihr seitdem ermöglicht, Leben zu retten und vielen Menschen zu helfen.
Die Superheldin Ama Serwaa Osaa ist 82.000 Menschenjahre alt und liebt es, nachzudenken und zu schreiben. Ihre Superkraft ist ihre unheimliche Auffassungsgabe – sie kann sich an fast alles erinnern, was sie mit ihren Sinnen einmal aufgenommen hat.
Akua die Strahlende ist für mich persönlich die vielleicht allertollste Superheldin in diesem Buch. Akua hilft, wann immer jemand oder etwas in Not ist. Sie entdeckte ihre Superkraft in einer Zeit, in der es ihr selbst sehr schlecht ging, als sie jedoch eines Tages zu der Erkenntnis kam, dass alle ihre Gefühle wertvoll sind. Sie aktiviert ihre Superkraft, indem sie an ihrer Locke zieht und laut rülpst – dann regnet es Konfetti und Glitzersterne, die eine schützende Barriere um das Wesen in Not formen. Die Täter_innen begreifen plötzlich, was sie bisher ignoriert hatten, und verhalten sich nur noch wohlwollend gegenüber anderen. Das Opfer wiederum bekommt von Akua die Gabe, das Erlebte verarbeiten zu können, wächst daran und ist glücklich und teilt dieses Glück mit anderen.
Die insgesamt sieben Superheldinnen sind nur wenige von vielen, heißt es im Buch. Sie wollen andere Schwarze Superheldinnen ermutigen, sich zu zeigen. Denn gemeinsam sind sie stark und werden die Welt zu einem besseren Ort machen.
Von Schwarzen Frauen für Schwarze Frauen
Selbstverständlich ist das Buch eine Kreation von Schwarzen Mädchen und Frauen für Schwarze Mädchen und Frauen. Es ist großartig, es zu lesen, und es hat den Autorinnen sicher Spaß gemacht, dieses Buch zu schreiben, zu illustrieren und zu gestalten. Am Ende sind außerdem leere Seiten reserviert für eigene Superheld_innen der Leser_innen.
Es ist unmöglich, dieses Buch nicht zu lieben, und mein einziger eventueller Kritikpunkt ist, dass bei suboptimaler Beleuchtung der dünne Text auf farbigem Hintergrund an manchen Stellen etwas schwer zu lesen ist!