Seit 15 Monaten sitzt Ella in Haft für Taten, die sie nicht begangen hat. Die namentlich nicht bekannte Umweltaktivistin – Ella ist ihr selbst gewähltes Pseudonym – wurde bei der Räumung des Dannenröder Walds festgenommen und schwerer Straftaten beschuldigt. Sie habe sich bei ihrer Festnahme gewaltsam gewehrt und die eingesetzten SEK-Beamten in Lebensgefahr gebracht, hieß es. Erst war von versuchtem Totschlag die Rede, im Verfahren vor dem Amtsgericht Alsfeld war sie dann der gefährlichen Körperverletzung angeklagt. Staatsanwaltschaft und Gericht legten einen beispiellosen Verfolgungseifer an den Tag. Ella wurde aufgrund der Aussagen einiger anonymer, vermummt auftretender SEK-Beamter zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Entlastende Beweise, z.B. zahlreiche Videos, wurden im Verfahren nicht zugelassen, Anträge der Verteidigung abgeschmettert.
Seit Anfang dieses Jahres läuft das Berufungsverfahren vor dem Landgericht Gießen. Inzwischen haben sich die Vorzeichen geändert. Unterstützer*innen haben ein Video gedreht und öffentlich zugänglich gemacht, welches die Aussagen der SEK-Beamten im Alsfelder Prozess als Lügen entlarvte (https://www.youtube.com/watch?v=XzO9vIUHCHM). In einer erneuten Befragung vor dem Gießener Landgericht mussten die Beamten ihre Aussagen aus dem ersten Verfahren zurücknehmen: Ihr Gedächtnis habe sie wohl getrogen, der Film zeige ja, dass die Räumung ganz anders gelaufen sei als von ihnen geschildert.
Die Polizeizeugen verließen den Gerichtssaal selbstredend als freie Männer; bislang hat es nicht den Anschein, als ob die Staatsanwaltschaft irgendeinen Handlungsbedarf sieht, nur weil die Zeugen der Anklage gelogen haben. Vielleicht findet sie das ganz einfach normal.
Ella hingegen sitzt nach wie vor in Frankfurt-Preungesheim im Knast. Ihre sehr engagierten Verteidigerinnen haben bereits am 18. Februar einen Antrag auf sofortige Freilassung ihrer Mandantin gestellt. Dieser wurde von Gericht und Staatsanwaltschaft erst auf die lange Bank geschoben und nun, am vergangenen Dienstag, abgelehnt.
Staatsanwaltschaft und Gericht legten einen beispiellosen Verfolgungseifer an den Tag. Ella wurde aufgrund der Aussagen einiger anonymer, vermummt auftretender SEK-Beamter zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Entlastende Beweise, z.B. zahlreiche Videos, wurden im Verfahren nicht zugelassen, Anträge der Verteidigung abgeschmettert.
Angesichts der unfassbaren Arroganz, mit der das Justizsystem auf ihren Rechten herumtrampelt und sie weiterhin ihrer Freiheit beraubt, obwohl die angeblichen Gründe sich längst in Luft aufgelöst haben, ist Ella am 3. März in einen befristeten Hungerstreik getreten. Einen Hungerstreik, mit dem sie nicht nur für sich selbst und ihre Freilassung kämpft, sondern für die Rechte und die Freiheit aller Schwachen und Unterdrückten. Ihr geht es niemals nur um ihre Person. Ihr Credo: Wir müssen über äußere und innere Grenzen hinweg zusammenfinden und gemeinsam kämpfen, bis wir die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen, die Zerstörung der Natur, Ausbeutung und Entfremdung überwunden haben.
Ihren Hungerstreik wird Ella bis zum 8. März fortsetzen. Dieses Datum ist nicht zufällig gewählt: Es ist der Internationale Frauentag – ein wichtiger Tag im Kampf um Frauenrechte, um Macht von unten und für eine gerechtere Welt.