Auf nach Mannheim!

Eigentlich sollte die VI. Anarchistische Buchmesse in ihrem zweijährigen Rhythmus 2021 stattfinden. Wie viele andere kulturelle Veranstaltungen musste sie wegen der Corona-Pandemie auf 2022 verschoben werden. Die derzeitige Planung der Buchmesse sieht keine Einschränkungen durch Corona vor. Aktuelle Informationen dazu werden online veröffentlicht.

Anarchistische Buchmessen seit 2011

Die Buchmesse wird von der Anarchistischen Gruppe Mannheim (AGM) veranstaltet, die 2003 gegründet wurde. Neben vielen Aktivitäten in den Anfangsjahren der Gruppe wie der Organisierung von verschiedenen Veranstaltungsreihen entstand Ende der 2000er-Jahre das Konzept zur Durchführung einer anarchistischen Buchmesse. Die Idee wurde damals von einem älteren Genossen in die Gruppe eingebracht. Leider verstarb er, bevor wir 2011 mit der ersten Buchmesse an den Start gingen.
Nach über zehn Jahren ihres Bestehens ist die Anarchistische Buchmesse Mannheim inzwischen sehr gut etabliert – sowohl bei den Ausstellenden als auch beim Publikum. Die Interessenlagen unserer Besucher*innen sind allerdings sehr unterschiedlich: sich über den Anarchismus historisch oder in seinen aktuellen Positionen informieren, mit libertären Autor*innen und antiautoritären Akti-vist*innen bei den Referaten diskutieren, sich aktiv für eine herrschaftslose Gesellschaft einsetzen und sich mit anderen Menschen vernetzen, um nur einige Beispiele zu nennen. Dennoch ist es der Buchmesse Mannheim im Wesentlichen gelungen, diese diversen Beweggründe des Publikums in ein solidarisches und dialogförderndes Format des deutschsprachigen Anarchismus zusammenzuführen.

Dazukommen, dabeibleiben

Anarchie heißt für uns als AGM vor allem Vielfalt, deshalb ist unsere Anarchistische Buchmesse grundsätzlich strömungsübergreifend. Von Anfang an haben wir großen Wert darauf gelegt, dass wir ein buntes, breites und pluralistisches Programm gestalten, bei dem verschiedene antiautoritäre Ansichten zur Diskussion gestellt werden. Dieser vielfaltbetonende Ansatz bezieht sich nicht nur auf den Messebetrieb, sondern auch auf das Vortragsangebot und das Kulturprogramm.
Durch die Buchmesse möchten wir dazu beitragen, dass sich der Anarchismus weiterverbreitet, dass sich antiautoritäre Theorie und Praxis weiterentwickeln, dass die grundsätzliche Kritik aller Herrschaftsformen öffentlicher wird und von mehr Menschen Zuspruch erhält. Deshalb ist und bleibt eine kontinuierliche und verlässliche Basisarbeit anarchistischer Gruppen nach wie vor unabdingbar.
Wir empfehlen das Prinzip DaDa – Dazukommen und Dabeibleiben. Es ist durchaus möglich, dass sich das radikale Empowerment jugendlicher Aktivist*innen über das Erwachsensein bis ins hohe Alter erhalten lässt. Denn sonst wird es nix mit der Sozialen Revolution.

Dutzende Veranstaltungen, zig Verlage

Bei der kommenden Buchmesse werden wieder zig verschiedene Verlage, Antiquariate und andere Ausstellende ihre Bücher, Publikationen und Medien rund um die anarchistische Bewegung anbieten. Beim Vortragsprogramm werden 26 Buchvorstellungen, Lesungen und Diskussionen zur Auswahl stehen. Und es gibt 2022 einige Veränderungen: Durch die Verlängerung der Buchmesse um einen Tag wird die bisherige Vortragszeit von eineinhalb auf zwei Stunden erweitert. Am Donnerstagabend (26. Mai) startet die Buchmesse mit einer Auftaktveranstaltung, schon am Freitagvormittag wird es mit dem Messebetrieb und den Referaten losgehen. Wie schon 2019 wird das abendliche Kulturprogramm auf mehrere Angebote verteilt. Hier wird die AGM mit verschiedenen selbstorganisierten und selbstverwalteten Initiativen in Mannheim kooperieren. Neben dem Highlight am Samstagabend (siehe unten) wird es u. a. eine Kinovorführung in den neuen Räumlichkeiten des kommunalen Kinos Cinema Quadrat geben.
Das Vortragsprogramm 2022 findet ihr demnächst auf unserer Homepage. Viele aktuelle soziale Themen werden behandelt werden, so die Kämpfe um Klimagerechtigkeit, die Konflikte in der Corona-Pandemie oder die Entwicklungen im basisdemokratischen Rojava. Über gesellschaftliche Alternativmodelle wie „Solidarische Ökonomie“, Genossenschaften oder Commons-Konzepte wird referiert werden. Biografien von zeitgenössischen Anarchist*innen werden vorgestellt. Auch der historische Teil wird nicht zu kurz kommen: So wird es u. a. eine Lesung zu einem Werk über die Bayerische Revolution 1918/19 geben.

Selbstorganisiert und nichtkommerziell

Die Anarchistische Buchmesse ist unser Schwerpunktprojekt als AGM und wird von der ganzen Gruppe getragen, die aus etwa zehn Leuten besteht. Die eigentliche Organisation der Buchmesse wird in einem verkleinerten Kreis einer Arbeitsgruppe mit rund fünf Menschen bewerkstelligt. Unsere ersten Planungen beginnen etwa ein Jahr vor der nächsten Buchmesse. Die langjährige Zusammenarbeit mit dem Jugendkulturzentrum forum ist äußerst konstruktiv und macht dabei auch Spaß.
Die AGM verfolgt bei der Realisierung der Buchmesse keinerlei kommerzielles Interesse. Alle notwendigen Tätigkeiten werden auf ehrenamtlicher Basis durchgeführt. Dennoch fallen für die AGM auch jede Menge Kosten für Miete und andere Ausgaben an. Wir sind deshalb dringend darauf angewiesen, dass die Ausstellenden einen überschaubaren Betrag für den belegten Quadratmeterraum entrichten. Rückblickend können wir in Bezug auf die Finanzen aber feststellen, dass sich die Buchmesse trägt und wir keinen Verlust machen. Unser Konzept, dass alle Veranstaltungen der Buchmesse auf Spendenbasis besucht werden können, werden wir auch dieses Mal wieder umsetzen, da wir niemanden vom Besuch der Messe ausschließen wollen.

Viele Unterstützer*innen

Die Organisation der Buchmesse wird zwar vor allem von der AGM geleistet. Es gibt aber ein breites Umfeld an Unterstützer*innen, die ihren Teil zur Umsetzung beitragen. So will die Gruppe aus Mannheim nicht als Dienstleisterin angesehen werden: Die Buchmesse ist Teil der anarchistischen Bewegung und soll für die und mit der Bewegung organisiert werden. Dies gilt genauso für das Küchenkollektiv „Le Sabot“ (vgl. dazu GWR 462 vom Oktober 2021), das erfreulicherweise wieder auf der Buchmesse kochen wird. Es soll keine Trennung von „Macher*innen“ auf der einen und Besucher*innen auf der anderen Seite geben. Alle können sich einbringen und zum Gelingen des Ganzen beitragen (wobei das natürlich kein Muss ist).
Die Anarchistische Buchmesse 
konnte im letzten Jahrzehnt eine ganze Reihe von Medien-partner*innen gewinnen, u. a. den lokalen „bermuda.funk“ oder die Zeitung „Contraste“. Die Zeitschrift „GaiDao“ der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen (FdA), bei der die AGM auch Mitglied ist, unterstützte uns seit 2013 bei der Erstellung eines umfangreichen Programmheftes. Dies wird bei der nächsten Buchmesse nicht mehr möglich sein, da die „GaiDao“ ihr Erscheinen 2021 leider eingestellt hat.
Die „Graswurzelrevolution“ hat von Beginn an das Programm der Buchmesse abgedruckt. Diese Medienpartnerschaft hat sich zudem positiv weiterentwickelt: In der vorliegenden GWR-Beilage „Libertäre Buchseiten“ erscheinen einige Rezensionen zu Büchern, deren Autor*innen auf der kommenden Buchmesse einen Vortrag halten werden.

In diesem Jahr wird darüber hinaus ein besonderes Ereignis stattfinden: Die „Graswurzelrevolution“ wird ihr 50. Jubiläum auf der Anarchistischen Buchmesse in Mannheim feiern. Ebenso wird es einen Vortrag mit vielen Bildern zum Thema „50 Jahre Graswurzelrevolution“ geben.

Abschließend wollen wir aus unserem Aufruf zitieren: „Kommt zur Anarchistischen Buchmesse 2022, die mit Sicherheit auch in diesem Jahr eine spannende Veranstaltung werden wird. Wir freuen uns darauf, euch in Mannheim wiederzusehen. Und wir freuen uns besonders auf Besucher*innen, die bisher noch nicht auf unserer Messe waren. Freiheit und Glück!“

 Buchmesse Mannheim