Liebe Leser*innen,
vor über einem Jahr begann das russische Militär auf Befehl von Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seitdem sind nach seriösen Schätzungen bereits mehr als 250.000 Menschen getötet worden (1). Ein Ende des Massenmordes ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, ein jahrelanger Stellungskrieg wird immer wahrscheinlicher, mit unzähligen Opfern auf beiden Seiten. Die Gefahr, dass es in einem der zum Teil jetzt schon durch die Kämpfe beschädigten Atomkraftwerke in der Ukraine zu einem Super-GAU kommt, wächst mit jedem Kriegstag.
Die Graswurzelrevolution kämpft seit 1972 für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft. Wir bekämpfen jeden Krieg, denn jeder Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Als konsequent antimilitaristisches Sprachrohr unterstützen wir Deserteure und Kriegsdienstverweigerer aller Kriegsparteien. Unsere Solidarität gehört nicht Regierungen, sondern sozialen Bewegungen, die gegen jeden Nationalismus, gegen Rassismus, Sexismus, Rüstungsindustrie und Krieg kämpfen. Für eine solidarische, emanzipatorische, freiheitlich-sozialistische Umwälzung der Gesellschaft. Für eine entmilitarisierte Welt, die Kapitalismus, Staat, Gewalt und Herrschaft zugunsten einer solidarischen Weltgesellschaft ohne Grenzen hinter sich lässt.
Graswurzelrevolution gegen Faschismus und jeden Krieg
Diese Ausgabe beschäftigt sich mit dem Krieg in der Ukraine und den Waffenexporten ins Kriegsgebiet. Thematischer Schwerpunkt ist die Situation im autokratisch vom Lukaschenka-Regime regierten Belarus, das vom Großen Bruder Putin zunehmend dazu gedrängt wird, direkt militärisch in den imperialen Krieg gegen die Ukraine einzusteigen.
Weitere Themen sind das Erdbeben in der Türkei und der Prozess gegen die türkische Graswurzelrevolutionärin Pinar Selek, die Abschottungspolitik der EU, die Situation der sozialen Bewegungen in Myanmar und im Iran, der feministische Streik in der Schweiz, Lützi, die Geschichte des Rassismus in der DDR und die der Solidaritätsarbeit des niederländischen Wuppertal-Komitees gegen den NS-Terror. Im „Feuilleton“ erwartet Euch ein Vorabdruck aus Hanna Mittelstädts Buch „Arbeitet nie! Die Erfindung eines anderen Lebens“. Außerdem Buchbesprechungen und ein Verriss des von der Presse hochgelobten „Unruh“-Films.
Persönliches
Mein Arbeitsvertrag als wissenschaftlicher Leiter des Archivs für alternatives Schrifttum (afas) endete am 31.12.2022. Es waren zwei spannende Jahre in Duisburg mit einem tollen Team, das ich vermissen werde.
Aufgrund der chaotischen Zustände bei der Bahn war ich von Anfang Januar 2021 bis Ende Dezember 2022 nur auf dem Weg von und zur Arbeit zwischen Duisburg und Münster täglich vier bis sechs Stunden unterwegs. Das war eine zweijährige Reise in eine andere Arbeitswelt, bei der ich viel Neues gelernt habe. Vielleicht kann davon langfristig auch die GWR profitieren.
Jetzt ist mein Weg zur Arbeit wieder kurz. Ich wohne nur 200 Meter vom GWR-Büro entfernt und bin glücklich, seit Anfang 2023 wieder als Redakteur für die Graswurzelrevolution arbeiten zu können, zusammen mit den GWR-Mitherausgeber*innen und -Autor:innen. Eigentlich war ich ja nie ganz weg, aber es ist halt doch etwas anderes, wieder das ganze Herzblut in dieses einzigartige Projekt stecken zu können, das ich über zwei Jahrzehnte hin als Koordinationsredakteur mitprägen durfte.
Herzlichen Dank, liebe Silke!
Die Redaktionsarbeit hätte ich gerne zusammen mit GWR-Mitherausgeberin Silke gemacht. Aber sie hat sich im Dezember entschieden, eine Auszeit als Redakteurin zu nehmen. Zuvor hat Silke nach Monikas Ausstieg aus der Redaktion als einzig verbliebene GWR-Koordinationsredakteurin die redaktionelle GWR-Arbeit ein Jahr lang im Homeoffice gewuppt, die Herausgeber:innentreffen organisiert und Monat für Monat eine starke Ausgabe nach der anderen produziert. Zusammen mit Layouter Dirk und den Mitherausgeber*innen. Auch das wunderbare 50-Jahre-GWR-Fest im Mai 2022 in Mannheim hat Silke als Hauptverantwortliche auf die Beine gestellt. Danke, liebe Silke, für Deine großartige Arbeit!
Ich hoffe, wir werden noch viele Jahre zusammen mit den anderen GWR-Herausgeber*innen, -Autor*innen und Leser*innen die Zukunft dieses Bewegungsorgans voranbringen.
Anarchie und Glück!
Bernd Drücke