Buchvorstellung und Diskussion
Lou Marin: Der 11. September und die neuen Kriege
Von der Bewegung gegen neoliberale Globalisierung zu einer weltweiten Antikriegsbewegung?
Nach dem 11. September 2001, so heißt es im Jargon der herrschenden Medien, werde nichts mehr so sein wie es vorher war. Ein Jahr später zeigt sich alles gelogen, der Kapitalismus macht weiter wie bisher, die Weltmächte auch und die Antwort auf die Attentate war eine ganz altbekannte: Krieg, nur auf eine neue, alle Optionen offen lassende Weise. Der Autor dieser Schrift, die die Ideologien, die sich um den 11.9. ranken, unter die Lupe nimmt, hat aus gewaltfrei-anarchistischer Perspektive die Verwundbarkeit westlich-kapitalistischer Industriegesellschaften thematisiert, eine Kritik der Ideologie der Vergeltung formuliert, den Begriff des Terrors genauer analysiert und die Triebkräfte des Afghanistan-Krieges dargestellt. Schließlich werden die neuen Sicherheitsgesetze und die neue Funktion der Bundeswehr aus libertärer Sicht kritisiert. Als Gegentendenz wird angedeutet, dass sich die Bewegung für eine andere Globalisierung derzeit weltweit zu einer Antikriegsbewegung weiter entwickelt.
Neuerscheinung: Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2002
Magnus Engenhorst: Kriege nach Rezept
Geheimdienste und die NATO in aller Welt
US- Präsident George W. Bush hat 2002 zum Jahr der Kriege erklärt. Während die Propagandamaschinen neue Bedrohungsszenarien beschwören, entsenden die westlichen Staaten ihre Truppen in alle Welt. Kein Staat kann sich vor dem „Kreuzzug“ gegen den „islamischen“ Terrorismus sicher fühlen. Geheimdienste spielten bei dem Aufstieg der Taliban in Afghanistan die entscheidende Rolle. Blutige Konflikte und selbst Kriege gehen auf das Konto der Geheimdienste. Die unterschiedlichen Machtinteressen zwischen den Vereinigten Staaten und der EU treten dabei immer mehr zu Tage. Diese neue Qualität im Kampf um Macht kündigte sich bereits bei den Konflikten auf dem Balkan und im Kaukasus an. Bereits zu seinem Beginn scheint somit klar: Das 21. Jahrhundert wird ein neues Jahrhundert der Kriege.
Neuerscheinung: Verlag Edition AV, Frankfurt 2002
Wo? Im roten AStA-Haus / Lesecafé / 2. Stock / Kleiststr. 5 / 60318 Frankfurt a.M.
Wann? Donnerstag 10. Oktober 2002 / 20.00 Uhr
Eintritt frei / Veranstalter: FAU/Frankfurt, GWR-Verlag, Verlag Edition AV
Lesung und Verlagsparty
Ralf Burnicki: Anarchismus und Konsens
Gegen Repräsentation und Mehrheitsprinzip: Strukturen einer nichthierarchischen Demokratie
Der libertäre Autor Ralf Burnicki legt hier eine weiterführende Arbeit vor. Sein neues Buch bietet eine Einführung in den Anarchismus vor dem Hintergrund libertärer Entscheidungsprozesse. Anstelle von Mehrheitsprinzipien und repräsentativer Demokratie setzt der Anarchismus auf basisbestimmte Konsens-Politik, die denjenigen, die von Entscheidungen betroffen sind, ein Mitspracherecht garantiert, Minderheiten in Entscheidungsprozesse einschließt und Benachteiligten die Möglichkeit eines Vetos einräumt. Wie diese alternativdemokratische Konzeption auf gesellschaftlicher Ebene funktionieren könnte, welche Voraussetzungen hierfür geschaffen und welche Verhältnisse überwunden werden müssten, dies ist Thema dieses Bandes, der zugleich die kritische Analyse des anarchistisch-libertären Konsensprinzips liefert.
Michael Halfbrodt: Entscheiden & Tun
Zwei Texte ohne Substantive: Geht das? Und wenn ja, wozu soll das gut sein? Eine Demonstration sprachlicher Virtuosität jedenfalls ist nicht das Ziel. Andererseits heißt es abschied nehmen von der Darstellung einer ‚realen Welt‘ in ihren besonderen Umständen und Ausformungen. Der konkrete Einzelfall scheidet aus. Was bleibt also zu zeigen übrig mit solch beschränkten Möglichkeiten? Zum Beispiel das gesamte Universum gesellschaftlichen Handelns in seiner abstrakten Allgemeinheit. Nicht das Individuelle ist Thema, sondern das, was sich tagtäglich wiederholt, unabhängig von Zeit, Raum und handelnden Personen. Zwei Bereiche werden exemplarisch herausgegriffen: die Mechanismen der Integration in modernen bürokratischen Gesellschaften und die Widersprüche im kapitalistischen Produktionsprozess. Beide geprägt von Abläufen, die sich Willen und Bewusstsein entziehen, was allerdings nicht heißt, dass sie nicht durch handelnde Subjekte veränderbar wären.
Wo? FAU-Frankfurt Mühlgasse 13 / 60486 Frankfurt a.M.
Wann? Freitag 11. Oktober 2002 / 20.00 Uhr
Eintritt frei / Veranstalter: FAU/Frankfurt, Verlag Edition AV
Anmerkungen
Verlag Graswurzelrevolution auf der Buchmesse: Halle 3.1.A 154