transnationales / antimilitarismus

Türkei: Verweigerer Inan Süver weiter in Haft

| DFG-VK Hessen

Nach Informationen der KriegsgegnerInnen in der Türkei wurde der türkisch-kurdische Kriegsdienstverweigerer Inan Süver am 26. November 2010 in ein Militärkrankenhaus zur Überprüfung seiner Tauglichkeit überstellt. Mit Gültigkeit ab 2008 wurde ihm eine Untauglichkeitsbescheinigung ausgestellt.

Am 6. Dezember 2010 fand gegen Inan Süver ein Strafverfahren statt, da er sich im Militärgefängnis geweigert hatte, Uniform zu tragen und weil er im Jahre 2007 nicht zu seiner Einheit zurückkehrte. Er wurde aufgrund der Untauglichkeitsbescheinigung freigesprochen.

Allerdings verbleibt Inan Süver weiter in Haft, da er aufgrund einer Verurteilung zu 35 Monaten wegen seiner Desertionen in den Jahren 2003, 2004 und 2006 noch 25 Monate Haft zu verbüßen hat. Am 6.1.2011 wurde er in das Bezirksgefängnis nach Gediz verlegt.

Inan Süver war 2001 zum Militärdienst einberufen worden und desertierte nach 13 Monaten. Er wurde verhaftet und saß sieben Monate im Gefängnis. Als Inan Süver desertierte, wusste er nichts von der Idee der Kriegsdienstverweigerung. Später erfuhr er davon und erklärte am 10. Oktober 2009 selbst seine Verweigerung: "Sehr geehrte Kommandanten, ich will Euch heute etwas mitteilen. Ich habe gehört, dass es so etwas wie ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung gibt. Ich mache von meinem Recht auf Kriegsdienstverweigerung Gebrauch. Sie sollen wissen, dass ich ein Feind des Staates bin. Sie sollen wissen, dass ich selbst gegen Sie niemals eine Waffe in die Hand nehmen werde. Denn ich weiß, dass das, was ich gerade geschrieben haben, Sie selbst wie eine Kugel treffen wird. Ich will lieber getötet werden, als selber zu töten."

Inan Süver war am 5. August 2010 verhaftet worden. Er hatte versucht, bei den Behörden in Bakirköy, einem Stadtteil von Istanbul, Identitätspapiere zu beantragen. Während der Prüfung seiner Identität wurde festgestellt, dass er unter der angegebenen Adresse als Deserteur gesucht wird.

Die Türkei erkennt das Recht auf Kriegsdienstverweigerung nicht an. Jeder türkische Mann ist mit 20 Jahren zur Ableistung des Militärdienstes verpflichtet. Kriegsdienstverweigerer, die aufgrund ihrer Entscheidung die Uniform oder Befehle verweigern, werden wegen Befehlsverweigerung angeklagt und nach Verbüßung der Haftstrafe erneut einberufen. Dieser Teufelskreis kann ein Leben lang fortbestehen, da die Wehrpflicht in der Türkei erst nach Ableistung des Militärdienstes als erfüllt gilt.

Wir bitten um Unterstützungsschreiben an Inan Süver. Diese können
gerichtet werden an:

Inan Süver
Gediz Kapali Cezaevi
Kütahya/Türkei

Wir bitten um Protestschreiben an die türkische Regierung:

Präsident Abdullah Gül
Fax 0090-312-4271330
E-Mail cumhurbaskanligi@tccb.gov.tr

Anmerkungen

Die DFG-VK Hessen hatte sich bereits im September für Inan Süver eingesetzt, unter anderem bei der Kundgebung am Antikriegstag am 1. September in Frankfurt. Die Forderungen auf unserer damaligen Unterschriftenliste nach Freilassung von Inan Süver und nach der Anerkennung des Menschenrechts auf Kriegsdienstverweigerung in der Türkei sind nach wie vor aktuell.

Kontakt & Infos

Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)
Landesverband Hessen
Mühlgasse 13
60486 Frankfurt
Tel. 069-43 14 40
Fax 069-49 90 007
dfgvkhessen@t-online.de
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