Die Libertäre Aktion Winterthur (LAW) veranstaltet vom 8.-10. Februar 2013 zum achten Mal die "Anarchietage" – ein freies Diskussionswochenende mit Vorträgen, wo jeweils die Möglichkeiten der sozialen Emanzipation ausgelotet werden. An den kommenden Anarchietagen steht der Themenkomplex "Migration – Grenzen – Rassismus" im Zentrum. Eröffnet wird das Wochenende in der Alten Kaserne Winterthur durch den Berliner Autor Sebastian Friedrich, welcher die Entwicklungen des antimuslimischen Rassismus im Neoliberalismus erforscht. Am Samstag zeigt das italienische "Kollektiv Teleimmagini" zwei neue Videoreportagen über die Flucht von TunesierInnen in das vermeintliche Paradies Europa. Die Kontinuität des Aufbaus der "Festung Europa" und die jüngsten Vorgänge im Zuge der arabischen Revolten erläutert anschliessend der Journalist Bernhard Schmid aus Paris. Einen historischen Blick auf Ausschaffungen unternimmt am Sonntag der Aktivist und Historiker Adi Feller. Er zeigt, wie die Schweiz Ende des 19. Jahrhunderts hunderte Anarchisten als "fremde Elemente" ausgewiesen hat. Schliesslich berichtet die autonome Zürcher Gruppe "Refugees Welcome", wie sie die letzten 20 Jahre der hiesigen Sans-Papiers-Bewegung wahrgenommen hat.
Einleitungstext für die Anarchietage 2013
Grenzen sind für das Funktionieren der kapitalistischen Gesellschaft notwendig. In ihrer manifesten politisch-geographischen Form lässt sich durch Grenzen nicht nur der Güterverkehr regulieren und wenn nötig eindämmen, sondern auch die Bewegungsfreiheit der Menschen. Während aber das neoliberale Streben nach einem "globalen Markt" diese Grenzen für Güter immer durchlässiger macht, werden sie für viele Menschen, die eben im Zuge dieser Politik zur Migration gezwungen werden, zu einem fast unüberwindbaren Hindernis. Begriffe wie die "Festung Europa" oder die "Border Wall" zwischen Mexiko und den USA stehen nicht nur sinnbildlich für eine extrem restriktive Migrationspolitik der reichen Länder des Nordens, sondern verweisen auch auf den militärischen Charakter dieser hochgerüsteten Barrieren, die Flüchtenden immer wieder den Tod bringen. Grenzen werden aber nicht nur gegen aussen, sondern auch im Innern gezogen. Diskriminierung und Exklusion trifft nicht nur Menschen mit "Migrationshintergrund", aber auch und vor allem solche. Xenophobie und Rassismus sind in der Bevölkerung weit verbreitet und erschweren ein für den Kampf gegen das kapitalistische System notwendiges Zusammengehen der Ausgebeuteten, egal ob "Schweizer_innen" oder "Ausländer_innen", erheblich. Für Anarchist_inn_en sind Fragen nach Grenzen, nach der Bedingungen und Auswirkungen von Migration sowie nach Fremdenfeindlichkeit und Rassismus daher oftmals von grosser Bedeutung. An diesen achten Anarchietagen in Winterthur wollen wir diese Themen aufgreifen und theoretische Reflexion sowie wirksame Praxis ins Zentrum stellen.
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