transnationales

Schmiermittel für die soziale Revolution

Unterstützt die ArbeiterInnen von Vio.Me!

| Ralf Dreis

Die durch die Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF forcierte soziale Zertrümmerung Griechenlands schreitet voran. Tausende kleine und mittlere Unternehmen sind bankrott, die Städte gekennzeichnet durch leere Schaufenster und Betriebe. Bei einer Arbeitslosenrate von 29% und einer Jugendarbeitslosigkeit von 63% wachsen Angst und Perspektivlosigkeit. Über 300.000 Griechen und Griechinnen sind ausgewandert, fast 4000 haben aus Verzweiflung Suizid begangen.

Deutschlands Hauptrolle in diesem Prozess und der Profit, den es aus der Zerschlagung der Infrastruktur des Landes zieht, werden verschwiegen, die Proteste als unberechtigtes Aufbegehren von Faulenzern und Extremisten dargestellt.

Schmiergeldzahlungen deutscher Firmen (KMW, Siemens, MAN u.a.) an griechische Politiker werden höchstens kurz in den Wirtschaftsspalten erwähnt, das nationalistische Rollback, die repressive Regierungspolitik, die rassistischen Angriffe, der Aufstieg der Faschisten von Chrysí Avgí, oder die mörderische Flüchtlingspolitik systematisch ausgeblendet.

Doch noch immer finden täglich Aktionen, Demonstrationen, Besetzungen und Streiks statt. Soziale Zentren, Kooperativen und Kollektivbetriebe entstehen trotz Repression im ganzen Land.

Aus Enttäuschung über die staatstragenden Gewerkschaften und die Parteien, aus Alternativlosigkeit, purer Not oder Überzeugung, wählen viele den Weg der Selbstorganisierung. Über 3.000 selbstverwaltete Projekte und Initiativen sind mittlerweile entstanden und präsentieren den Entwurf einer solidarischen Gesellschaft.

Vio.Me – eine Fabrik in Selbstverwaltung

Ein eindrucksvolles Beispiel ist die besetzte Fabrik Viomichanikí Metalleftikí (Vio.Me) in Thessaloníki. Vio.Me wurde 1982 als eine der drei Tochterfirmen von Philkeram & Johnson gegründet und stellte chemische Baumaterialien wie Fugenkleber her. Im Mai 2011 stellten die Besitzer die Lohnzahlungen ein, verschuldeten den Betrieb und machten sich schließlich aus dem Staub.

Um die Demontage der Produktionsmittel zu verhindern und die Zahlung der Löhne zu erzwingen, besetzten die ArbeiterInnen die Fabrik. Ihre Lohnforderungen wurden ignoriert, die üblichen Wege wie Gerichtsverfahren oder Investorensuche blieben ohne Erfolg.

Also beschlossen sie die Produktion selbst in die Hand zu nehmen. Im Februar 2013 feierten Tausende mit einem großen Solidaritätskonzert die Wiedereröffnung der Fabrik.

Seit April 2013 produziert Vio.Me mit Hilfe selbstorganisierter Strukturen Thessaloníkis umweltfreundliche Reinigungsmittel, die in sozialen Zentren, anarchistischen Treffpunkten, besetzten Häusern und auf informellen Straßenmärkten vertrieben werden. Obwohl die Gespräche mit den staatlichen Behörden über einen legalen Rahmen gescheitert sind und sowohl die von der KKE dominierte Gewerkschaftsfront Pame als auch der Gewerkschaftsdachverband GSEE die Unterstützung der selbstverwalteten Fabrik verweigern, machen die ArbeiterInnen weiter.

Bundesweiter UnterstützerInnenkreis gegründet

Ein Zusammenschluss von Kollektivbetrieben, Basisgewerkschaften, politischer Gruppen, und Einzelpersonen aus Deutschland will die Vio.Me-ArbeiterInnen solidarisch unterstützen.

Das Beispiel der selbstverwalteten Fabrik soll hier bekannt gemacht, ihre Produkte hier verkauft werden.

Darüber hinaus sind alle aufgerufen dem Krisendiktat der Troika Widerstand entgegen zu setzen. Vio.Me zeigt, dass es eine Alternative zu Spardiktat, Nationalismus und sozialer Zertrümmerung gibt – die Solidarität sozialer Bewegungen und die Selbstorganisierung von unten.