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Marx versus Stirner

| Maurice Schuhmann

Jochen Knoblauch: Marx vs. Stirner. Ein Versuch über Dieses & Jenes, Edition AV, Lich 2014, 88 S., 14 Euro, ISBN 9783868411201

„Marx repräsentiert das 19. Jahrhundert und Stirner wies über seine Zeit hinaus. Das ist der entscheidene Unterschied“, lautet die provokante These von Jochen Knoblauch.

Ursprünglich als Beitrag für den Sammelband „Feindliche Brüder“ geplant hat er seinen Text ausgebaut und mit passenden Illustrationen versehen beim Verlag Edition AV unter dem Titel „Marx vs. Stirner“ publiziert.

Der ursprünglich beim Karin Kramer Verlag geplanten Veröffentlichung kam tragischer weise der Tod des Verlegerpaares Karin und Bernd Kramer dazwischen [vgl. Nachrufe, in: GWR 389 und GWR 393].

In einem lockeren Stil – vom Aufbau im Inhaltsverzeichnis an Stirners Œuvre erinnernd – schwadroniert Jochen Knoblauch kompetent über Max Stirner und das Verhältnis zu Karl Marx und dem wissenschaftlichen Sozialismus. Es ist kein trockener wissenschaftlicher Text, sondern ein flüssig geschriebener Essay, der mit musikalischen Zitaten durchzogen ist und sich nicht scheut auf Wikipedia als Ressource zurückzugreifen. Beispielhaft hierfür ist die folgende Passage: „Somit wurde in den damaligen philosophischen Kreisen mit Stirner das Ende der Philosophie deklariert, zumindest das Ende der Hegelschen Geistigkeit. Aber letztendlich ist das Ganze doch nur ein Wortgemetzel. Lasst uns doch endlich in Ruhe mit Euren philosophischen und anderen Helden! ‚Kick out the jams, motherfuckers‘.“ (17).

In ähnlicher Schreibweise polemisiert er auch gegen den Staatskommunismus. „Der Kommunismus war selbst nach Generationen nicht in Sicht und bleibt im Dunst von Partei-Nebelmaschinen unsichtbar.“ (38)

Letztendlich bleibt Knoblauch auch nicht dabei stehen, Stirner zu referieren, sondern formuliert hieraus auch eine kämpferische Aufforderung, den Kapitalismus zu bekämpfen. Als Anhang findet sich noch ein Vortragsmanuskript von ihm über „Libertäre Freiheit heute“, womit er auch auf einen für Stirner sehr relevanten Aspekt eingeht.

Dieser Text ist in erster Linie als Einstieg ins Thema gedacht – ohne den Anspruch zu vertreten es ausufernd zu beleuchten. Hieraus konnte ich persönlich wenig ziehen.

Der Text „Marx vs. Stirner“ ist hingegen sicherlich kein vertiefender Beitrag zur Erforschung der Debatte zwischen den beiden Denkern, was auch nicht sein Anspruch ist, sondern ein leicht-verständlicher, kompetenter Einstieg in die Thematik mit interessanten Denkanstößen. Er besticht zudem durch seine Kenntnis der Thematik, die selbst Kennern der Materie manches wieder ins Gedächtnis ruft.