geld oder leben

NO TTIP! – Widerstand im ganzen Land

Bericht zur Anti-TTIP-Demo in Hannover am 23. April 2016

| Dju (Gruppe gewaltfreier AnarchistInnen Hannover)

Wieder demonstrierten fast Hunderttausend Leute gegen TTIP und CETA. Die Einschätzungen reichen zwischen 35.000 bis 90.000, die größere Zahl dürfte realistisch sein, da parallel zur eigentlichen Demonstration auf Grund der Überfüllung von Plätzen und Straßen überall in der Innenstadt Hannovers die Menschen gegen TTIP und CETA demonstrierten.

Die Ausrichtung war klar: Gegen die die neoliberale Zurichtung der Gesellschaft und für die internationale Solidarität. Ein breites Spektrum von Gewerkschaften über Linke bis zu uns AnarchistInnen hat sich hier zusammengefunden und viele auch sehr bürgerliche Demonstrierende waren interessiert anderes kennen zu lernen. Ich habe eine Reihe Menschen unterschiedlichen Alters gesprochen, die das erste Mal auf einer Demonstration waren, und ich habe viele getroffen, die ich seit Jahren nicht mehr auf Demonstrationen gesehen habe.

Als Graswurzelgruppe Hannover – Gruppe gewaltfreier AnarchistInnen – haben wir ein Massenflugblatt verteilt mit einer klaren Positionierung gegen Neoliberalismus, Nationalismus und AFD.

„‚Wer von Kapitalismus nicht reden will, sollte über den Faschismus schweigen‘ und: Wer vom Neoliberalismus schweigt, wird über die AFD nichts zu sagen wissen. TTIP und AFD sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Sowohl im neoliberalen wie im nationalistischen Denken und Handeln geht es darum, die Menschen aufeinander zu hetzen. Die AFD und PEGIDA sind nur Wurmfortsätze des Neoliberalismus. Wir dürfen nicht zulassen, dass durch neoliberale Standortlogiken oder durch nationalistische Hetze die internationale Solidarität zerstört wird. Die Menschen müssen begreifen, dass sie den Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung nur als gemeinsamen in einer weltweiten Anstrengung gewinnen können. TTIP steht nicht für globale Zusammenarbeit, sondern dies ist ein Vertragswerk um genau diese weltweite Zusammenarbeit an der Basis zu unterminieren.“

Wir stießen damit auf viel positive Resonanz, grundsätzlich wurde aber deutlich, dass viele Menschen den Begriff Anarchie nur noch mit obskuren RTL-Serien oder Gewalt in Verbindung bringen. Die Graswurzelrevolution muss wieder viel stärker vor Ort konkret Präsenz zeigen um die Ideen des gewaltfreien Anarchismus zu verbreiten. Die Menschen sind durchaus bereit sich auseinanderzusetzen.

Und es ist wichtig, politische Handlungsalternativen jenseits von Parlamentarismus und Großdemonstrationen aufzuzeigen. Ein großes Risiko besteht zurzeit darin, dass diese Großdemonstrationen ähnlich im Sande verlaufen könnten, wie es der Friedensbewegung gegen die NATO-Mittelstreckenraketen in den 1980er Jahren passiert ist. Die Anti-TTIP-Bewegung braucht dringend Perspektiven weitergehender gewaltfreier Aktionsmöglichkeiten vergleichbar den Aktionsformen der Anti-Atomenergie-Bewegung und sie muss langfristige Widerstandsperspektiven entwickeln. Die Überwindung von Kapitalismus und Neoliberalismus wird nicht in einer Woche, nicht in einem Jahr und nicht einmal in einem Jahrzehnt zu leisten sein. Wir brauchen einen langen Atem. Dies sind Erfahrungen, die die Graswurzelrevolution in den Widerstand gegen TTIP, CETA und die neoliberale AGENDA insgesamt einbringen kann, zusammen mit ihrer Erfahrung in gewaltfreien Widerstandspraxen. Wir werden, so wenige wie wir sind, nur kleine Anstöße geben können, aber das macht die Aktivitäten nicht weniger sinnvoll. Die größten Tugenden der RevolutionärInnen sind Geduld, Ausdauer und die Fähigkeit Zuzuhören.

„Nun ist es an uns, für eine Zukunft ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg zu streiten, gegen Nationalismus und Neoliberalismus, gegen AFD und TTIP, CETA u.a., für eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen weltweit. Niemand sagt, dass dies einfach wird, aber es liegt an uns, dies möglich zu machen.

Für Grenzen einreißende Solidarität!
Gutes Leben und Freiheit für ALLE!“