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Klimacamp im Rheinland: „Den Stimmen der Betroffenen Gehör geben“

Lokales Programm und zwei internationale Konferenzen geplant

Rheinisches Braunkohlerevier – Der Termin des diesjährigen Klimacamps im Rheinland und erste Programmpunkte stehen fest: Das Camp wird vom 11. bis 22. August 2018 in der Region um den Tagebau Garzweiler stattfinden. Dabei steht die Vernetzung mit den Anwohnenden im Vordergrund: Erstmals wird es ein Programm von und für die lokale Bevölkerung geben. Darüber hinaus finden auf dem Camp zwei internationale Konferenzen der Bewegung für Klimagerechtigkeit statt.

Bereits seit zwei Jahren ist das Klimacamp im Austausch mit der Bergbaugewerkschaft IG BCE. Im letzten Jahr fand im Rahmen des Camps eine Podiumsdiskussion zur Zukunft des Rheinlandes statt: Rund 300 Menschen – Gewerkschafter, Anwohnerinnen, Wissenschaftler und Klima-Aktive – diskutierten in der Stadthalle Erkelenz über einen sozial und ökologisch gerechten Ausstieg aus der Braunkohle. Auf dem diesjährigen Klimacamp soll es eine Fortsetzung des erfolgreichen Formats geben.

Der Kohleausstieg ist auch Thema in der Bundespolitik. Die Regierung will das Problem in die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ auslagern. Johanna Winter vom Klimacamp kommentiert: „Wie der Name schon zeigt, geht es hierbei nicht um einen sozial und ökologisch gerechten Kohleausstieg, sondern primär um die Interessen der Konzerne. Die Betroffenen sitzen nicht in der Kommission: es gibt dort keine Menschen deren Dörfer abgebaggert werden, geschweige denn Menschen, die durch den Klimawandel schon jetzt ihre Lebensgrundlagen verlieren. Wenn nur die Interessen von Unternehmen gehört werden, ist das undemokratisch. Deshalb wollen wir mit dem Klimacamp wieder einen Raum schaffen, wo die Stimmen der Betroffenen Gehör finden.“

“In der Vergangenheit waren die Klimacamps für mich als betroffene Anwohnerin ein eher abstraktes Gebilde. Jetzt, wo wir offiziell als Umsiedler geführt werden, wird klar, dass die Braunkohle gar nicht mehr benötigt und sogar exportiert wird, womit die Basis für den Abbau nicht mehr gegeben ist. Ich sehe im Klimacamp eine echte Chance, dass uns Umsiedlern und der Natur doch noch geholfen werden kann.“ so Christiane Heinzl, Anwohnerin aus Unterwestrich. Mit einem offenen Brief haben sich Anwohnende aus dem Rheinland, der Lausitz und dem Mitteldeutschen Revier gemeinsam an die Bundesregierung gewendet und fordern ein Mitspracherecht in der Kommission.

„Schon jetzt ist klar, dass Deutschland die Klimaschutzziele 2020 nicht erreichen wird. Wenn wir den Klimawandel abmildern wollen und die Lasten gerechter verteilen wollen, müssen wir jetzt handeln. Da wir aber mit Trump und Co in der internationalen Politik sogar Rückschritte sehen, entwickeln wir mit einer länderübergreifenden Konferenz Strategien, um wirksam für Klimagerechtigkeit zu kämpfen.“ so Christopher Laumanns vom Klimacamp. Auf dem Klimacamp im Rheinland 2018 werden zwei Konferenzen stattfinden: Das Treffen „Structures for Change!“ des europäischen Netzwerks „Climate Justice Action“ wird die Arbeitsweisen der Bewegung reflektieren. Eine Strategiekonferenz soll zudem Vorschläge für Aktionen im Jahr 2019 und darüber hinaus entwickeln.

Die Klimagerechtigkeitsbewegung wächst seit Jahren, so dass es diesen Sommer neun Klimacamps geben wird. Neben dem Rheinischen Camp gibt es Camps im Leipziger Raum, in Österreich, Tschechien, Polen, den Niederlanden und der Schweiz. Allen Camps ist gemeinsam, dass sie für Klimagerechtigkeit und ein Gutes Leben für Alle streiten.