Gedenken an den Anarchosyndikalisten und Kriegsgegner Fritz Oerter

Am 19.2.2019 wird ab 17 Uhr der 150. Geburtstag des libertären Schriftstellers, Lithografen und Bibliothekars in der Oberen Fischerstraße 3 in Fürth gefeiert

Fritz Oerter wurde vor 150 Jahren, am 19. Februar 1869, als Kind einer Soldatenfamilie geboren und erlebte den abstoßenden Militarismus von Kindesbeinen an.

Den Großteil seines Lebens verbrachte er in Fürth. Früh wandte er sich libertären Idealen zu, organisierte sich in anarchosyndikalistischen Gruppen und Kulturvereinigungen. Als Schriftsteller und politischer Kommentator hinterließ er ein umfangreiches Werk, das durch umfassendes Wissen, treffende Alltagsbeobachtungen und Analysen glänzt. Darin befasste er sich intensiv mit wirtschaftlichen und politischen Fragen, mit Pädagogik und Sexualität. Gerade in Zeiten des Rechtsrutsches ist sein Werk aktuell. So schrieb er 1914 in seinem Tagebuch: „Wenn sich der Zorn des Publikums anstatt gegen wirkliche oder vermeintliche Ausländer mehr gegen Silberdiebe im eigenen Land richten würde, wäre das viel gescheiter.“

Fritz Oerter war 1918/1919 Mitglied des Arbeiterrates Fürth und unterstützte auch in den Folgejahren die sozialen Kämpfe der Arbeiter*innen. Der Vielbelesene richtete in der Oberen Fischerstraße 3 eine Leihbücherei ein. Denn der Syndikalismus war für ihn auch „eine Kulturmacht“, der die gewaltfreie, soziale Revolution u. a. durch Bildung erreichen wollte. Fritz Oerter erkannte die kommenden Gräuel der Nazis früh. „Die politische Nacht dauert an“, schrieb er am 21. Dezember 1932 in seinen Tagebüchern. 1935 starb er vermutlich infolge der Haftbedingungen und der Misshandlungen durch die SA nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis.

Fritz Oerters Leben war geprägt von einer radikalen Menschenfreundlichkeit, vom Kampf gegen Krieg, Kapitalismus und Nationalismus. Er strebte nach der Befreiung aller Menschen, nach einer gewaltfreien Welt. Möge uns sein Lebenswerk mahnen und motivieren: „Ich glaube an die Macht des Guten, wenn es auch den Anschein hat, als wäre sie gänzlich aus den Herzen der Menschen vertrieben.“ (Fritz Oerter, 1914)

Im Anschluss: Vortrag von Leonhard F. Seidl: „Fritz Oerter. Der radikale Menschenfreund aus Fürth“, 19.2.2019, 17:30 Uhr.Welthaus Fürth, Gustavstr. 31, Eingang Leihbücherei, Obere Fischerstr. 3, Fürth. Unterstützer*innen: Altstadtverein Fürth, Freie Arbeiterinnen und Arbeiter-Union (FAU) Ortsverband Nürnberg, Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rasssismus